Sternwallfahrt führt vor Pfingsten nach Klausen:Aufbrechen für Berufungen
Trier – Es ist der Samstag vor Pfingsten (4. Mai), kurz vor halb neun: In den Vorjahren war an diesem Tag um diese Uhrzeit reger Betrieb im Trierer Dom, denn die Priesterweihe stand an. In diesem Jahr gibt es im Bistum Trier keine jungen Männer, die die Priesterweihe empfangen. Eine Zäsur für die Diözese – und für die Verantwortlichen im Priesterseminar und der Berufepastoral ein Grund, den Tag anders zu gestalten und zu einem Gebetstag um geistliche Berufe einzuladen.
„Aufbrechen“ steht auf dem Heft, das Pfarrer Andreas Kern (Pfarrei St. Matthias Rechts und Links der Mosel) den Frauen, Männern und Kindern in die Hand drückt, die sich in Osann eingefunden haben, um nach Klausen zu pilgern. Auch Bischof Stephan Ackermann ist dabei. Natürlich sei es traurig, dass es in diesem Jahr keine Priesterweihe gebe, sagt der Regens (Leiter) des Priesterseminar, Oliver Laufer-Schmitt. Aber das zeige, „dass es eben keine Selbstverständlichkeit und kein Automatismus sind, dass zumindest zwei bis drei Kandidaten pro Jahr zum Priester geweiht wurden. Um darauf hinzuweisen, sollte der reguläre jährliche Termin für die Priesterweihe nicht einfach aus dem Kalender gestrichen werden, sondern anders gestaltet werden, um darauf aufmerksam zu machen“.
Pfingsten ist Aufbruchs-Fest
Und so macht sich die Gruppe bei sommerlichem Wetter auf den Weg, betet und singt, kommt miteinander ins Gespräch. Pfarrer Kern unterstützt das Anliegen: „Wir haben keinen Grund zur Ängstlichkeit. Pfingsten ist kein angstvolles Fest, sondern ein Aufbruchs-Fest!“ Bei einer Rast erzählt er, was ihn bei seiner Berufung zum Priester gestärkt hat: „Es braucht Menschen, die ein gutes Beispiel geben, die Dich unterstützen und die Dir ehrliche Rückmeldung geben.“ Danach gibt es für alle einen Keks von Elly. Die Achtjährige aus Trier ist mit ihren Eltern, Schwester Charlotte (11) und Bruder Benedikt (6) dabei und hat sich bereit erklärt, einen der Texte aus dem Pilgerheft vorzutragen. Elly Mutter Sabine Schulze Schwering sagt: „Wir bemühen uns, den Glauben im Alltag zu leben; das gehört bei uns ganz normal dazu. Wir kennen viele gute Priester und schätzen ihren Dienst.“ Es mache sie traurig, dass es in diesem Jahr keine Neupriester im Bistum gebe. „Deswegen gehen wir mit unseren Kindern hier mit und beten mit!“
Johannes Gold gehört zu den sechs Seminaristen und zwei Priesteramtskandidaten in der Berufseinführung, die an diesem Tag dabei sein. Der 21-jährige studiert im 6. Semester im Priesterseminar in St. Georgen. „Wenn ich erzähle, dass ich im Priesterseminar bin, stößt das meistens auf ehrliches Interesse“, berichtet er. „Das ist für viele Menschen mittlerweile so exotisch, dass sie gar keine Vorurteile mehr haben.“ Auf Vorbehalte treffe er eher selten. Viele seien eher überrascht, dass sein Ziel – der Priesterberuf – so klar sein, in einer Zeit, in der viele ohne ein bestimmtes Berufsziel studieren. Die Sternwallfahrt sei eine schöne Aktion, „aber dass es in diesem Jahr keine Weihe gibt, macht mich nachdenklich“. Und so stimmt er den Rosenkranz ein und lädt die Gruppe zum Gebet ein. Vorneweg geht Magdalena Berres aus Osann. Sie trägt ein Kreuz. So können auch der Bauer, der gerade mit dem Traktor zum Feld unterwegs ist, und die vorbeiflitzende Radlerin erkennen, dass diese Gruppe mit einer Mission unterwegs ist. Die 21-jährige aus Osann hat ihre Berufung gefunden: Sie studiert katholische Theologie und Chemie fürs Lehramt. Ihre Ministrantenzeit – „vor allem die Miniwallfahrt 2014 nach Rom!