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Seit 175 Jahren unterwegs von Hillesheim nach Koblenz:Andächtiges Gebet und Lebensfreude

Seit 175 Jahren gibt es die Fußwallfahrt von Hillesheim nach Koblenz. Zum Jubiläum begleitete Weihbischof Gebert die Pilger auf den letzten Kilometern bis nach Koblenz-Metternich
Das Kreuz führte die Pilger nach Koblenz-Metternich
Datum:
13. Mai 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – 1844: schlesischer Weberaufstand, Eröffnung der Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn, Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier und Startjahr einer Fußwallfahrt von Hillesheim nach Koblenz, die seitdem jedes Jahr stattfindet. Der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert begleitete diesmal die rund 130-Mann-und-Frau-starke Gruppe auf den letzten Kilometern in die Pfarrkirche St. Konrad in Koblenz-Metternich, wo der Abschluss der 175. Wallfahrt mit einem Pontifikalamt gefeiert wurde.

In Zeiten von Armut und politischer Unzufriedenheit Mitte des 19. Jahrhunderts beschlossen einige Männer in der Eifel zur Abwendung der Not, eine Wallfahrt nach Koblenz durchzuführen. Ziel war die Gnadenkapelle an der Wallfahrtskirche Maria-Hilf im Stadtteil Lützel. „Es waren schwere Zeiten. Doch die Menschen sind nicht in ihrem Elend hängengeblieben. Sie haben sich nicht selbst bemitleidet, sondern sie haben sich auf den Weg gemacht“, schildert Weihbischof Gebert in seiner Predigt.

Die Bruderschaft Maria-Hilf Hillesheim organisiert seit jeher die Veranstaltung, die auch heutzutage noch Nachwuchs findet: Markus Geiermann aus Boos ist 27 Jahre alt und bereits zum fünften Mal dabei. „Ich muss sagen, die Gemeinschaft ist sehr schön“ und er ergänzt: „Man merkt, dass man als junger Mensch nicht alleine ist, wenn man religiös ist.“ Auch Lars Suges lobt die Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Gruppe. Der 40-Jährige aus Niederehe ist bereits im neunten Jahr dabei, „um einfach mal Danke zu sagen.“

Robert Harings aus Lissendorf und Heinrich Bosecker aus Oberbettingen sind mit Gepäckwagen und Begleitfahrzeug schon seit 33 Jahren Teil der Prozession. Hier finden sich Rucksäcke, Wechselschuhe, Regenjacken und Wasserflaschen sowie der ein oder andere Pilger, der sich auf der gut 90 Kilometer langen Gesamtstrecke ein wenig ausruhen möchte. Die Motivation seit mehr als 30 Jahren dabei zu sein: „Es ist wie eine Sucht!“, lautet die Antwort von Bosecker. Sein Kollege ergänzt: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen, da hilft das Pilgern.“ Diesen Aspekt greift auch Weihbischof Gebert in seiner Predigt auf: „All die Verletzungen, die wir im Leben erfahren haben, gehören dazu, die brauchen wir nicht zu verstecken“.

Musikalisch begleitet Anja Groß (46 Jahre) aus Zilsdorf die Gruppe an der Querflöte. Die Musikapelle, die die Pilgerinnen und Pilger begleitet, ist eine bunte Truppe, die nur einmal im Jahr zusammenkommt. Anja Groß ist dabei, „um mal aus dem Alltag auszubrechen, den Kopf frei zu bekommen und persönliche Anliegen mitzunehmen.“

Alfons Schwunn hat ein Auge auf die Mannschaft. Seit zwei Jahren ist er Vereins-vorsitzender der „Maria-Hilf-Bruderschaft Hillesheim“; seit 35 Jahren nimmt er an der Fußwallfahrt teil. Die konstante Teilnehmerzahl zeige, dass es noch ein Interesse am Beten gebe. „Wir gehen auch mit der Zeit“. Die Wallfahrt wurde von sechs auf drei Tage verkürzt und lässt sich so für einige besser im Alltag einbinden. Stolz ist der Verein, dass die Wallfahrt auch zur Zeit der Nationalsoziallisten fortgeführt wurde – „trotz großer Gefahr“, weiß Schwunn. Denn damals waren Prozessionen verboten.

Während des Gottesdienstes stoßen noch 80 Buswallfahrer hinzu. „Das sind ältere Menschen, die sich der Wallfahrt verbunden fühlen, aber nicht mehr so gut zu Fuß sind“, erklären die Veranstalter.

Neben andächtigem Beten und Singen geistlicher Lieder gibt es immer wieder die Gelegenheit zu Gesprächen und auch zu dem ein oder anderen Bier oder Schnaps in gemütlicher Runde. Die Stimmung ist ausgelassen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und vor einer letzten Andacht in Koblenz spielen die Musikerinnen und Musiker Tanzmusik, berichtet Schwunn. „Und da wird dann auch richtig gefeiert“, sagt er lachend. Andächtiges Gebet und Lebensfreude gehen hier Hand in Hand.

In diesem Jahr endet die Prozession in St. Konrad in Koblenz-Metternich, da die Gnadenkapelle aufgrund von umliegenden Bauarbeiten nicht erreichbar ist.

Der Pilgerweg führt von Hillesheim über Walsdorf, Dreis, Kelberg nach Mayen, Ochtendung und anschließend von Rübenach nach Metternich.

Im nächsten Jahr findet die Wallfahrt vom 11. bis zum 13. Mai statt.

Weitere Infos gibt es bei Alfons Schwunn per E-Mail an alfonsschwunn@web.de oder unter Tel.: 02607-973694.

(jf)

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