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TelefonSeelsorge Mittelrhein bedankt sich bei Engagierten:Anspruchsvolles und bereicherndes Ehrenamt

11.064 Gespräche haben die rund 60 Ehrenamtlichen der TelefonSeelsorge Mittelrhein im vergangenen Jahr geführt. Am 4. August gibt es ein Dankeschön-Fest im historischen Rathaus in Koblenz.
Ulrich Heinen und Horst-Dieter Müller von der TS Mittelrhein
Datum:
2. Aug. 2023
Von:
Julia Fröder

Koblenz – 11.064 Gespräche haben Ehrenamtliche der TelefonSeelsorge Mittelrhein im vergangenen Jahr geführt. Oft schildern die Anrufenden ihre Situation als einsam und isoliert und die Wahl der kostenfreien 0800-1110111 oder 0800-1110222 ist der einzige alltägliche soziale Kontakt. Um sich bei den rund 60 aktiven Engagierten für diesen anspruchsvollen Dienst zu bedanken, findet am 4. August ein Dankeschön-Fest im historischen Rathaus in Koblenz mit einem bunten Programm statt. Zeitgleich möchte die TelefonSeelsorge weitere Menschen für dieses Ehrenamt motivieren.

Die Besonderheiten des Dienstes bei der TelefonSeelsorge sind schnell zusammengefasst: Anrufende und Ehrenamtliche begegnen sich ausschließlich am Telefon, ansonsten bleiben sie anonym; Nacht-, Wochenend-, und Feiertagsdienste sind zu übernehmen, und vor dem ersten Telefonat findet eine intensive und anspruchsvolle Ausbildung statt. Trotzdem ist das Ehrenamt für Horst-Dieter Müller eine Bereicherung und ein Gewinn für sein Leben. Müller ist Vorsitzender des Vereins „TelefonSeelsorge Mittelrhein“, der gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Koblenz und dem Bistum Trier die TelefonSeelsorge Mittelrhein trägt und von der Stadt Koblenz unterstützt wird. Aufgrund seiner Position tritt er als einziger neben den Hauptamtlichen ein Stückweit aus der Anonymität heraus. Müller mag die Gemeinschaft mit den anderen Freiwilligen und die Begleitung durch die Hauptamtlichen sowie durch externe Expertinnen und Experten in Form von regelmäßigen Supervisionen, Fortbildungen und religiös-spirituellen Angeboten. Und er füllt das Ehrenamt gerne aus. Ihn freut es, wenn er während eines Telefonats eine Veränderung bemerkt: „Zuerst wird auf der anderen Seite vielleicht noch viel geweint, so dass ich den Anrufer kaum verstehe. Wenn sich dann im Verlauf die Gewitterwolken etwas verziehen und sich die Stimmung aufhellt – dann spüre ich, dass wir hier einen wichtigen Dienst tun“, für den er weitere Frauen und Männer begeistern möchte. Denn nur durch eine hohe Zahl an Engagierten ist die Erreichbarkeit gewährleistet, ohne eine Überbelastung. Eine Ausbildung oder spezielles Wissen seien nicht nötig; eine gewisse Sprachfähigkeit, eine liebevolle Neugierde und ein wohlwollendes Interesse an anderen Menschen aber von Vorteil.

Begleiten und Anteilnehmen

„Es geht darum, den Menschen für die Zeit des Anrufs zu halten“, erklärt Müller. „Wir stellen keine Diagnosen, machen kein Coaching oder geben Lösungen vor. Ich verstehe mich als Pfadfinder, der den Anrufenden begleitet.“ Das bekräftigt auch Ulrich Heinen. Der Diplom Sozialpädagoge (FH) übernimmt als katholischer Hauptamtlicher mit seiner evangelischen Kollegin Pfarrerin Carmen Tomaszewski die fachliche Leitung der TelefonSeelsorge. „Wir sind nicht diejenigen, die dem Ratsuchenden sagen, was sie machen sollen. Wir gehen gemeinsam auf die Suche, was im Moment hilfreich sein kann.“ Vielen Frauen und Männern helfe es schon, wenn sie merkten, dass sie jemand mit ihren Anliegen ernstnehme und die Situation mit aushalte, so Heinen. Denn Seelsorge sei kein Belehren, sondern ein Begleiten und Anteilnehmen, „das ist was typisch Christliches“, berichtet Heinen. Auch wenn sich die TelefonSeelsorge Mittelrhein als ökumenische Einrichtung der christlichen Kirchen versteht, ist ihr Angebot für alle Menschen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität und Konfession – offen.

Im Namen des Bistums Trier danken Dirk Hennen, Diözesanbeauftragter für die Telefonseelsorge und Michaela Tholl, Leiterin der Engagement-Entwicklung im Bischöflichen Generalvikariat, den Ehrenamtlichen. Tholl hat selbst zehn Jahre „Telefondienst“ bei der TelefonSeelsorge geleistet und weiß daher aus eigener Erfahrung, „die Ehrenamtlichen müssen sich immer wieder neuen und herausfordernden Situationen aussetzen.“ Doch der Dienst genieße seit vielen Jahren hohe Anerkennung in der Gesellschaft. „Leider können die Engagierten immer nur indirekt von dieser Anerkennung zehren, weil sie sich zur Anonymität verpflichtet haben und über ihre Arbeit nicht reden dürfen.“

Künstlerin Judith Bach

Dankeschön-Fest für Ehrenamtliche

Mit einem Fest am 4. August wollen sich die Träger der TelefonSeelsorge bei den Ehrenamtlichen bedanken. Dazu werden neben Bürgermeisterin Ulrike Mohrs unterschiedliche Vertreterinnen und Vertreter des Landes Rheinland-Pfalz, des Bistums Trier und des Kirchenkreises Koblenz sprechen. Judith Bach wird die Anwesenden mit einem philosophischen Chansonkabarett im historischen Rathaussaal unterhalten.

Weitere Informationen zur Arbeit der TelefonSeelsorge, über die Ausbildung für Ehrenamtliche und wie Interessierte den Verein unterstützen können, gibt es auf www.telefonseelsorge-mittelrhein.de. Ein Treffen für Interessierte findet zudem statt am Freitag, 22. September um 17 Uhr im Café Atempause in der Koblenzer Christuskirche (Friedrich-Ebert-Ring/Ecke Hohenzollernstraße).