Aschermittwoch der Künstler läutet in Koblenz Fastenzeit ein :„Zwischen Ein und Alles“
Koblenz – Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass Künstlerinnen und Künstler den Gottesdienst zum Aschermittwoch in der Koblenzer Herz-Jesu-Kirche gestalten. Der beliebte Startschuss in die Fastenzeit stand am 14. Februar unter dem Motto „Zwischen Ein und Alles“. Dieses Mal trafen hier „Pünktchen und Anton“ (Ensemble des Koblenzer Jugendtheaters) auf einen „Cherubinischen Lobgesang“ (Opernchor des Theaters), auf den bekannten Song „Somewhere over the rainbow“ (Singschule Koblenz) sowie auf einen Zauberer (ANDINO).
„Unsere Zeit scheint geprägt zwischen ‚anything goes‘ (alles geht) und totalitären Machtfantasien“, sagte der katholische Dekan des Pastoralen Raums, Thomas Darscheid, zur Begrüßung. „Doch im Zusammenleben der Menschen ist nichts schwarz und weiß“, es gebe immer ein Dazwischen. Der evangelische Superintendent Rolf Stahl ging in seinem Gebet ebenfalls auf die derzeitige Weltlage ein, indem er mahnte: „Es gibt Polarisierung, wo das Auge hinreicht, für Zwischenräume ist wenig Platz.“ Stahl ermunterte die Gottesdienstteilnehmenden, ihre Herzen für die Zwischenräume im Leben zu öffnen.
Das Thema „Toleranz“ griff auch Zauberkünstler und Philosoph Dr. Andreas Michel, alias ANDINO, in seiner Ansprache auf. Er zitierte Nikolaus von Kues, der für seine Lehre der religiösen Toleranz vor mehr als 550 Jahren bekannt wurde. Seiner Ansicht nach entfalte sich Gott in der Vielheit und Verschiedenheit. Diese Gedanken von Nikolaus von Kues demonstrierte der Theologe ANDIONO plastisch anhand eines Kartentricks.
Auch in diesem Jahr wurde der Gottesdienst künstlerisch gestaltet von Mitgliedern des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie, dem Theater Koblenz und dem Koblenzer Jugendtheater sowie dem Musiktheater der Musikschule der Stadt Koblenz, dem Jugendkammerchor der Singschule an der Liebfrauenkirche unter der Leitung von Regionalkantorin Juliane Kathary und Dekanatskantor Joachim Aßmann an der Orgel. Beteiligt an Vorbereitung und Durchführung waren zudem der Pastorale Raum Koblenz, das Kultur- und Schulverwaltungsamt und die Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein e.V. (AKM).
In der Kirche präsentierte die Künstlerin Sophia Pechau ein Triptychon, das für Trinität und Dreifaltigkeit steht. Im Anschluss an den Gottesdienst eröffnete die AKM ihre Ausstellung „Druck – Kunst im Singular und Plural“ im „Künstlerhaus Metternich“.
Der Aschermittwoch der Künstler ist für den Koblenzer Kulturdezernenten Ingo Schneider einer der schönsten Termine, die der Kulturkalender der Stadt jedes Jahr zu bieten hat. "Beeindruckt und beseelt verlassen die Menschen die Herz-Jesu-Kirche, ganz unter dem Eindruck der großen Vielfalt künstlerischen Talents und Können, das dort zu erleben ist - wenn Jugendtheater, Musikschule und Singschule auf Opernchor, Theater und Rheinische Philharmonie treffen." Und auch der Ausstellung im Haus Metternich, die sich der Druckkunst in all ihren Facetten widmet, wünscht Schneider möglichst viel Publikum: "Ein Besuch lohnt sich sehr."