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„Klangstele. Gesang vom Zyklon B“ heißt Installation am Holocaust-Gedenktag in Saarbrücker Jugendkirche:24-Stunden-Lesung im Gedenken an NS-Opfer

„Klangstele. Gesang vom Zyklon B“ heißt Installation, die am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus, in der Jugendkirche eli.ja zu hören ist.
Parallel wird an zwei Tischen gelesen - der dissonante Klang soll verstörend wirken. Foto: P. Wilhelmy
Datum:
20. Jan. 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Zu einer 24-Stunden-Lesung anlässlich des 78. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau lädt die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes (CJAS) mit ihren Kooperationspartnern für Freitag, 27. Januar, von 0 bis 24 Uhr in die Jugendkirche eli.ja in Saarbrücken (Hellwigstraße 15, 66121 Saarbrücken) ein. „Klangstele. Gesang vom Zyklon B. Für das Hören – Gegen das Aufhören“ heißt die Gedenkveranstaltung, die bereits seit 1996 in Saarbrücken stattfindet, coronabedingt die letzten beiden Jahre pausieren musste. Autor der bundesweit einmaligen Klang-Installation, die gesprochenen Text und Musik miteinander verbindet, ist der Cellist Ulrich Voss.

Wechselnde Sprecher werden 24 Stunden lang aus dem „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945“ vorlesen. Es handelt sich dabei um eine Rekonstruktion der Ereignisse im Konzentrationslager vom ersten Tag bis zur Befreiung aufgrund von Zeitzeugenberichten. Parallel werden auf einer weiteren Klangebene weitere Texte sowie Lyrik vorgetragen. Dazu zählen etwa die „Todesfuge“ von Paul Celan und „Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ von Peter Weis. Das Publikum ist eingeladen, sich beim Sprechen der Texte aktiv an der Klangstele zu beteiligen. Die Texte liegen bereit, die Bewegung beim Sprechen im Kirchenschiff ist gewollt. Jeder Mitsprecher entscheidet selbst, in welcher Lautstärke er sprechen möchte.

Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945.

Dazu erklingen in stündlicher Wiederholung Werke von Luigi Nono (Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz) und Arvo Pärt („Fratres“, „Cantus“, „Pari Intervallo“). Beide Komponisten haben sich in ihrer Musik mit dem Holocaust auseinandergesetzt. „Durch das Nebeneinander der drei Klangebenen entsteht beim Zuhörer eine Verwirrung, die verstörend wirkt, quasi eine vergiftete Klangstele“, sagt der Leiter des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) Thomas Mann. Diese Verstörung sei gewollt und lasse die Erschütterung und das Leid der Betroffenen erahnen.

Neben der CJAS zeichnen das ILF, das Bistum Trier für die Gedenkveranstaltung verantwortlich. Die Synagogengemeinde Saar wird vertreten durch ihren neuen Geschäftsführer Evgenij Mrinski, der auch der jüdische Vorsitzende der CJAS ist. Erstmals konnten der Lesben- und Schwulenverband des Saarlandes sowie der Landesverband Deutscher Sinti & Roma Saarland als Kooperationspartner gewonnen werden. Darüber hinaus unterstützen mehrere saarländische Schulen die Gedenkveranstaltung.

Klangstele 2023

Der Eintritt ist frei und jederzeit möglich. In etwa 60 Minuten ist eine Sinneinheit des insgesamt 24-stündigen Ablaufs zu erfahren. Empfohlen wird der zweimalige Besuch in großem zeitlichen Abstand.

Die gesamte Gedenkveranstaltung wird 24 Stunden lang auf dem Youtube-Kanal der Jugendkirche eli.ja live gestreamt. Schulklassen sind eingeladen, auf diese Weise im Unterricht Ausschnitte der „Klangstele. Gesang vom Zyklon B“ hören. https://t1p.de/elija

Hintergrund:

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen. Seit 1996 ist der 27. Januar als „Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus“ offizieller gesetzlicher Feiertag. Neben den rund sechs Millionen ermordeten Juden wird an diesem Tag auch der getöteten Kommunisten, Sozialisten, Widerstandskämpfer und der Bürger gedacht, die vom NS-Regime als „unwertes Leben“ bezeichnet und vernichtet wurden.

(uk)