“ - und das Vorbild guter Lehrkräfte habe in ihre den Wunsch gestärkt, den Glauben weiterzugeben. Im Studium erlebt sie eine starke Gemeinschaft, „anders als bei anderen Studienfächern“. Und ja, der Wunsch Religionslehrerin zu werden ist eine Berufung für Magdalena Berres: „Ich kann nur authentisch weitergeben, wohinter ich wirklich stehe.“
Uns die Richtung ansagen lassen
In Klausen trifft die Gruppe auf weitere vor allem jüngere Leute, die sich von Wittlich und Klüsserath auf den Weg gemacht haben. Dass zum Gottesdienst noch mehr Gläubige dazukommen, freut Bischof Ackermann, weil sie „unser Gebet verstärken und in besonderer Weise um priesterliche Berufungen bitten“. Er erinnert bei der Eucharistiefeier in der Wallfahrtskirche daran, dass Pfingsten dazu einlade, sich für den Geist Gottes und sein Wirken zu öffnen und darum zu bitten, „dass der Herr seine Kirche erneuert in unserer Zeit“. Ackermann dankt vor allem Regens Laufer Schmitt und dem Leiter der Berufepastoral, Domvikar Tim Sturm, für die Initiative, denn „wir kommen hier in ehrlicher Not zusammen“. Gott rufe auch in dieser Zeit: „Wer hat den Mut zu antworten?“ Die katholische Kirche verstehe Priester nicht als diejenigen mit einem „exklusiven Zugang zu Gott“. Gott stehe alle offen, die sich ihm öffnen. Für den Bischof sind Priester ein „Gegenüber, ein Geschenk Gottes“, die dafür einstehen, dass Gottes Liebe und sein Geist Geschenk seien - nicht „unser Besitz“, etwas „worüber wir nicht verfügen können“. In diesen Menschen, im sakramentalen Dienst „kommt mir Gott entgegen“. Dabei sei der Dienst umso wirksamer, je glaubwürdiger der Priester ihn lebe.
Auch Priester und Ordensleute sind mit aufgebrochen an diesem Tag und stehen für einen Austausch zur Verfügung. Einer davon ist Pater Philipp Meyer OSB aus Maria Laach. Er spricht in einem Impuls von der Schwierigkeit, den richtigen Weg zu finden. Jesus biete „die Alternative schlechthin zu allem, was unseren Blick fesselt“ und den Durchblick erschwert. „Wer Jesus anschaut, auf ihn und sein Leben blickt, der erkennt, wohin die Richtung gehen kann.“ Diesen Weg suchen zu wollen, ist für Pater Philipp „Berufung“: auf Jesus schauen und zu lernen, mit Jesu Augen zu schauen. Dass an diesem Tag Christinnen und Christen, Laien, Ordenleute und Priester nach Klausen aufgebrochen sind, ist für ihn der Beleg, dass die Gruppe nicht irgendeinem Ruf gefolgt ist, sondern es durch den Lärm der Welt geschafft hat, Jesu Stimme zu hören. „Irgendwann war sie doch kräftig genug, dass sie sich durchgesetzt hat. Jetzt ist es unsere Aufgabe, hinzuhören und uns die Richtung ansagen zu lassen.“
Und so ist der Tag am Ende für Regens Laufer-Schmitt eine bestärkende Erfahrung. „Auf die Frage, wie es uns gelingt, Berufungen zu wecken und zu fördern, damit wieder mehr aufbrechen, um Priester zu werden, in einen Orden einzutreten oder einen kirchlichen Beruf zu ergreifen, gab es zwar keine abschließende Antwort. Aber vielleicht gilt es das für den Moment genauso auszuhalten wie die nichtstattgefundene Weihe.“ Wer sich für einen Beruf in der Kirche interessiert, findet hier unter Informationen und Ansprechpersonen.
(JR)