Willi-Graf-Realschule ist Fairtrade-Schule:Zehn Jahre Engagement für den fairen Handel


Saarbrücken – Seit nunmehr einem Jahrzehnt darf sich die bischöfliche Willi-Graf-Realschule in Saarbrücken offizielle „Fairtrade-Schule“ nennen. Was als Projekt einer Schülergruppe begann, hat sich inzwischen tief in der Schulkultur verankert. Am Mittwoch, 28. Mai, wurde das Jubiläum mit zahlreichen Aktionen und Workshops gemeinsam mit Kooperationspartnern groß gefeiert. Glückwünsche überbrachten auch Regionalverbandsdirektorin Carolin Lehberger sowie die Bildungsdezernentin des Regionalverbandes Saarbrücken, Kerstin Theobald.
Bevor gefeiert wurde, stand jedoch während der ersten drei Schulstunden die Wissensvermittlung rund um das Thema Fairtrade im Fokus. Dabei schlüpften die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in die Rolle der Lehrkräfte. Auch Angelina, Maja, Ilenia und Emily konnten den jüngeren Jahrgängen zeigen, was sie über Fairtrade-Kleidung, die unterschiedlichen Fairtrade-Logos sowie über die 17 internationalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) wissen. „Ein Kriterium für Fairtrade-Kleidung ist Bio-Baumwolle“, sagt Ilenia. Auch die Arbeitsbedingungen der Bauern und der Näherinnen spielten für das Zertifikat eine Rolle. Dabei beschäftigen sich die Klassen auch mit Vor- und Nachteilen: „Faire Kleidung ist oft teurer, auch gibt es nicht die ausreichende Menge an Bio-Baumwolle, die Mode ist oft nicht so vielfältig und nicht für alle verfügbar“, zählte Ilenia auf. Maja erklärte die verschiedenen Siegel und Logos und welche unterschiedlichen Standards sich dahinter verbergen: „Kleidung hat ein anderes Logo als Schokolade.“ Die Schülerinnen und Schüler hatten zuvor die Aufgabe, sich in Saarbrücker Fairtrade-Läden und Supermärkten auf die Suche nach den Logos zu machen, sagte Klassenlehrer Tobias Klein.
Von Second Hand bis Upcycling

2012 hat sich die Willi-Graf-Realschule in Trägerschaft des Bistums Trier auf Initiative der damaligen Schulleiterin Helene Neis und Lehrerin Gesine Zare auf den Weg zur Fairtrade-Schule gemacht. Zare hatte Kontakt zur Fair Trade Initiative Saarland (FIS). „Die erste Aktion, die es auch heute noch gibt, sind die fair gehandelten Nikoläuse“, blickt Zare zurück. Im gleichen Zeitraum entstand eine Schülerfirma, die verschiedene Aktionen startete: Neben den Nikoläusen wurden fair gehandelte Rosen verteilt und der „Eine-Welt-Kiosk“ mit fairen Produkten eingeführt. Kurz darauf bildete sich das Fairtrade-Team der Realschule, in dem neben Schülerinnen und Schülern auch Lehrkräfte und Eltern engagiert waren. 2013 bewarben sich die ersten Klassen bei der Fairtrade Initiative Saarland als „Faire Klassen“. Seit 2014 ist die Willi-Graf-Realschule Fair-Trade-Schule. „Alle zwei Jahren werden wir rezertifiziert, da wir genügend Aktionen starten“, sagte Zare. Dazu zählen etwa Second-Hand-Basare, um die Kleiderschränke möglichst nachhaltig zu machen, und Upcycling-Aktionen, wo aus vermeintlich alten Dingen neue Produkte entstehen. Auch im Unterricht sei Fairtrade ein regelmäßiges Thema, sagt Schulleiter Stephan Arnold. „Es ist ein Querschnittsthema in vielen Fächern: etwa in Erdkunde über die Rohstoffe oder in Religion über faire Arbeitsbedingungen.“
Um von der Organisation Fairtrade Deutschland e.V. den Titel Fairtrade-School zu erhalten, müssen fünf Kriterien erfüllt sein: Zunächst muss ein Schulteam aus Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern und weiteren Interessierten gegründet werden, das regelmäßig Aktivitäten rund um den fairen Handel an der Schule plant. Als nächstes muss ein Fairtrade-Kompass erarbeitet werden, der zusammenfasst, in welche Richtung sich der faire Handel an der Schule entwickeln soll. Punkt drei ist der Verkauf und Verzehr von fair gehandelten Produkten an der Schule. Dies können etwa das Obst oder die Schokoriegel im Schulbistro sein oder fair produzierte Fußbälle und Schul-T-Shirts. Darüber hinaus muss das Thema fairer Handel Teil des Unterrichts sein. Punkt 5 sind regelmäßige, mindestens jährliche Schulaktionen zum fairen Handel. An der Willi-Graf-Realschule gibt es pro Jahr sogar vier Thementage.
Banabus zu Besuch in Saarbrücken

„Wir alle tragen die Verantwortung für unseren Planeten. Aber der Mensch verdrängt das gern – das ist das Problem. Ihr seid die Zukunft unserer Fairtrade-Schule. Bringt euch ein, geht in die AGs“, rief Schulleiter Stephan Arnold den Schülerinnen und Schülern bei der Feier zu. Während die Junior Rock Band unter Leitung von Holger Ringeisen im Pavillon für gute Stimmung sorgte, konnten Buttons hergestellt und am Stand der Fairtrade Initiative Saarland bei Ingrid von Osterhausen fairgehandelte Turnbeutel bemalt werden. Besonders lang war die Schlange bei den frisch gebackenen Crêpes, die natürlich mit Fairtrade-Schokoriegeln belegt wurden. Am auffälligsten war jedoch der gelbe „Banabus“ der Ganztagsgemeinschaftsschule aus Neunkirchen auf dem Schulhof. Die GGS ist ebenfalls Fairtrade-Schule und tourt mit dem „Banabus“ durch das Saarland, um so die Botschaft des fairen Handels zu verbreiten. Passend dazu gab es von Wynnie Mbindyo von Fairtrade Deutschland e.V. fair gehandelte Bananen. Wer mochte, konnte in ein Bananenkostüm schlüpfen.
Das Thema Fairtrade wandere von der Schule auch in die Elternhäuser, sagte Gesine Zare: „Gerade beim Thema Schokolade erziehen die Kinder teilweise ihre Eltern und sagen: Lieber eine Fairtrade-Tafel Fairtrade als fünf vom Discounter.“