Einsamkeit im Alter - ein Problem, das im schlimmsten Fall krank machen kann. Hier setzt das Projekt "Zeitschenker" an. :Zeit „verschenken“ – aber sinnvoll!
Hermeskeil – Der langjährige Ehepartner ist verstorben, die Kinder wohnen weit weg oder sind nicht vorhanden; körperliche Probleme wie Schwerhörigkeit oder eine Gehbehinderung hindern daran, noch viel „vor die Tür“ zu kommen: Alte Menschen sind aus vielerlei Gründen von Einsamkeit betroffen, Frauen etwa doppelt so oft wie Männer. Doch das soziale Wesen Mensch ist dafür nicht geschaffen – Einsamkeit und Isolation können sogar krank machen. Ein höheres Stresslevel schwächt das Immunsystem, erhöht den Blutdruck. Psychische Folgen können Antriebslosigkeit oder gar Depressionen sein. Und wer wünscht sich das schon? Den ganzen Tag zu Hause sitzen, ohne Gespräche, als einzige Abwechslung und Unterbrechung der Stille nur der Fernseher und das Radio? Genau hier möchte das neue Projekt „Zeitschenker“ des Mehrgenerationenhauses (MGH) Hermeskeil helfen.
Die geschenkte Zeit individuell gestalten
Ehrenamtliche „Zeitschenker“ sollen mit älteren Menschen zusammengebracht werden, die sich wieder ein bisschen mehr Kontakt und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wünschen. Initiatorin Karina Düpré-Kranz, pädagogische Referentin im MGH, erklärt das Konzept: Es gehe um einen reinen Besuchsdienst, nicht um pflegerische oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten. Zeitschenker und Beschenkter könnten gemeinsam schauen, wo Interessen liegen: „Ob sie einfach Kaffee und Kuchen zusammen essen, ob sie spazieren gehen, stricken, einen Film schauen oder ein Spiel spielen – da sind die beiden ganz frei, sich ihre Zeit zusammen gemütlich zu gestalten.“ Die Zeitschenker sollten dabei „realistisch“ mit ihrem Zeitbudget umgehen, vorstellbar seien zum Beispiel Besuche alle zwei oder drei Wochen, aber dafür sehr regelmäßig. Auch die Familienangehörigen möchte Düpré-Kranz mit ins Boot nehmen.
Corona hat das Problem der Einsamkeit verschärft
Die Idee zum Projekt sei durch konkrete Nachfragen und Rückmeldungen entstanden, berichtet Düpré-Kranz. So habe sie gerade ihre Stelle angetreten, als die erste Synodalversammlung des Pastoralen Raums Hermeskeil stattfand. Dort sei von einigen Senioren das Thema „Einsamkeit im Alter“ an sie herangetragen und als Problem definiert worden. Und auch die Erfahrungswerte ihrer Kollegin Gerlinde Paulus-Linn, Gemeindereferentin in der Pfarrei Sankt Franziskus, stimmten damit überein: „Wir haben ja einige Ehrenamtliche vor Ort, die mit der Hauskommunion alte und kranke Menschen besuchen. Mir ist durch deren Erzählungen und eigene Besuche nochmal klar geworden, wie wichtig es für die Senioren ist, dass sie nicht nur die Kommunion erhalten, sondern dass man auch noch ein wenig Zeit mitbringt“, so Paulus-Linn. Corona hat die Problematik noch einmal verschärft – so fühlen sich laut neuen Studien nach der Pandemie doppelt so viele alte Menschen einsam wie zuvor.
Sechs Zeitschenker motiviert - gesucht werden nun Senioren
Inzwischen haben sich sechs Engagierte gefunden, die ihre Zeit gerne verschenken möchten. Damit sie ihre ehrenamtliche Aufgabe gut vorbereitet angehen können, wurden sie zwei Tage lang in verschiedenen Themenfeldern durch Expertinnen und Experten geschult, die auch künftig für Nachfragen zur Verfügung stehen. Altersfragen, weitergehende Hilfsangebote, rechtliche und versicherungstechnische Fragen oder auch Möglichkeiten zu Aktivierung und Bewegung sowie eine Präventionsschulung standen auf dem Programm. Für das Projekt konnte das MGH Kooperationspartner wie das Haus der Gesundheit in Trier oder auch das „LebensgestAlter“-Programm des Landkreises Trier-Saarburg gewinnen. Jetzt gilt es nur noch, auch die passenden älteren Menschen zu finden, die nette Kontakte wünschen und sich auf die „Zeitschenker“ einlassen können. Denn oft sei Einsamkeit auch ein Tabu, über das nicht gern gesprochen werde, sagt Düpré-Kranz. Doch jeder und jede kann davon im Alter betroffen sein. Sie hat die Hoffnung, dass sich das Projekt herumspricht und die „Zeitschenker“ jetzt richtig durchstarten können. Über eine Rückmeldungspostkarte auf dem Flyer des MGH können sich Interessierte zurückmelden – mit ihren individuellen Wünschen zu Ort, Zeit und Inhalt der Besuche.
Mehr Informationen gibt es bei Karina Düpré-Kranz unter Tel.: 06503-9817523 oder per E-Mail: karina.duepre-kranz@bistum-trier.de und beim Mehrgenerationenhaus in der Martinusstraße 5a in Hermeskeil.