Einblicke in Berufungspastoral und Priesterausbildung in den USA:Wie geht Leben in der Nachfolge Jesu?
Trier – „Was können wir für unsere Berufungs- und Berufepastoral lernen von der US-amerikanischen Kirche, durch was uns inspirieren lassen, auch im Nachgang zur Jugendsynode 2018?“ Diese Frage hat für Pfarrer Tim Sturm im Mittelpunkt einer Reise in die USA gestanden. Sturm ist Leiter des Handlungsfeldes Berufepastoral im Bistum Trier und hatte als Teil einer kleinen Delegation der deutschen Bischofskonferenz an der einwöchigen Reise teilgenommen.
In mancher Hinsicht sei die Situation in den USA vergleichbar mit der deutschen, berichtet Sturm. Auch dort sei die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ein dauerhaftes Thema; im gesellschaftlichen Bereich spielten ähnliche Faktoren wie die Frage nach dem Stellenwert der Religiosität, Individualisierung oder Pluralisierung eine Rolle. „Ich war neugierig: Was bedeutet Berufungspastoral in der US-amerikanischen Kirche, wie machen die das? Wie hat die Missbrauchsthematik zu Veränderungen etwa in der Priesterausbildung geführt?“ sagt Sturm. In New York, Minnesota, St. Louis und Denver hatte die Delegation die Möglichkeit, in die Gesamtkonzeption, Strukturen und Formate von Priesterausbildung und Berufungspastoral Einblicke zu nehmen. Geleitet wurde die Reise von Rose Sullivan, der nationalen Direktorin bei der US-Bischofskonferenz für die Berufungspastoral.
Besonders beeindruckt habe ihn FOCUS (Fellowship of Catholic University Students), eine geistliche Bewegung aus dem universitären Bereich. „Da geht es ganz grundlegend um ein Leben in der Nachfolge Jesu“, sagt Sturm. „Die jungen Leute bauen eine Kultur der Berufung auf.“ Eine solche Bewegung, die etwa die Angebote in Pfarreien, an Unis oder in der Jugendpastoral unterstützt und begleitet, fände er auch in Deutschland spannend. Aber auch das „sehr offene Gespräch“ mit Verantwortlichen über den Missbrauchsskandal, „wie diese Krise zu einer Neuausrichtung führt, so dass Aufbruchsstimmung zu spüren ist und der Wunsch, die Kirche neu zu gestalten“, sei ihm nachhaltig im Gedächtnis geblieben.
Sturm arbeitet derzeit an einem Konzept für die Berufepastoral im Bistum Trier und will Impulse aus der Reise aufgreifen. „Ich habe den Eindruck, es braucht einen Fokus, wenn wir über Berufepastoral sprechen: Was genau wollen wir?“ Für ihn stelle sich auch die Frage, ob das nicht ein Querschnittsthema sein müsse. Seine Erfahrungen und Eindrücke will Sturm nun mit den verschiedenen Verantwortlichen im Bistum diskutieren.
(JR)