Bischof Ackermann ruft an Karfreitag zum Einsatz gegen Unrecht auf:Aufrichtig nach der Wahrheit suchen
Trier – Gewaltlosigkeit bedeutet nicht Widerstandslosigkeit. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am Karfreitag (30. März) im Trierer Dom betont. Wenn Jesus dem Knecht, der ihm beim Verhör durch den Hohepriester eine Ohrfeige gibt, nicht die andere Wange hinhält, sondern ihm selbstbewusst mit Worten entgegentritt, werde er seiner eigener Lehre der Gewaltlosigkeit nicht untreu. Jesus schlage zwar nicht zurück und verteidige sich auch nicht wirklich, doch mit einer Gegenfrage tritt er der Gewalt des Knechtes entgegen. Diese kurze Szene mache deutlich, „wie Jesus in seinem Leben und seinem Sterben das Böse überwinden und uns erlösen will“.
Jesus zeige seine Macht nicht, indem er Gewalt anwendet, sondern indem er „die Wahrheit sagt, das Böse als Böses entlarvt, die Lüge als Lüge und das Unrecht beim Namen nennt“. Und so sei der Karfreitag zwar einerseits der Tag des Geschlagen Werdens, der Wehrlosigkeit und der Ohnmacht. Doch weil Jesus nicht „kraft- und widerstandslos“ in das Leiden hineinschlittere, sondern die Situation annehme und bewusst darauf zugehe, ist Karfreitag auch der Tag, an dem die Stärke und die Autorität Jesu sichtbar werden. Manches Mal wisse man im Passionsbericht gar nicht mehr, wer sich denn nun vor wem rechtfertigt, gab der Bischof zu bedenken. Seine Souveränität gewinne Jesus nicht durch äußere Machtmittel oder ein Drohpotenzial, sondern allein dadurch, dass er von der Wahrheit Zeugnis ablegt.
Deshalb, so rief Ackermann die Gläubigen auf, fordere der Karfreitag heraus, „uns nach dem Beispiel Jesu für die Wahrheit einzusetzen, uns nicht mit Halbwahrheiten und „gefakten“ Wahrheiten zufriedenzugeben, sondern aufrichtig nach der Wahrheit zu suchen“. Der Karfreitag mahne dazu, der Lüge in der Welt Grenzen zu setzen und sie aufzudecken, sich nicht weg zu ducken. „Den Karfreitag können wir nur dann richtig feiern, wenn wir bereit sind, Unrecht beim Namen zu nennen und uns einzusetzen für Menschen, denen Unrecht getan wird, die Opfer der Stärke anderer werden.“
Die Fülle der Informationen und die Schnelllebigkeit der vernetzten Welt könnten die Unterscheidung zwischen richtig und falsch manchmal erschweren. Doch Ackermann machte Mut: „Wenn wir ehrlich auf unser Gewissen hören und uns immer wieder Orientierung geben lassen durch die Botschaft des Evangeliums, dann lassen sich sehr wohl Unterscheidungen treffen über das, was wahr und falsch ist, was dem Menschen dient und was nicht, was aufbaut und was zerstört.“ Oft reichten dazu schon der gesunde Menschenverstand und menschliches Mitgefühl. - (Die Predigt im Wortlaut)
(JR)