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Pfarrkirche St. Ambrosius in Trier-Nord ist profaniert :Abschied von einem Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen

Im Anschluss an eine letzte Eucharistiefeier hat Weihbischof Jörg Michael Peters die im Jahr 1947 geweihte Kirche St. Ambrosius in Trier-Nord entwidmet.
Der letzte Gottesdienst ist für viele ein emotionales Ereignis.
Datum:
11. Juli 2023
Von:
red/Stefan Endres

Trier – Die Pfarrkirche St. Ambrosius im Trierer Norden ist kein Gotteshaus mehr. Im Anschluss an eine letzte Eucharistiefeier am 9. Juli hat Weihbischof Jörg Michael Peters die im Jahr 1947 geweihte Kirche entwidmet. Das denkmalgeschützte Gebäude wird umgebaut und Teil eines Areals mit sozialverträglichen Wohnungen und einer neugebauten Kindertagesstätte. 

Noch einmal kamen zahlreiche Gläubige in das Gotteshaus, das nach dem Krieg aus einer ehemaligen preußischen Reithalle entstanden war und seither der damals gegründeten Pfarrei St. Ambrosius als Heimat diente. Pfarrer Joachim Waldorf sprach bei seiner Begrüßung von „einem schweren Tag, einer schweren Stunde. Mit der Profanierung verschwindet die Kirche aber nicht aus Trier-Nord.“ In der Nähe befinde sich für die Gläubigen die Kirche der Pfarrei St. Paulin, zu der der Pfarrbezirk St. Ambrosius seit der Fusion im vergangenen Jahr gehört. „Außerdem wird im Rahmen des Umbaus in diesem Gotteshaus ein Mehrzweckraum entstehen, der auch für pfarrliche Zwecke genutzt werden kann“, sagte Waldorf über die Perspektive für den Ort und die Menschen. 

„Wir sind heute hier, um Dank zu sagen für 76 Jahre, die dieser Raum ein geweihter Raum gewesen ist, wo Menschen sich zum Lobe Gottes versammelt haben“, sagte Weihbischof Peters. Petra Groß, seit vielen Jahren Küsterin, Mitglied und Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der ehemaligen Pfarrei St. Ambrosius, blickte auf die Geschichte des Gotteshauses und der Pfarrgemeinde zurück. Sie ließ Stationen, Ereignisse und persönliche Eindrücke Revue passieren und erinnerte an engagierte Menschen. Sie betonte besonders den kirchlichen Auftrag der diakonischen Sendung und wünschte sich, dass „die Kirche sich den Menschen hier im Norden Triers nicht entzieht“, sondern ihnen beisteht – „wo immer sie gebraucht wird“.  

Rückblick auf die in St. Ambrosius gespendeten Sakramente

Weihbischof Jörg Michael Peters verliest das Profanierungsdekret. Damit ist die Kirche entwidmet.

Der Weihbischof predigte über das Sonntagsevangelium nach Matthäus, das den Lobpreis Jesu an den Vater wiedergibt. Der Lesungstext sei „kostbar“, weil er die Einladungen enthalte: „Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen“ und „lernt von mir“. Das helfe dem Menschen, sein einmaliges Ich zu entfalten. „Ich danke von Herzen allen, die heute mit Wehmut Abschied nehmen von diesem Gotteshaus“, sagte Peters zu den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern. Er schaute ebenfalls auf die Zeit der Entstehung von Pfarrei und Kirche zurück, als nach dem Krieg die gestiegene Zahl an Gläubigen eine neue Pfarrei mit Gotteshaus erforderlich machte. Er erinnerte an das Wirken ausgewählter Personen und der bis heute Aktiven. „Danke für alles, was Sie um Gottes und der Menschen Willen hier getan haben über die 76 Jahre.“ Petra Groß bat in den Fürbitten für die Menschen, die seit der Gründung ein Sakrament in St. Ambrosius empfangen haben: die 2.801 getauften Kinder, die 3.645 Erstkommunionkinder, die 2.628 Firmlinge, die 1.108 getrauten Paare sowie die 2.667 Verstorbenen. 

Am Ende der Eucharistiefeier verlas Peters das Profanierungsdekret von Bischof Dr. Stephan Ackermann. Die geweihten Hostien wurden auf dem Altar ausgesetzt, die Kerzen und das Ewige Licht gelöscht und entfernt, der Altar abgedeckt und der Tabernakel offengelassen. Der Weihbischof erteilte mit dem Reliquiar der Ambrosius-Reliquie den Schlusssegen, bevor in einem stillen Auszug alles hinausgetragen wurde.

Blick von der Franz-Georg-Straße auf St. Ambrosius. Das Gebäude war 1912 als militärische Reit- und Exerzierhalle errichtet und ab 1947 nach Plänen von Fritz Thoma zur Kirche umgebaut worden.

Neben dem Weihbischof und Pfarrer Joachim Waldorf feierten die Vinzentiner-Patres Manfred Heinzen, Hans-Georg Radina und Stephan Schmuck sowie Pfarrer Heiko Marquardsen und Diakon Axel Berger den Gottesdienst am Altar mit. Der Kirchenchor St. Ambrosius und Volker Krebs an der Orgel gestalteten die Feier musikalisch. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Paulin, Pia Bösen, dankte für die letzte Eucharistiefeier und lud die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher zu anschließender Begegnung, Austausch und dem Teilen von Erinnerungen in der Kirche ein.  

Eine kurze Geschichte zum profanierten Gotteshaus gibt es unter www.pfarreiengemeinschaftpaulin.de/pfarrbezirke/st-ambrosius.