Königlicher „Pilger der Hoffnung“ macht Halt in der Förderschule St. Josef in Trier:„Würde heißt: Jeder ist wertvoll!“

Trier – Es ist mucksmäuschenstill in der Aula der Förderschule St. Josef, als Schülersprecher Florian (16) am ersten Schultagtag nach den Osterferien ein Gebet zu Beginn der Andacht spricht. Die ganze Schulgemeinschaft ist am 28. April zusammengekommen, um eine der Königsfiguren des Künstlers Ralf Knoblauch willkommen zu heißen. Der gekrönte Besucher hat schon einen weiten Weg hinter sich. Anfang April brachten Andreas Thelen-Eiselen, Religionslehrer an der St. Franziskus-Schule Koblenz, und Patrik Wilhelmy von der Schulabteilung des Bischöflichen Generalvikariates den hölzernen „Pilger der Hoffnung“ von Rom nach Trier. Hier wurde er von Schüler*innen und Lehrkräften der St. Josef Schule bei einem Gottesdienst in der Herz Jesu Kirche in Empfang genommen. Die unteren Klassenstufen machten sich dann mit dem Bollerwagen auf den Weg, um den König mit dem freudestrahlenden Lächeln durch die ganze Stadt in ihre Schule zu geleiten. Das Projekt, das von den Bistümern Trier und Limburg in Zusammenarbeit organisiert wurde, bringt das Thema Menschenwürde in einer ganz besonderen Form an die kirchlichen Schulen.
Hinfallen – aufstehen – Krone richten

Gemeinsam schauen die Kinder und Jugendlichen den Foto-Rückblick an, der den Tag vor den Osterferien dokumentiert, als die Königsfigur in Herz Jesu ankam. Dazu läuft fröhliche Musik aus den Lautsprechern. Als Susanne Wagner, seit zwei Jahren pädagogische Fachkraft in der St. Josef Schule, ans Mikro tritt, ist die Stimmung heiter. „Du richtest mich auf! Das haben wir eben gehört. Und vielleicht kennt ihr den Spruch: Hinfallen, aufstehen, Krone richten. Der König will uns damit sagen: Sei Dir Deiner Würde bewusst! Würde – das ist ein sehr schönes Wort, auch wenn es nicht mehr so oft benutzt wird. Würde muss aufgebaut und gestärkt werden, und dabei helfen wir uns gegenseitig!“ Gottesdienste und Andachten gehörten hier zum Schulalltag dazu und seien für die Schüler*innen sehr wertvoll, erklärt sie später im Gespräch. Oft seien die Großen ein Vorbild für die Kleinen, etwa wenn es darum gehe, sich aktiv zu beteiligen. Das Königsprojekt habe zwei Aspekte: Zum einen den der individuellen Würde – die Kinder merken, dass sie selbstbewusst sein dürfen. Zum anderen gehe es um das Gemeinschaftliche: „Wir achten aufeinander, wir achten auf die Würde des anderen.“ Mobbing, Ausgrenzung und Gewalt seien würdeverletzend, und damit ein No Go.
„Sei offen für Deinen Gast – öffne dein HERZ!“

Gemeinsam mit Lehrerin Carolin Heise haben Schüler*innen Sprechblasen vorbereitet, auf denen Sprüche stehen. Dazu gibt es ein Tagebuch, dass mit der Königsfigur von Schule zu Schule reisen wird. „Es ist eine wunderbare Ehre, dass wir zuerst reinschreiben dürfen“, animiert Heise ihre Schüler*innen, den Stift in die Hand zu nehmen und ihre Gedanken über Würde zu teilen. Aus allen Klassenstufen können nun Kinder nach vorne kommen, ihre Sprechblasen vorlesen und damit den Thron dekorieren, der in den kommenden Tagen neben der Königsfigur im Eingangsbereich der Schule stehen wird. So kann jeder darauf Platz nehmen und sich wie ein König fühlen. Leon aus der achten Klasse hält seine Sprechblase hoch: „Sei offen für einen Gast. Öffne dein HERZ!“, steht darauf geschrieben. Danach zeigen Jerome (8) und Kilian, die beste Freunde sind, ihren Mitschüler*innen, wie schön es ist, auf dem Thron zu sitzen. Ihre Mitschülerin Sophia möchte das bald auch mal ausprobieren. Tayler aus der fünften Klasse hat sich das schon getraut, hätte aber gern ein paar bequeme Polster dazu. Seine Sprechblase „Wir alle sind Königskinder“ klebt schon an dem Thron. Schulleiterin Andrea Müller fasst noch einmal für alle zusammen: „Hier muss man sich nicht schämen, sondern darf sich was trauen!“
In ein paar Tagen bringt die Klasse von Jerome und Kilian den König in den Trierer Dom. Dort wird er während der Heilig-Rock-Tage, dem großen Bistumsfest, Kinder aber auch Erwachsene inspirieren, sich mit der Würde des Menschen zu befassen. Danach zieht er weiter durch die Schulen des Bistums. Schülersprecher Florian hatte sich in der Vergangenheit übrigens noch nie ernsthaft mit dem Thema „Würde“ beschäftigt, erzählt er. Inzwischen hat er sich Gedanken gemacht: „Jetzt weiß ich: Würde heißt, jeder ist wertvoll – genau so, wie er ist.“
Informationen zu Förderschule St. Josef und „Pilger der Hoffnung“
An der bischöflichen St. Josef Förderschule im Trierer Norden lernen derzeit 86 Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in sieben Klassen von der ersten bis zur neunten Klassenstufe. Weitere Informationen gibt es auf https://www.sankt-josef-trier.de/start/. Mehr zum Kunstprojekt gibt es auf https://www.pilger-der-hoffnung.info/.