Heiliger Matthias:Würdiger Ort für die Reliquien

Andernach - Der Schrein, den die zwölf Apostel zieren, wird in Kürze in Abstimmung mit dem Bischöflichen Denkmalamt und dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Marien im Südwestturm in unmittelbarer Nähe des „Zehresgräbchen“ aufgestellt. Der Förderverein „Mariendom“, dem die Installation der Matthias-Kapelle als Pendant zur vorhandenen Marienkapelle am Herzen liegt, hofft darauf, dass der Schrein in der ersten Jahreshälfte an den Bestimmungsort kommt.
Der „Paulinus“ hat mit Frank Mertes, Vorsitzender des Fördervereins, und seinem Stellvertreter Jürgen Schneider über die begonnenen vorbereitenden Arbeiten gesprochen. Ein Holzmodell lässt bereits erahnen, wie der Schrein mit den darin aufbewahrten Reliquien auf dem Sockel unter einer Glaskuppel aussehen wird.
Der Quader aus Holz wird in Kürze durch einen Basaltstein ersetzt, der von einer Firma aus Mendig gesponsert wird. „So beläuft sich die Gesamtsumme der Maßnahme in etwa auf 30.000 Euro“, berichten Mertes und Schneider. Auch das Bistum unterstütze die Maßnahme finanziell.
Um die Reliquien sicher und würdig aufzunehmen, muss der Schrein klimatisiert werden. Die Kostbarkeit wird auf rotem Samt stehen. Über viele Jahre war der Schrein im Pfarrhaus beheimatet. Später stand er mittig auf einem Schrank in der Sakristei.
Unseres Erachtens kann es nur einen Grund geben, warum Pfarrer Rosch das Kreuz in Sicherheit gebracht hat: Es handelte sich unter anderem um Reliquien des heiligen Matthias.
Die Förderkreis-Vorsitzenden
Die Verehrung des heiligen Matthias in der Liebfrauenkirche hat eine lange Historie. Jürgen Schneider blickt auf den Hintergrund: „In den Jahren 1212 bis 1220 wurde die heutige Pfarrkirche erbaut, die zurecht als Domkirche, sprich Mariendom, bezeichnet wurde.“ In den folgenden Jahrzehnten wurde der Mariendom im Vergleichsstreben mit den Erzbischöfen von Köln durch die Trierer Erzbischöfe standesgemäß ausgestattet.
Mehrere Altäre wurden errichtet, darunter der Matthiasaltar. Aufgrund der besonderen Stellung des Mariendoms als Eigenkirche des Erzbistums Trier sei nahezu gesichert davon auszugehen, dass auch der Matthiasaltar Reliquien des Apostels erhielt. In den napoleonischen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts und bei späteren Renovierungsarbeiten verlor der Altar wohl seine Bedeutung und seinen Standplatz. 1919 wurde Adolf Rosch Pfarrer von Andernach und blieb dies bis zu seinem Tod 1950. Er sah die Reliquien als wertvollsten Schatz „seines Doms“ an. In den 1920er-Jahren ließ der Geistliche den Matthiasaltar im Mariendom neu errichten.
Vielzahl unbeschrifteter Reliquien
Erzbischof Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., war zu dieser Zeit päpstlicher Nuntius in Deutschland. Offensichtlich war ihm die Neuerrichtung bekannt. Bei einem Matthias-Jubiläum in Trier entnahm er dem Schrein des Apostelgrabes in Trier eine Reliquie für den Altar im Mariendom. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges war es für Kirchengemeinden schwierig, Jahrhunderte altes Kulturgut zu schützen. In Andernach wurde lediglich das bis dahin im Mariendom aufgestellte „Ungarnkreuz“, in dem Reliquien aufbewahrt wurden, ausgelagert.
Als 2016 der damalige Pfarrer Stephan Dumont die rückwärtige Seite des Kreuzes öffnen ließ, kam eine Vielzahl beschrifteter und unbeschrifteter Reliquien zum Vorschein. „Unseres Erachtens kann es nur einen Grund geben, warum Pfarrer Rosch das Kreuz in Sicherheit gebracht hat: Es handelte sich unter anderem um Reliquien des heiligen Matthias“, sind die Förderkreis-Vorsitzenden überzeugt. Diese werden demnächst im Schrein in der neuen Matthias-Kapelle zu finden sein.