„Miez-Box” im Mergener Hof bietet Essen, Bildung und Freizeit:Ab Januar: Kostenloses Mittagessen für Kinder und Jugendliche in Trier
Trier – „Natürlich schmeckt das! Hier schmecken mir sogar Sachen, die ich sonst gar nicht mag, zum Beispiel Kartoffelsalat”, erzählt Nicolas (10) während er mit der Gabel nach dem letzten Kartoffelstückchen angelt, das neben einer halben Bratwurst auf seinem Teller liegt. Auch Jan (11) ist vom Speiseplan im Jugendzentrum Mergener Hof (MJC) überzeugt. Und mit das Beste daran: „Man kann sich so viel nehmen, wie man möchte, man wird satt.”
Satt werden – das ist für viele Kinder und Jugendliche in Trier längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Hinweise auf zunehmende Kinder- und Jugendarmut in der Moselstadt häufen sich, sagt Kai Wichmann, Leiter der MJC. Das erkenne man etwa daran, dass Jugendliche keine der Jahreszeit angemessene Kleidung tragen oder Kinder vom bislang kostenpflichtigen Mittagstisch abgemeldet werden mit der Erklärung, es würde angeblich nicht schmecken. „Das lässt uns natürlich aufhorchen, insbesondere, wenn das jeweilige Kind sonst immer Nachschlag verlangt.” Für Wichmann sind das deutliche Signale, dass den Privathaushalten immer weniger Geld zur Verfügung steht und die Kinder von Armut betroffen sein könnten. Kein einfaches Thema, insbesondere für Menschen, die bislang ganz gut zurecht kamen, nun aber plötzlich wegen steigender Energiepreise und Inflation knapp bei Kasse sind.
Um dem entgegenzusteuern, hat das MJC-Team das Projekt „Miez-Box – Essen, Bildung, Freizeit” ins Leben gerufen. Ab dem 1. Januar können Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen Familien kostenfrei in der „Miez” zu Mittag essen.
„Ein geregelter Tagesablauf mit einer gemeinsamen und gesunden warmen Mahlzeit ist einfach sehr wichtig”, findet Lotte (20) aus Pluwig, die gerade ihren Bundesfreiwilligendienst im Mergener Hof leistet und für die Zubereitung und Ausgabe von Essen zuständig ist.
Daneben gibt es pädagogische Betreuung bei den Hausaufgaben und Freizeitangebote mit Gleichaltrigen für alle. Denn: „Schon jetzt ist absehbar, dass es zügig Unterstützungsangebote braucht. Wir wollen nicht erst ein Angebot schaffen, wenn es zu spät ist, sondern das Problem präventiv angehen”, erklärt Wichmann. Armut sei immer noch sehr schambesetzt, daher verzichtet die MJC auf eine Bedürftigkeitsprüfung: „Jedes Kind, jede*r Jugendliche ist willkommen.” Denn im Mergener Hof gehe es darum, Kinder aus allen gesellschaftlichen Milieus miteinander in Kontakt zu bringen. Mit dem Projekt gegen Kinderarmut „erfüllt die Kirche von Trier im Nachgang der Bistumssynode beispielhaft ihren diakonischen Auftrag”, betont Matthias Struth, Domvikar und 1. Vorsitzende des Mergener Hof e.V.
Zwar seien die Kapazitäten zunächst noch begrenzt. Zusätzlicher Raum in Form von Containern auf dem Gelände ist allerdings schon fest eingeplant. „Auch wollen wir zeitnah weitere Erzieher*innen einstellen, um eine gute Betreuung zu gewährleisten”, so Wichmann. Nach und nach soll das Angebot erweitert werden. Dafür braucht es allerdings Spenden.
Weitere Informationen gibt es bei kai.wichmann@mjctrier.de und auf www.mjctrier.de. Spenden kann man auf folgendes Konto: Mergener Hof e.V., IBAN: DE04 5855 0130 0000 1182 57, Verwendungszweck: Miez-Box.
(ih)