Koblenzer Richter wird am 22. Juni in Trier zum Diakon geweiht:Zwischen Seelsorge und Urteilsverkündung
Koblenz/Polch – Er hatte mal kurz überlegt, nach seinem Abitur Theologie zu studieren, entschied sich dann aber doch für Jura. Ein paar Jahrzehnte später kann Dr. Stefan Kranz beide Interessen vereinen: Der 50-Jährige wird am Samstag, 22. Juni von Bischof Stephan Ackermann in Trier zum „Ständigen Diakon mit Zivilberuf“ geweiht. Der Familienvater, der mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern in Pfaffendorf lebt, ist im Hauptberuf Richter am Oberlandesgericht und wird bald neben seinem Beruf im Pastoralen Raum Koblenz seelsorglich tätig sein.
Zu den künftigen Aufgaben von Kranz gehören diakonische Dienste sowie die Feier von Gottesdiensten. Er darf das Tauf-Sakrament und die Krankenkommunion spenden, Paaren bei der Trauung assistieren und Predigtdienste sowie Beerdigungen übernehmen. Welche Bereiche er konkret ausfüllen wird, entscheidet sich in Absprache mit den hauptamtlichen Seelsorgenden vor Ort. Wobei dem Juristen besonders die Sterbebegleitung, aber auch die Begegnung von Religion, Kunst und Kultur am Herzen liegen. Schon seit seiner Jugend ist die Kirchenmusik sein Hobby. Idiesem Bereich hat er auch eine Ausbildung absolviert und in seiner Heimatgemeinde Polch bereits einen Kirchenchor geleitet und Gottesdienste an der Orgel begleitet.
Die Entscheidung, Diakon zu werden, hatte sich bei Kranz vor allem durch Zweierlei verfestigt: Zum einen möchte er seinen Glauben weitergeben. „Ich wünsche mir, wie alle Eltern, eine Zukunft für meine Kinder, die über den Tod hinaus geht und nie endet. Das geht eigentlich nur, wenn man gläubig ist.“ Und zum anderen beschäftigt ihn, dass die „katholische Kirche immer mehr in eine Nische gerückt wird. Da möchte ich Farbe bekennen und bewusst ein Amt übernehmen und Kirche ein Gesicht geben.“
Teil seines Lebens
Glaube und Kirche seien schon immer Teil seines Lebens gewesen. So war er ganz selbstverständlich Messdiener. Diese Tradition führen heute seine beiden Kinder Anna (14 Jahre) und Johannes (13 Jahre) im Kloster Arenberg bei den Dominikanerinnen fort. Als „religiöse Oase“ bezeichnet Kranz das Kloster. Dort hätten er und seine Familie eine geistliche Heimat gefunden.
Sein Umfeld habe sehr positiv auf seine Entscheidung reagiert. Obwohl seine Kinder ihn und seinen Weg zum Diakon als „altmodisch“ bezeichnen. „Für mich ist das ein Kompliment. Denn der Begriff steht für mich für Beständigkeit, weil Glaube und das Diakonat Zeiten überdauern, über den Zeitgeist hinaus.“ Hier ist Kranz durchaus kritisch: Er vernehme einen starken Einzug von Weltlichem in die katholische Kirche, die teils dem Zeitgeist hinterherlaufe. „Wir sollten als Kirche einen Gegenentwurf zur Schnelllebigkeit darstellen, Menschen einen Spiegel vorhalten und zum Nachdenken anregen, ohne uns dabei aber von der Welt abzukoppeln.“ Als Ständiger Diakon stehe er mitten im Berufs- und Familienleben und in der Liturgie – dieses Profil sei wichtig. „Dadurch werden wir Diakone noch einmal anders wahrgenommen, da wir andere Kompetenzen haben als Priester.“ Genau das möchte er künftig positiv nutzen.
Die Weihe von insgesamt drei neuen Ständigen Diakonen (neben Stefan Kranz noch Christoph Berger aus Trier und Michael Schuh aus Orscholz) findet am Samstag, 22. Juni, um 10 Uhr im Trierer Dom statt.