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Wie die Pfarrei in Wiebelskirchen den Kontakt zu ihren Mitgliedern verbessern will:„Wir haben einiges zu bieten“

Die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Wiebelskirchen geht neue Wege, um den Kontakt zu den Pfarrangehörigen auch jenseits der großen Feste wie Taufe und Kommunion zu halten.
Zwei Menschen stehen vor einer Kirche und präsentieren eine Karte, die sie in der Hand halten
Datum:
12. Dez. 2024
Von:
Ute Kirch

Neunkirchen-Wiebelskirchen/Trier – Taufe, Erstkommunion und eventuell noch Firmung und kirchliche Trauung: Das sind bei zahlreichen Kirchenmitgliedern neben Weihnachten mitunter die einzigen Tage, an denen sie Kontakt zur Kirche und ihren Institutionen haben. Die Zeit dazwischen? Funkstille. Damit das nicht so bleibt, geht die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Wiebelskirchen neue Wege, um den Kontakt zu den Pfarrangehörigen auch jenseits der großen Feste zu halten.

„Neuzugezogene bekommen von uns einen Begrüßungsbrief mit dem Pfarrbrief zugeschickt“, erzählt Pfarrer Markus Krastl. Da zum Einzug traditionell Brot und Salz geschenkt werden, gibt’s noch einen Fünf-Euro-Gutschein von der örtlichen Wasgau-Bäckerei obendrauf. „Beim Einlösen erhält die Person dann noch ein Gläschen Salz mit dem Logo der Pfarrei“, so Krastl. So sollen die Neu-Pfarrangehörigen willkommen geheißen und auf die Angebote der Pfarrei aufmerksam gemacht werden.

Die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit ist neben den Pastoralen Räumen Daun und Kaisersesch in Rheinland-Pfalz Pilotpfarrei der in diesem Jahr gestarteten und auf drei Jahre angelegten Pilot-Kampagne „Mitgliederkommunikation“ des Bistums Trier. „Studien zeigen, dass viele Menschen den direkten Kontakt zu ihrer Kirche vor Ort verloren haben“, sagt Thomas Theis, Leiter des Zentrums für Stiftungen, Fundraising und Förderwesen im Bistum Trier, der das Projekt gemeinsam mit der Stabsstelle Kommunikation betreut. Entfremdung und fehlende Bindung seien dann auch das bestimmende Motiv zum Austritt. In einigen evangelischen Landeskirchen gebe es daher diese gezielte persönliche Ansprache bereits seit Längerem, sagt Theis. 

Ziel der Kampagne ist es, die Sichtbarkeit von Kirche vor Ort erhöhen und auch die Personen zu erreichen, die nicht unbedingt in der „kirchlichen Bubble“ aktiv sind. Angesprochen werden sollen vor allem die Kirchenmitglieder, die nicht mehr selbstverständlich über kirchliche Angebote Bescheid wissen, wie zum Beispiel junge Erwachsene und junge Familien. Diese sollen kreativ gestaltete Briefe erhalten, die an sie persönlich und nicht etwa an die „Lieben Gemeindemitglieder“ gerichtet sind. „Wir wollen mal auf einem anderen Weg Hallo sagen und zeigen: Wir interessieren uns für Dich. Und wenn Du magst, haben wir auch ein Angebot, das Dich interessieren könnte“, sagt Theis. Dies seien Angebote jenseits der oft klassisch bekannten wie Bibelkreise oder Seniorennachmittage. „Wir haben einiges zu bieten und können das noch besser kundtun“, findet Theis. So bieten etwa Katholische Öffentliche Büchereien an vielen Orten ein breites Angebot für Kinder und Familien, Jugendeinrichtungen bieten Ausflüge für Teenies an oder es gibt auch Angebote, die sich an Paare richten. „Das Projekt ist daher auch eine Möglichkeit, für die Pfarreien qualitativ zu schauen, ob sich ihre Angebote an die von ihr gewählte Zielgruppe richten oder ob hier Neues ins Leben gerufen werden sollte“, so Theis.

Aktive Kommunikation ist für die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit, zu der neben Wiebelskirchen auch die Orte Hangard und Münchwies gehören, kein Neuland: Bereits seit Jahren verschickt das pastorale Team der Pfarrei an alle Pfarreiangehörigen eine besonders gestaltete Post zu Ostern und Weihnachten: Neben Grüßen liegt der Post eine Kleinigkeit bei; das können Postkarten sein oder etwa ein Christbaumanhänger aus Holz. Mitunter ist auch die Einladung enthalten, sich bei der verschiedenen Kunstaktionen der Pfarrei mit einem Bild oder Wortbeitrag zu beteiligen. Künftig will man die persönliche Ansprache auch auf andere Bereiche ausweiten: Familien, bei denen mindestens ein Elternteil katholisch ist, bekommen zur Geburt einen kleinen Engelanhänger, die Gemeindereferentin Claudia Busch aus Holz und Filz in Handarbeit herstellt. „Es ist eine Begrüßung und unser Ausdruck der Freude, dass es einen neuen Erdenbürger gibt – völlig zweckfrei und unabhängig davon, ob die Eltern sich für eine Taufe entscheiden oder nicht“, betonen Busch und Krastl. 

Damit der Kontakt nach der Taufe nicht abreißt, soll es im Mai 2025 erstmals ein Tauferinnerungsfest geben. Hierfür werden die Familien eingeladen, die in den letzten fünf Jahren Kinder haben taufen lassen. In diesem Schreiben soll auch auf andere Angebote für Familien hingewiesen werden. „Wir wollen auch die Menschen mit ins Boot holen, die nach der Taufe in Kontakt mit den Familien sind, wie etwa die Erzieherinnen und Erzieher unseres katholischen Kindergartens oder Ehrenamtliche, wie die Mitglieder des Pfarrgemeinderates, die den Täuflingen bei der Taufe eine Muschel als Geschenk der Pfarrei überreichen“, sagt Krastl. 

Die Kampagne wird während der drei Jahre begleitend evaluiert, sodass künftig weitere Pfarreien und Pastorale Räume auf die Erfahrungen der drei Piloten zurückgreifen können. Davon, dass sich eine solche Beziehungspflege zu den Mitgliedern lohnt, ist Markus Krastl überzeugt – die Austrittszahlen seiner Pfarrei seien etwas niedriger als in vergleichbaren Orten.