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„Auch in Burbach soll Europa stattfinden!“

Der Katholikenrat im Bistum Trier lud zum "Politischen Abend" nach Saarbrücken. Regionale Initiativen und politische Mandatsträger diskutierten Visionen für eine bessere Welt.
Moderator Bruno Sonnen (rechts im Bild) im Gespräch mit den politischen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern (v.l.n.r.): Hermann-Josef Scharf, Timo Mildau, Petra Fretter und Roland König.
Datum:
31. Jan. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Wie man junge ehrenamtliche Initiativen und alteingesessene Politiker miteinander ins Gespräch bringt, hat sich am „Politischen Abend – Für eine Welt, in der wir gut und gerne leben“ am 29. Januar im Bürgerzentrum Mühlenviertel in Saarbrücken gezeigt. Auf Einladung des Katholikenrats wurden die Themenkomplexe „Europa“ und „Nachhaltigkeit“ verhandelt.

„Welche Vision haben Sie für eine bessere Welt?“ fragten die Organisatoren der Podiumsdiskussion, denn der Status Quo sei alarmierend: Rechtsnationale Tendenzen innerhalb Europas und der fortschreitende Klimawandel mit seinen Auswirkungen vor Ort und auf der ganzen Welt forderten konstruktive Lösungen. Den Willen zur Verbesserung der Situation teilten an diesem Abend alle Beteiligten. Allein, den Weg dorthin zeichneten die politischen Mandatsträger zum Teil deutlich anders als die Initiativen. Von der CDU nahmen Petra Fretter, Timo Mildau und Hermann-Josef Scharf teil (alle drei sind Mitglieder des Saarländischen Landtages), die Positionen der FDP wurden vom Kreisvorsitzenden Roland König vertreten. Die Moderation übernahm der Paulinus-Chefredakteur Bruno Sonnen.

In aller Deutlichkeit formulierte Martin Erbelding, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Pro Ehrenamt e.V., die Grundvoraussetzung, die geschaffen werden muss, um einen positiven Wandel möglich zu machen: eine Welt, in der es friedlich zugeht. Um das zu erreichen, müsse der Einsatz des Einzelnen für den Anderen gefördert werden. „Wir fordern eine Verankerung des Ehrenamts als Staatsziel in der saarländischen Verfassung. So wie das in Hessen, NRW oder Bayern bereits geschehen ist.“ Besonders wichtig sei auch die Förderung der innereuropäischen Freundschaft, wie sie beispielsweise vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gepflegt würde. Erbeldings Vorschläge fanden wohlwollende Zustimmung vonseiten der Mandatsträgerin und Mandatsträger.

Blick in die Versammlung und auf das Podium

Menschen zusammenbringen und Berührungsängste abbauen – das ist auch die Idee hinter der Arbeit Annette Orlinski, Künstlerin aus Saarbrücken. Sie führt unter anderem gemeinsam mit Wohnungslosen und Schwerstbehinderten Kunstprojekte durch und ermöglicht interreligiöse Dialoge.

Den Zusammenhalt in Europa zu festigen, haben sich die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) Deutschland e.V. zur Aufgabe gemacht. Ihr erklärtes Ziel? „Wir wollen einen europäischen Bundesstaat“, sagte Timo Stockhorst, Vorstandsmitglied des JEF-Landesverbandes Saar. „Gleichzeitig möchten wir die Welt hier im Kleinen besser machen. Dafür organisieren wir beispielsweise Bürgerdialoge, Europaklassen im Landtag oder das Europa-Dank-Fest.“

Den europäischen Gedanken und zugleich Nachhaltigkeit zu leben und weiterzugeben, hat sich auch der Verein Weltveränderer e.V. auf die Fahne geschrieben. Seine Mitglieder bieten etwa Bildungsarbeit an Schulen oder praktische Unterstützung in Form von Repaircafés. Dorthin können defekte Gegenstände gebracht werden – ehrenamtliche Helfer, die handwerklich versiert sind, geben dann kostenlose Hilfestellung bei der Reparatur. Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich nicht etwa in schicken Büroräumen in 1A-Lage, sondern mitten in Malstatt-Burbach, also eher im Randgebiet der Landeshauptstadt. „Auch in Burbach soll Europa stattfinden!“, erklärte Thomas Schulz die Standortentscheidung.

