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Chor:Wehmut ohne Endzeitstimmung

Ein letztes Mal war die Kirchenchorgemeinschaft Mehren/Demerath (Pfarrei Gillenfeld/Vulkaneifel) im Advent in einer Vorabendmesse zu hören. Dann wurde der Schlusspunkt gesetzt – nach 115 Jahren. Warum es so gekommen ist.
Die Kirchenchorgemeinschaft Mehren/Demerath nach ihrem letzten Auftritt in der St.-Matthias-Pfarrkirche in Mehren – mit Präses Pfarrer Dr. Jonas Weller (hinten links) und Ruhestandspfarrer Rudolf Heck (mittlere Reihe rechts), mit dem Chorleiter Heinrich Röhrs (vorne links) und der Vorsitzenden Ilse Schleuning (vorne Dritte von rechts).
Datum:
24. Jan. 2024
Von:
Brigitte Bettscheider/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Mehren - Es ist nur schwer vorstellbar, dass die zwei Dutzend Frauen und Männer, die sich an diesem Abend im Mehrener Pfarrheim versammeln, in dieser Formation an dieser Stelle nicht mehr zusammentreffen werden. Sie haben Fahrgemeinschaften gebildet oder den Fußweg aus dem Dorf gemeinsam zurückgelegt; sie begrüßen einander herzlich, ihr Umgang ist vertraut. Zum Warmwerden stimmt Chorleiter Heinrich Röhrs ein schwungvolles Lied an, in dem es heißt: „Immer wenn es uns gut geht, dann öffnen wir den Mund, fangen an zu singen, denn das ist gesund.“ 

Eine schleichende Schwächung 

Es ist die wöchentliche Probe der Kirchenchorgemeinschaft Mehren/Demerath. Doch der frohe Schein trügt. Denn es ist die allerletzte Probe eines Ensembles, das vor 115 Jahren als Männerchor gegründet worden und als gemischter Chor über Jahrzehnte aktiv gewesen war. Die Vorsitzende Ilse Schleuning spricht aus, was wohl allen auf dem Herzen liegt: „Die Wehmut ist groß. Denn wir alle sind gerne in dem Chor gewesen und haben mit Freude gesungen.“  

Die Wehmut ist groß. Denn wir alle sind gerne in dem Chor gewesen und haben mit Freude gesungen.“

Ilse Schleuning

Die Schwächung sei schleichend gekommen, resümiert sie im Gespräch mit dem „Paulinus“. Zwar hätten sich ihnen Sänger nach dem Aus der Kirchenchöre Darscheid, Demerath und Schalkenmehren angeschlossen, und selbst Corona habe ihnen nicht die Puste genommen, betont die Vorsitzende. Doch zuletzt habe es immer mehr Lücken bei den Proben gegeben – „aus Krankheits- oder Altersgründen“, weiß Ilse Schleuning.  

Und rechnet vor: „Unsere Mia Müller ist 90 Jahre alt, zwei Chormitglieder sind 88, weitere acht über 80 und nur noch vier unter 70.“  

Konkrete Pläne für einen Singkreis 

Heinrich Röhrs, der sich seit der Übernahme im Jahr 2018 immer noch „Interims-Chorleiter“ nennt, sagt: „So leid es uns allen tut und so sehr wir die Gemeinschaft und den Gesang vermissen werden: Es ist die richtige Entscheidung.“  

Endzeitstimmung soll allerdings nicht aufkommen. Denn der 19. Februar 2024 ist für das erste Treffen eines Singkreises im Monatsrhythmus bereits gesetzt. „Vielleicht wird er ja mit Leben erfüllt“, hofft Röhrs. 

Dann gibt der Chor vierstimmig Kostproben davon, was die Besucher der Vorabendmesse zum dritten Advent in der St.Matthias-Pfarrkirche Mehren erwartet: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“, „Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn“, „Irisches Segenslied“ und die nach dem früheren Eschfelder Pastor Christoph März benannte Messe in Es-Dur für gemischten Chor.  

„Die können wir im Schlaf“, sagt Heinrich Röhrs augenzwinkernd. Und gibt den Einsatz für das Kyrie.