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Seelsorgende unterstützten Flutbetroffene in Mendiger Wohndorf/Umzüge geplant:Als Kirche nah bei den Menschen

Eigentlich sollte es eine Übergangslösung nach der Flut sein, aber für viele wurde das Containerdorf über Monate zu einem neuen Wohnsitz. Betreut wurden sie unter anderem durch Seelsorgende aus dem Bistum.
Matthias Baden, Pastoralreferent aus Bad Kreuznach (links; schwarze Jacke), James Clifton Stones, von I-Motion (Mitte; graue Jacke) und Mechthild Peters, Seelsorgerin im Mayener Krankenhaus (rechts; blaue Jacke), nahmen von den Bewohnern Abschied. Mit auf dem Foto sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASB. Foto: Elvira Bell
Datum:
12. Apr. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Mendig – Das Wohndorf Mendig für Flutgeschädigte aus dem Landkreis Ahrweiler wird geschlossen. An Gründonnerstag (14. April) ziehen die Bewohnerinnen und Bewohner in Absprache mit den Städten Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig mit Unterstützung des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in neue Übergangsunterkünfte. Hilfe hatten die Menschen des Containerdorfs in den vergangenen Monaten von zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen – insbesondere auch von erfahrenen Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus dem Bistum Trier. Kurz nach der Flutkatastrophe hatte Bischof Dr. Stephan Ackermann dazu aufgerufen, sich privat oder beruflich zu engagieren und die Betroffenen zu unterstützen.

„Wir haben ein kleines Team aus Seelsorgenden gebildet, in dem Steffen Stutz, Matthias Baden, Gabriele Kloep-Weber, Rudolf Demerath, Günter Leisch und ich an verschiedenen Tagen der Woche im Containerdorf präsent waren.“ Sie alle nahmen sich Zeit für die im Ahrtal obdachlos gewordenen Menschen. Im August wohnten etwa 80 Personen auf dem Gelände in Mendig. „Unser Ziel war es, den Menschen ein offenes Ohr zu schenken und sie dabei zu unterstützen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.“ Mit Blick auf die vergangenen fast zehn Monate resümiert Mechthild Peters: „Wir haben viele Erfahrungen gewonnen. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen war gut und hilfreich; nicht jeder kann alles und sich gegenseitig die Bälle zu zuspielen, war nützlich. Es war auch schön zu erleben, dass wir als Seelsorgende von den anderen als Profis wahrgenommen wurden mit eigenen Kompetenzen, eigenen Herangehensweisen, eigenen Netzwerken.“ Es sei gut gewesen, als Kirche nah bei den Menschen zu sein und sich nützlich machen zu können. „Unsere regelmäßige, zuverlässige Präsenz wussten die Containerdorf-Bewohner zu schätzen.“

Als besonders hilfreich hatte sich im Laufe der Monate erwiesen, dass I-Motion, der Betreiber des Containerdorfes, mit James Clifton Stone einen kompetenten Allrounder als Ansprechpartner gefunden hatte. „Außerdem traten wir mit der Caritas in Kontakt, nachdem wir feststellten, dass Seelsorge und Paten nicht alle Probleme lösen können, sondern fachliche Hilfe in sozialrechtlichen Fragen nötig ist“, berichtet Peters. Daher wurden eine wöchentliche Sprechstunde der Caritas und ein Beratungsangebot der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eingerichtet.

Eine Übergangslösung, die fast zehn Monate dauerte

„Anfangs waren alle davon ausgegangen, dass das Containerdorf nur eine Übergangslösung sei, aber als dann im November immer noch mehrere Dutzend Menschen da waren, wurde klar, dass es über den Winter gehen wird“, sagt Mechthild Peters rückblickend. Parallel wurde weiter nach Unterkünften gesucht, „aber bei Gesprächen mit den Verantwortlichen im Ahrtal wurde auch klar, dass die Flut viel Wohnraum dauerhaft zerstört hatte.“ 

Doch nach und nach fanden die Bewohnerinnen und Bewohnern neue Unterkünfte: Ein Ehepaar hatte eine kleine Ferienwohnung in Bad Neuenahr angeboten, wo einer der Flutflüchtlinge unterkam. Ein anderer kam in eine Senioren-WG, wieder andere fanden neue Wohnungen im Raum Köln. Zuletzt waren noch weniger als zehn übrig. „Für die haben Bad Neuenahr und Sinzig angeboten, dass sie in den dortigen Wohncontainern unterkommen können: Immerhin sind die mit Küche und Bad ausgestattet.“ Anders als in Mendig, wo diese sich zentral in Containern auf dem Gelände befinden.

Die Umzüge stellten auch einen Weg zur weiteren Verarbeitung dar, glaubt Peters. „Auch wenn über die Flutnacht nicht dauernd gesprochen wird, ist sie doch sehr präsent, besonders bei schlechtem Wetter. Die meisten werden sich an die Verarbeitung erst machen können, wenn sie wieder sicheren Boden unter den Füßen haben.“

 Derzeitige Seelsorge-Situation in den Flutgebieten:

Nach dem Abschluss des Koordinierungsbüros Ende 2021, das den kurzfristigen und schnellen Einsatz von Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus dem gesamten Bistumsgebiet plante, gab es nahtlos für interessierte, entsprechend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums Trier die Möglichkeit, sich für drei Monate (bis zum 31. März) in die betroffenen Gebiete abordnen zu lassen. In einem Fall wurde die Abordnung auf Wunsch der Pfarreiengemeinschaft und mit Absprache der betreffenden Person sowie weiterer beteiligter Stellen im Bischöflichen Generalvikariat Trier sowie ihrer eigentlichen Einsatzstelle, um weitere drei Monate verlängert. Des Weiteren wurden vier Projektstellen im Ahrtal für pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen, diese sind zunächst auf zwei Jahre befristet. Hinzukommt eine unbefristete Stelle für eine Gemeindereferentin bzw. einen Gemeindereferent. Die Personen werden zusätzlich zu den bereits bestehenden örtlichen pastoralen Teams eingesetzt.

(red/jf)