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Telefonseelsorge im Bistum Trier verzeichnet signifikanten Anstieg der Beratungsanfragen:World Mental Health Day: Wie sich Corona auf die Psyche auswirkt

Telefonseelsorge im Bistum Trier verzeichnet Anstieg der Beratungsanfragen seit Beginn der Corona-Pandemie.
World Mental Health Day (Symbolfoto Pixabay)
Datum:
10. Okt. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bistumsweit/Trier – Der 10. Oktober gilt weltweit als Tag der psychischen Gesundheit (World Mental Health Day). In diesem Jahr steht er allerdings unter einem besonderen Vorzeichen: Die Corona-Pandemie wütet auf dem Planeten und zwingt zum Schutze der Gemeinschaft allerorten Menschen dazu, ihre Gewohnheiten zu ändern. Fast täglich verändert sich die Gefahrenlage, fast täglich müssen sich Männer, Frauen und Kinder auf neue Gegebenheiten einstellen. Die Folgen sind unter anderem Verunsicherung und Ohnmachts-Gefühle; Verlässlichkeit und Planbarkeit kommen derzeit oft zu kurz. Doch gerade dies sind zwei zentrale Faktoren, die sich auf die Zufriedenheit von Menschen auswirken, und damit auch auf die psychische Gesundheit. Vor diesem Hintergrund verzeichnen die Telefonseelsorge-Stellen im Bistum Trier einen Anstieg der Beratungsanfragen.

„Wir beobachten, dass ohnehin schon bestehende Krisen und Belastungen durch die Pandemie und die damit notwendigen Schutzmaßnahmen verstärkt werden. Menschen, die wenig soziale Kontakte haben oder deren soziale Kontakte mit einer stabilen Krisenbegleitung überfordert sind, nutzen verstärkt das telefonische Beratungsangebot der Telefonseelsorge, das rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erreichbar ist“, berichtet Bernd Steinmetz, Leiter der Telefonseelsorge Trier stellvertretend für die insgesamt fünf Stellen im Bistum (Bad Neuenahr-Ahrweiler, Mittelrhein, Nahe-Hunsrück, Saar und Trier). „Mit 8.764 Beratungstelefonaten vom Jahresbeginn bis jetzt haben wir durchgehend 8,3 Prozent mehr Beratungsgespräche als im Vorjahr in der Telefonseelsorge Trier.“ Untermauert wird die Beobachtung von einer Studie der Universitäten Basel und Freiburg, in der die Datenlage aller Telefonseelsorge-Stellen deutschlandweit untersucht wurde.

In den ersten Wochen nach Beschluss der bundesweiten Kontaktsperren im März (Shutdown) hätten die Anrufer verstärkt finanzielle Sorgen und Ängste verbalisiert, so Steinmetz. Mit dem weiteren Anstieg der telefonischen Beratungskontakte seien dann vor allem Gefühle von Einsamkeit und Probleme mit dem seelischen Befinden in den Vordergrund gerückt. Im Einzugsbereich Trier nahmen die Sorgen bei den Themen Erkrankungen/Körperliches Befinden (14% häufiger als im Vorjahr), Depressive Stimmung (15% häufiger), Ängste (12% häufiger) und Einsamkeit (20% häufiger) deutlich zu. Gestiegen ist allerdings nicht nur die Anzahl der Anrufe, sondern auch die Dauer der Gespräche: Rund zwei Minuten länger sprechen die Anrufer im Corona-Jahr mit den Haupt- und Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge. Waren es 2019 noch durchschnittlich 17 Minuten pro Gespräch, sind es nun 19 Minuten.

Ebenfalls angewachsen – nämlich um 5% – ist die Zahl der Menschen, die im Verlauf des Gesprächs eine diagnostizierte psychische Erkrankung nannten. Das deute darauf hin, dass die üblichen Hilfenetze in Corona-Zeiten entweder temporär nicht verfügbar oder sogar überlastet seien, gibt Steinmetz zu Bedenken. Die Verschärfung der Problemlage zeichnet sich auch in einer weiteren Zahl ab: Im Vergleich zum Vorjahr wurden rund 25% mehr Ratsuchende auf weiterführende Hilfsangebote aufmerksam gemacht.

Jedes Jahr machen am 10. Oktober, dem Welttag der psychischen Gesundheit, Organisationen mit Informationsständen, Vorträgen und Kampagnen auf die Förderung der psychischen Gesundheit der Bevölkerung aufmerksam, informieren über psychische Krankheiten und bringen ihre Solidarität mit psychisch Kranken und deren Angehörigen zum Ausdruck. Der Tag der psychischen Gesundheit wurde 1992 vom Weltverband für psychische Gesundheit (WFMH) gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Alle Angebote der Telefonseelsorge unter dem Motto „Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr.“ gibt es hier: www.telefonseelsorge.de. Die Nummer der Telefonseelsorge ist bundesweit: 0800-111 0 111, 0800-111 0 222 oder 116 123. Der Anruf ist kostenfrei.

(ih)