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Erste Synodalversammlung des Pastoralen Raums Merzig:„Wir brauchen realistische Blicke auf die Situation“

Wie soll Kirche zukünftig im Pastoralen Raum Merzig aussehen? Darüber diskutierte am Samstag die erste Synodalversammlung.
Am 9. November fand die erste Synodalversammlung im Pastoralen Raum Merzig in Hilbringen statt.
Datum:
12. Nov. 2024
Von:
Ruth Solander
Gruppenarbeit zum Thema „Wie und wozu sollen wir Kirche im Pastoralen Raum Merzig sein?

Merzig – „An die Wurzeln gehen! Christsein heute. Eine biblische Spurensuche“ – Unter diesem Motto stand die erste Synodalversammlung des Pastoralen Raums Merzig. Die Pastoralen Räume haben zum 1. Januar 2023 die bisherigen Dekanate vollständig abgelöst und bilden neue Struktureinheiten für ein zukunftsfähiges kirchliches Leben. Der Pastorale Raum Merzig umfasst die Pfarreien St. Peter Merzig, St. Maria Hilbringen, St. Lutwinus Mettlach und die Pfarreiengemeinschaft Perl. Ihm gehören rund 33.500 Katholikinnen und Katholiken an. Ziel der ersten Synodalversammlung im Pfarrzentrum Hilbringen war es, voneinander zu wissen, sich auszutauschen und den Blick zu weiten. Dekan Patrik Schmidt, der gemeinsam mit Johannes Kölling und Philipp Kirsch das Leitungsteam des Pastoralen Raums bildet, dankte allen für ihre Bereitschaft, Kirche aktiv mitzugestalten. „Die Synodalversammlung ist auf diesem Weg der aktiven Gestaltung des Glaubenslebens ein wichtiger Schritt. Sie soll der Seismograph für die weitere Entwicklung und Ausrichtung der Pastoral im Pastoralen Raum Merzig sein“, sagte er.

Es bildeten sich anschließend Gruppen, um gemeinsam folgende Fragen zu bearbeiten: Wo komme ich her und in welchen kirchlichen Bezügen bin ich aktiv? Was ist meine Motivation, mich in der der Kirche zu engagieren? Welche Erwartungen habe ich an die Kirche im Pastoralen Raum Merzig? „Hier zeigte sich deutlich, dass wir im Grunde alle dasselbe wollen: Wir müssen in der Kirche sichtbar bleiben und an unsere bisherige Arbeit anknüpfen. Ich glaube, die neue Struktur kann uns dabei sehr helfen“, hob Sonja Franz aus der Pfarrei St. Lutwinus Mettlach hervor.

In der biblischen Spurensuche mit dem Thema „An die Wurzeln gehen! Christsein heute“ bearbeiteten die einzelnen Gruppen Bibeltexte wie die Berufung von Abraham und Mose, der Sturm auf dem See oder das Pfingstereignis mit Blick auf das persönliche Leben sowie die Relevanz der Aussagen für die Kirche im Pastoralen Raum. Im Anschluss stellte sich die Frage: „Welche Worte sind für mich durch die Beschäftigung mit den biblischen Stellen und den Austausch darüber bedeutsam geworden?“ Diese Eindrücke wurden via WordCloud und Smartphones gesammelt und an die Wand projiziert. Die Wörter wurden durch das Computerprogramm „Mentimeter“ ausgewertet. Kurz darauf zeigte sich das Wort „Vertrauen“ als das Wort, das am meisten gebraucht wurde und deshalb auch ganz großgeschrieben war. „Die Aufstellung ist sehr facettenreich. Da ist sehr viel Positives dabei. Aber wir sehen auch eine große Polarität bei den Begriffen. Denn neben Vertrauen, Aufbruch, Segen oder Liebe gibt es auch Begriffe wie Zweifel, Unsicherheit, Veränderung, Entwicklung oder Zukunft“, erklärte Pastoralreferent Jürgen Burkhardt die Grafik. Auf der einen Seite gebe Vertrauen Sicherheit, auf der anderen Seite stehe der Begriff Zweifel auch für Wandel und Aufbruch – nicht nur in der Kirche. Trotz der unterschiedlichen Begriffe setzte sich in den Gruppen doch die positive Wirkung der Bibeltexte durch.

