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Jafar Mohamadi engagiert sich als Neuzugezogener im Moselkrampen:250 Masken in drei Tagen

Jafar Mohamadi lebt mit seiner Familie seit 2016 an der Mosel. Seit kurzem näht er täglich Dutzende von Mundschutzmasken, die an die umliegenden Krankenhäuser und Seniorenheime verteilt werden.
Jafar Mohamadi beim Nähen
Datum:
22. Apr. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bruttig-Fankel – Jafar Mohamadi und seine Frau Maryam gönnen sich kaum eine Pause. Seit einiger Zeit laufen in ihrer Wohnung in Bruttig-Fankel wie bei weiteren Ehrenamtlichen der „Initiative für Neuzugezogene im Moselkrampen“ die Nähmaschinen heiß – sie stellen Mund-Nasen-Bedeckungen her.

Seit 2016 leben Jafar und Maryam Mohamadi mit ihren zwei Kindern in dem kleinen Moselort. Seitdem werden sie auch ehrenamtlich begleitet durch die „Initiative Zugezogene im Moselkrampen“. Das Ehepaar stammt aus Pakistan bzw. Afghanistan.

In seiner Heimat war Jafar Mohamadi jahrelang in der Textilbranche tätig. Daran erinnerte sich Veronika Raß als in den letzten Wochen immer mehr Mund-Nasen-Bedeckungen (sogenannte community masks) von Privatpersonen und Gruppen genäht werden. Die Pastoralreferentin kennt das Ehepaar durch ihre Arbeit in der Flüchtlingshilfe und für die „Initiative Zugezogenen im Moselkrampen“. Petra Sehl, die die Aktion ehrenamtlich koordiniert, brachte Mohamadi eine Nähmaschine vorbei. „Dann habe ich ihm die Anleitung des Bistums Trier zum Nähen von Mundschutz zugesendet“, berichtet Veronika Raß. „Seither näht er jeden Tag Dutzende von Masken. Nach 72 Stunden hatte er mehr als 250 Masken genäht!“. Das Material wie Bettlaken erhält er von der Kleiderkammer Bruttig-Fankel und von Nachbarn.

Diese Bedeckungen stellen zwar keine nachgewiesene Schutzfunktion für die Trägerin oder den Träger selbst dar, sie können bei einer Infektion aber dazu beitragen, das Virus nicht an andere weiterzugeben. Trotzdem ist der Bedarf ist groß, denn die selbstgenähten Masken werden unter anderem auch von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für den privaten Gebrauch in öffentlichen Bereichen empfohlen ohne dabei die Husten- und Niesregeln, eine gute Handhygiene und das Abstandhalten zu anderen Personen zu missachten. (red)

Mundschutzmasken von Jafar Mohamadi

Zudem verhängen immer mehr Bundesländer, darunter auch Rheinland-Pfalz, eine Maskenpflicht. Daher erhält die Initiative täglich Anfragen, teilweise auch aus größerer Entfernung wie unlängst von einem Wohnheim in Ulmen. „Die müssen wir leider zurückstellen“, erklärt Petra Sehl, „wir könnten rund um die Uhr nähen, und es würde nicht ausreichen.“

Der Pfarrverwalter der Pfarreiengemeinschaft Beilstein-Moselkrampen, Paul Diederichs, befürwortet das Engagement der Ehren- und Hauptamtlichen und spricht seinen Dank aus: „Ich finde das toll, dass sich Herr Mohamadi und seine Familie auf diese Weise einbringen.“

Masken konnten bislang an die Intensivstation des Krankenhauses Kemperhof in Koblenz, an das Krankenhaus St. Josef in Zell (Mosel), an die Seniorenzentren St. Hedwig in Cochem und St. Josef in Alf sowie an das Humboldt-Gymnasium in Trier verteilt werden.

Jafar Mohamadi arbeitet eigentlich in einem Gastronomiebetrieb. Bis dieser nach der Corona-Pandemie wieder geöffnet hat, wird er sicherlich noch einige Masken nähen.

Die Initiative sucht weitere Näherinnen und Näher, die die Aktion unterstützen. Informationen gibt es bei Veronika Raß per E-Mail veronika.rass@bistum-trier.de oder telefonisch 0151-12237115.

Die „Initiative für Neuzugezogene im Moselkrampen" besteht seit 2015. Zur Zielgruppe gehören Flüchtlinge, die vom Sozialamt Cochem im Moselkrampen untergebracht werden, vor allem Familien mit Kindern. Der Initiative gehören zurzeit sieben Ehrenamtliche an, die Familien begleiten sowie engagierte Helferinnen und Helfer der Kleiderkammer Bruttig-Fankel. Die Initiative führt weitere Aktionen und Projekte wie „Fahrräder für Kinder in Flüchtlingsfamilien“ durch.

Hasan Ouso

Syrische Flüchtlingsfamilien nähen in Ulmen und Kastellaun

Auch in Ulmen werden ab sofort Schutzmasken genäht. Der Vorschlag kam von Hasan Ouso. Er ist mit seiner Familie 2012 aus Syrien geflüchtet und lebt seit zwei Jahren in Ulmen. „Wir wollen damit ein kleines Dankeschön sagen für die große Hilfe, die uns zuteilwurde und etwas von dem zurückgeben, was wir an Unterstützung erfahren durften“, erklärt der ausgebildete Schneider und Modedesigner.

Helga Schmitt-Eckardt aus Ulmen schenkte dem Vater von fünf Kindern eine neue Nähmaschine samt Zubehör. Nachbarn und Mitglieder des kirchlichen Ehrenamtskreises „Flüchtlinge und Integration“ unterstützen die Aktion ebenfalls mit Spenden von Stoff und anderen Utensilien, wie Gummibändern oder Gummikordeln.

Maher Abdo und seine Frau Sherihan Sheikho

Mehr als 300 Schutzmasken hat Ouso bislang schon genäht. Sie können in unterschiedlichen Geschäften in Ulmen gegen eine Spende mitgenommen werden. „Mit dem Erlös können wir Zubehör einkaufen. Darüber hinaus wollen wir  mit den Spenden auch gezielt ‚Ärzte ohne Grenzen‘ bei ihrer Anti-Corona-Infektionsarbeit in Afrika unterstützen“, erklärt Karl Eckardt, der sich ebenfalls in der Flüchtlingshilfe engagiert wie seine Frau Helga.

Maher Abdo und seine Frau Sherihan Sheikho engagieren sich ebenfalls beim Nähen von Masken. Erst Anfang dieses Jahres kam die Familie nach Deutschland und wohnt nun in Kastellaun. Maher Abdo ist Schneider und hat bereits mehr als 500 Masken gefertigt. "Stoffe und Gummibänder wurden gespendet", berichtet Anna Werle, Pastoralreferentin im Dekanat Simmern-Kastellaun. "Die junge syrische Familie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung in Zeiten der Corona- Pandemie zu unterstützen", berichtet sie. Die Masken sollen innerhalb der Verbandsgemeinde Kastellaun verteilt werden, wie zum Beispiel im Caritas-Laden.

Auch das Bistum Trier ermuntert nähfreudige Personen in den Gemeinden, sich an der Herstellung solcher Masken zu beteiligen. Eine Anleitung zum Nähen gibt es hier: https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/masken-naehen-zum-schutz-anderer/

(jf/red)