Geschlossen gegen rechts

Eine Wortmeldung aus dem Plenum machte deutlich, was viele der Anwesenden beschäftigt: die Sorge um den Ausgang der EU-Wahlen im Mai. Sollten Rechtsnationale wie Marine Le Pen (Frankreich) oder Viktor Orban (Ungarn) weiter an Einfluss gewinnen, sei eine Zersplitterung Europas immer wahrscheinlicher. Anna Echterhoff aus Saarbrücken brachte es auf den Punkt: „Christliche Grundsätze und rechtspopulistische Forderungen gehen nicht zusammen!“ Solchen Tendenzen gelte es entschieden entgegen zu wirken, da sind sich alle Beteiligten einig. Oft sei es schwierig, überhaupt konstruktive Sacharbeit mit Kollegen aus dem rechtspopulistischen Lager zu leisten, sagte Fretter, und weiter: „Außer ‚Flüchtlingspolitik‘ werden da kaum Themen besetzt.“

Mit Phänomenen wie „Fakenews“ und einzelnen Aspekten einer umweltschonenden Lebensweise beschäftigen sich die „Querdenker“ vom Christian von Mannlich-Gymnasium in Homburg. In der Gruppe finden sich begabte Schülerinnerinnen und Schüler verschiedenen Alters zusammen. Lebhaft diskutierten sie mit Roland König von der FDP über den Schadstoffausstoß von Verbrennungsmotoren. Auf den Einwand Königs, die hohen Messwerte von Stickoxiden seien durch den fehlenden Abstand zum Auspuff während des Messvorgangs zurückzuführen, meldete eine junge Querdenkerin prompt zurück: „Das Klima hält ja auch keinen Abstand.“ Das Publikum honorierte ihre Aussage mit stürmischem Applaus – und ebenso die Forderung von JEF, den Individualverkehr zu reduzieren und stattdessen den Öffentlichen Nahverkehr auszubauen.

Werner Hubertus vom Katholikenrat verknüpfte in der offenen Diskussionsrunde die Themenkomplexe Europa und Nachhaltigkeit miteinander. Er wünsche sich ein Europa mit vergleichbaren sozialen Standards. Auch müsse man bedenken, dass die europäische Agrarpolitik mit verantwortlich dafür sei, dass Menschen in südlichen Teilen der Welt ihrer Lebensgrundlage beraubt würden. Ihnen bliebe folglich nichts anderes übrig als zu emigrieren. Sein Vorwurf an die CDU, insbesondere Großbauern zu subventionieren und kleinere Betriebe mit Bio-Ausrichtung links liegen zu lassen, wurde hitzig diskutiert. Man arbeite an Förderungsmöglichkeiten für ökologische Landwirtschaft, versicherte Fretter und fügte hinzu: „Mit 16 Prozent ist das Saarland schon jetzt Spitzenreiter auf diesem Gebiet.“

So sehr die einzelnen Standpunkte der Diskutantinnen und Diskutanten auch auseinander klafften, in einem Punkt herrschte Konsens: Der Dialog zwischen Demokratinnen und Demokraten dürfe nicht abreißen. Gemeinsam müsse man „klare Kante gegen die braune Welle“ zeigen, fasste Timo Mildau zusammen.

Weitere Veranstaltungen der Reihe sind für Vallendar (8. März) und Waxweiler (19. März) und Waldbreitbach (14. Juni) geplant. Die genauen Termine können in der Geschäftsstelle des Katholikenrates in 54290 Trier, Mustorstr. 2, Tel.: 0651-7105-591 oder -284, oder per Mail katholikenrat@bistum-trier.de erfragt werden. Nähere Informationen gibt es auch unter www.bistum-trier.de/katholikenrat.

(ih)