Resonanz-Veranstaltung zur Synodenumsetzung in Dillinger Stadthalle:Zwischen Besorgnis und Begeisterung
Dillingen – „Wir befinden uns in einer Krisensituation. Hätten wir keine Not, hätten wir die Synode nicht gebraucht.“ Mit diesen drastischen Worten wandte sich Bischof Dr. Stephan Ackermann am vergangenen Freitag an Menschen in der Dillinger Stadthalle. Über 300 Priester, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie viele Interessierte aus den Dekanaten und Pfarreien im Saarland waren der Einladung des Bischofs zur Resonanz-Veranstaltung zur Umsetzung der Synode gefolgt. Vorrangiges Thema war der Entwurf zur Raumgliederung des Bistums. Demnach sollen statt der bisher über 800 Pfarreien (in gut 170 Pfarreien-Gemeinschaften) 35 Pfarreien der Zukunft neu gegründet werden. Die Veranstaltung in Dillingen diente als Forum zum direkten Austausch mit dem Bischof und den Verantwortlichen im bischöflichen Generalvikariat, die die Rückmeldungen mit in den endgültigen Plan zur Raumgliederung einfließen lassen werden.
Die Rückmeldungen aus dem Publikum fielen ganz unterschiedlich aus: Von tiefer Besorgnis und Befürchtungen, die Kirche schaffe sich durch die neuen Räume ab, bis hin zu großer Begeisterung über die Chancen und Vorteile, die sich künftig bieten werden. Sorgen bereiteten vielen vor allem die Größe der Pfarreien der Zukunft. So soll es laut dem Entwurf beispielsweise eine Pfarrei der Zukunft Lebach geben, die von Illingen bis Schmelz reichen soll, mit Lebach als künftigem Pfarrort. „Die neuen Räume sind schlüssig, aber man vergisst die Leute vor Ort“, sagte Karl-Heinz Wagner, der sich an diesem Abend als erster an eines der Mikrofone im Publikum getraut hatte. „Wenn die große Pfarrei kommt, mit 40 Kirchen und 40 Kapellen – wer will in so einer riesigen Pfarrei noch ehrenamtlich in einem Verwaltungs- oder Pfarrgemeinderat sitzen? Und welchen Bezug hat derjenige zur Kapelle in Reisbach, oder Biringen, oder wo auch immer?“
Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrates und Mitglied in der Teilprozessgruppe Raumgliederung stand neben Bischof Ackermann auf dem Podium und sagte: „Wir können in Zukunft nicht von einem Pfarrgemeinderat wie bisher ausgehen. Wir brauchen synodale Beteiligung in den Pfarreien der Zukunft. Wir müssen hier neue Strukturen finden. Auch die Arbeit der Pfarrgemeinderäte wird anders aussehen: bisher waren sie ein hörendes und beratendes Gremium, ihre Aufgabe muss intensiver und aktiver werden.“
Thesing verwarf auch die Idee, durch die neuen Strukturen würde kein kirchliches Leben mehr in den Orten stattfinden: „Zunächst wird sich nichts ändern: die Menschen sind noch da und die Hauptamtlichen sind auch noch da. Ändern wird sich vor allem, dass in dem neuen Pfarrort eine ständige Erreichbarkeit herrscht und die Verwaltung durch die neuen Leitungsteams gesichert ist.“
Mechthild Schabo, Direktorin des Zentralbereichs „Pastoral und Gesellschaft“ im Bischöflichen Generalvikariat Trier ergänzte eine Antwort auf die Frage nach den neuen Pfarrorten. Diese werden nicht die einzigen Anlaufstellen in den großen Räumen sein: „Wir brauchen viele Anlaufstellen auch vor Ort. Das gibt es aber auch schon: KiTas sind beispielsweise die erste Anlaufstelle für Fragen rund um Erziehung. Seelsorgerinnen und Seelsorger sollten dort sein, wo Menschen sich versammeln und unterstützt werden sollen.“ „Wir leben in einer Gesellschaft, in der es ganz andere Mobilität und Freiheit gibt. Aber damit müssen wir umgehen können und diese Anstrengung wollen wir unternehmen“, fasste der Bischof die Herausforderung der Umsetzung der Synode zusammen.
Dominik Holl