Gemeinsam Perspektiven für die Zukunft entwickeln:Wie funktioniert christlich-islamischer Austausch für junge Menschen?
Trier/Saarbrücken – Interreligiöser Dialog: ein Thema, das jenseits des theologischen Diskurses auch für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene relevant ist? Klar doch, findet die Saarbrückerin Shirin Najdi (24), Mitglied im Leitungsteam des Vereins Maakum e.V., der Bildungs- und Begegnungsangebote für Kinder und Jugendliche mit mehrheitlich muslimischem Hintergrund konzipiert. Die Angebote stehen allerdings allen Interessierten, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, offen. An der Universität und Theologischen Fakultät Trier setzt Dr. Dennis Halft, Dominikaner und Lehrstuhlverwalter für Abrahamitische Religionen, auf den interreligiösen Dialog unter Studierenden. Zum kommenden Wintersemester startet in Trier bereits der zweite Jahrgang des neuen Masterstudiengangs „Interreligiöse Studien: Judentum, Christentum, Islam“. Bei einem Studientag im Bischöflichen Priesterseminar Trier tauschten sich Najdi und Halft mit anderen Wissenschaftlerinnen und Akteuren aus.
Der Zugang zu Religion geschehe bei Maakum e.V. spielerisch, erklärt Najdi. „Wenn wir zum Beispiel einen Walderlebnistag mit den Kindern machen, verbinden wir das mit dem Aspekt der Schöpfung – und wie man sie erhalten kann. Ein Thema, das sich durch alle Religionen zieht und entsprechend verbindet.” Der Studientag im Juli, den die Fachkonferenz Christlich-Islamischer Dialog des Bistums Trier organisiert hatte, drehte sich genau darum: gemeinsam Zukunftsperspektiven für die sozialökologische Transformation zu entwickeln. Verbindungen schaffen, Brücken bauen, Vorurteile abbauen: Darum geht es der jungen Studentin, die Physik und Philosophie auf Lehramt studiert hat und nun auch noch Islamische Theologie im Fernstudium und Sport studiert.
Schöpfungserhalt verbindet
Zuweilen brauche es ein wenig Überzeugungsarbeit bei den Eltern, wenn es darum gehe, gemeinsame Aktivitäten gemischter Gruppen zu planen. „Und zwar nicht nur interreligiös, sondern auch intrareligiös“, fügt sie hinzu. Der Verein habe sich nämlich auch auf die Fahne geschrieben, verschiedene Strömungen innerhalb des Islams miteinander in Kontakt zu bringen. „Wir arbeiten übergemeindlich und möchten die Leute miteinander vernetzen – natürlich auch mit unseren nicht-muslimischen Geschwistern.“ Das funktioniere oft ganz unkompliziert, zum Beispiel beim interkulturellen Fastenbrechen. Bei diesem niedrigschwelligen Angebot essen Muslime und Nichtmuslime zusammen und lernen dabei die Traditionen der jeweils anderen kennen. „Einander zu begegnen und sich in gemeinsamen Aktionen für das Wohl des Menschen einzusetzen, ist vorrangiges Ziel im interreligiösen Dialog“, meint auch Halft.
In der Jugendarbeit sei es besonders wichtig, offen und unvoreingenommen an Projekte heranzugehen, so Najdi. Doch gute Projekte nützen niemandem, wenn sie nicht bekannt sind. „Wir machen im Vorfeld von Veranstaltungen Werbung bei Freunden, Bekannten, bei Hochschulgruppen und Institutionen, denn die Reichweite in den unterschiedlichen Communities muss man sich erst mal aufbauen – dafür braucht es Know-how.“ Es müsse auch nicht immer nur darum gehen, Gemeinsamkeiten hervorzuheben, sagt Najdi. Denn: „Wenn es keinen Dialog gibt, keine Konfrontation, dann gibt’s auch kein Vorankommen“, ist sie sich sicher. „Als Gesellschaft leben wir alle zusammen, daher ist es essenziell, dass wir das Leben gemeinsam leben, dass wir überlegen, wofür wir Gott dankbar sind, und dabei merken, dass wir uns viel näher sind, als wir vielleicht vorher dachten.“ Dass sich hierfür das Thema Klimagerechtigkeit besonders eignet, bestätigt auch Halft. „Ich würde mir wünschen, dass noch mehr christliche und muslimische Studierende auch in Trier stärker zusammenarbeiten, um sich für die Bewahrung der Schöpfung ganz konkret auf dem Campus einzusetzen.“
Hintergrund
Der gemeinnützige Verein Maakum e.V. (arabisch für „Mit euch“) mit Sitz in Saarbrücken wurde 2020 gegründet. Der Fokus liegt auf der Arbeit mit muslimischen Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden in Form von Bildungs- & Freizeitaktivitäten. Dabei ist auch die Förderung eines intra- und interreligiösen Austausches Bestandteil seiner Arbeit. Er finanziert sich durch Mitgliederbeiträge, Spenden sowie regionale Fördermittel des Saarländischen Bildungs- und Kulturministeriums.
Einschreibungen für den Masterstudiengangs „Interreligiöse Studien: Judentum, Christentum, Islam“ im Wintersemester sind noch möglich, weitere Informationen gibt es hier: https://theologie-trier.de/studium/studiengaenge/master-interreligioese-studien-judentum-christentum-islam.
Der Studientag „Zukunftsperspektiven für den christlich-islamischen Dialog: Gemeinsam handeln für Mensch und Mitwelt!” wurde in Kooperation des Aufgabenbereichs Interreligiöser Dialog im Bischöflichen Generalvikariat Trier, der Fachkonferenz Christlich-Islamischer Dialog des Bistums Trier und des Lehrstuhls für Abrahamitische Religionen mit Schwerpunkt Islam und interreligiöser Dialog an der Theologischen Fakultät Trier organisiert. Weitere Informationen gibt es bei Matthias Neff, E-Mail: irdialog@bistum-trier.de, Tel.: 0651-7105-526.