Optimistische Stimmung überwiegt

Johannes Kölling (Leitungsteam) Dekan Patrik Schmidt, Susanne Wagner (Vorsitzende Rat Pastoraler Raum) (v.l.)

Am Tisch von Sonja Franz (Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Mettlach), Christian Löffler (Küster in St. Peter und St. Josef Merzig), Stefanie Richter (St. Peter Merzig), Peter Kiefer aus Orscholz (Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands Saar-Hochwald) und Petra Heinz (Frauengemeinschaft Orscholz) war eindeutig eine optimistische Stimmung spürbar. „Die Bibelstelle, als Jesus seinen Jüngern während des Sturms auf dem Boot die Angst nimmt, sollte uns Zuversicht, Mut und Vertrauen geben für unseren weiteren Weg in der Kirche und im Pastoralen Raum“, erklärte Stefanie Richter. Jürgen Burkhardt zog zum Abschluss der Auswertung folgendes Fazit: „Jesus gibt uns Vertrauen und sagt: Ich bin da. Macht euch auf! Ich bin bei euch. Ihr braucht keine Angst zu haben!“

Nach der Mittagspause ging es weiter mit der Diskussion „Wie und wozu sollen wir Kirche im Pastoralen Raum Merzig sein?“, die Susanne Wagner, Vorsitzende des Rates des Pastoraler Raums übernahm. In einem Impuls stellte sie den Satz von Papst Franziskus in den Raum: „Wir leben nicht in einer Ära des Wandels, sondern erleben den Wandel einer Ära“. Was aber ist dieser Wandel? „Wir stehen in einer tiefgreifenden Transformation, so tiefgreifend, dass Menschen auch Angst davor bekommen, sich lieber zurückziehen, sich abschotten, Grenzen aufbauen, Nationalismen pflegen. Wir wissen noch nicht, was am Ende dieser Transformation stehen wird“, so Wagner. Man müsse künftig ohne Geländer und doppelten Boden unterwegs sein müssen, mehr ausprobieren und experimentieren müssen, vielleicht mehr als manchem lieb sei. „Es hilft nichts: wir brauchen realistische Blicke auf die Situation wie sie ist. Wir brauchen Vergewisserung und Mut, Innehalten und Losgehen, im Großen wie im Kleinen“, betonte Wagner.

Ehrenamtliche stärker fördern

Fünf Gruppen diskutierten im Anschluss über die Themen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, Religions- und Pastoralgemeinschaft, Prinzip Beidhändigkeit, Kreative Köpfe sowie biblische Köpfe. Eine Gruppe berichtete, dass in Bolivien selten der Priester vor Ort sei und viele Freiwillige die Kirche managen. Auch hier in unserer Kirche müssten die Ehrenamtlichen mehr gefördert werden und mehr Neues ausprobiert werden. „Das heißt im Klartext, dass die Kirche mehr niederschwellige Angebote haben sollte, es mehr Unterstützung von der Kirchenhierarchie geben muss und sich oftmals neue Gespräch in nicht sakralen Räumen wie etwa Begegnungscafés ergeben können“, meint Susanne Wagner, die diese Gruppe leitete. Kirche solle „wahrhaftiger, authentischer und offener für neue Idee“ sein, so die Forderung einer anderen Gruppe.

Zum Abschluss der Synodalversammlung bedankte sich Dekan Patrik Schmidt für die rege Beteiligung. Es gehe nun darum, die Themen im Rat des Pastoralen Raumes und in der Pastoralkonferenz weiter zu bearbeiten. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war überwiegend eine Aufbruchstimmung zu spüren, aber auch der Wunsch, die Gespräche bei weiteren Treffen fortzusetzen. „Die Veranstaltung war erfrischend und es war gut, sich in dieser Form zu treffen, sich zu vernetzen und voneinander zu hören und zu lernen“, brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt.

Synodalversammlung des Pastoralen Raums Merzig:Wie soll Kirche vor Ort aussehen?

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