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Katholisches Forum widmet sich neuer Einheitsübersetzung der Bibel:Aus Junias wird Junia

Am 1. Advent werden manche Gottesdienstbesucher sicherlich die Ohren spitzen: Die revidierte Ausgabe der Bibel übersetzt manches anders als Christen es gewohnt sind.
Dr. Bettina Eltrop
Datum:
30. Okt. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Die neue Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift kommt am Ersten Advent in die Gemeinden. Wenn aus den neuen Lektionaren vorgelesen wird, werden manche aufhorchen. Die revidierte Ausgabe aus dem Jahr 2016 übersetzt manches anders, als Christen es von der Erstfassung von 1980 gewohnt sind. Insbesondere einige Texte über Frauen klingen überraschend neu.

Um mehr über die Veränderungen zu erfahren, hat das „katholische Forum“ Dr. Bettina Eltrop als Referentin ins Bischöfliche Cusanus-Gymnasium in Koblenz eingeladen. Der Vortrag der Theologin aus dem Katholischen Bibelwerk Stuttgart stand unter der Überschrift „Von vergessenen Schwestern, Apostelinnen und Jungfrauen – Frauen in der neuen Einheitsübersetzung der Bibel“.

Es handele sich genau genommen nicht um eine neue Übersetzung, sondern „um eine moderate Revision, eine Durchsicht mit dem Ziel der Verbesserung“, erklärte die Referentin. Die Ausgabe von 2016 sei so nah wie möglich am ursprünglichen Text. Dabei wurden auch die Ergebnisse der theologischen Frauenforschung beachtet. So wurde aus dem männlich vorgestellten „Junias“ im Römerbrief 16,7 die weibliche Form „Junia“. „Textkritische Forschung hat belegt, dass es den männlichen ‚Junias‘ in der Antike nicht gab, wohl aber ‚Junia‘ als Frauen-Namen“, erläuterte die Dozentin. Dies sei der Beleg für eine erste Apostelin. Die bisherige Übersetzung sei der männerzentrierten Sicht- und Sprechweise einer patriarchalen Kultur des Orients geschuldet. „Es tauchen immer mehr Frauen auf, da wir uns heute mehr an die Textgrundlage halten“, berichtete Bettina Eltrop. Angesichts einer riesigen Flut von Urtexten und Textfassungen müssen die Übersetzer "entscheiden, was der zuverlässigste Text ist“. Weitere Hürden deckte die studierte Biologin ebenfalls auf: „Bei einer Übersetzung sind zwei Pole zu beachten: die Texttreue und das Sinnverstehen. Bei Letzterem lautet die Frage, wie verständlich der Text in der heutigen Zeit sein soll.“

„Die neue Übersetzung sollte näher an den biblischen Urtexten sein als die Version von 1980, aber trotzdem gut verständlich“. Die Übersetzer der Heiligen Schrift aus den 80er Jahren hätten mehr interpretiert. Ihre Text-Version sei näher am damaligen Zeitgeist gewesen. Diese These belegte Bettina Eltrop mit einem Beispiel. „In Lukas 2,48 heißt es: ‚Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen‘. In der neuen Fassung steht dort: ‚Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen‘. Die 80er waren ein Betroffenheits-Zeitalter, so erklärt sich diese Wortwahl“.

An weiteren Textbeispielen zeigte Eltrop Veränderungen auf und kam mit dem Publikum darüber ins Gespräch. „Maria wirkt in der neuen Übersetzung reifer und aktiver. Ich finde das sehr positiv“, beurteilte eine Besucherin einen Abschnitt im Lukasevangelium („Der zwölfjährige Jesus im Tempel“).

Die revidierte Ausgabe sei zwar sperrig und ungewohnt, aber „sie kann mehr Facetten von uns ansprechen“, beurteilte die Dozentin abschließend. „Für mich war dieser Abend ein großer Gewinn, denn er hat mich darin bestärkt, immer wieder in der Bibel zu lesen – ein Leben lang“, lautete das Fazit einer Frau aus dem Plenum.

Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung, Fachstelle Koblenz unter Tel.: 0261-9635590 oder per E-Mail an keb.koblenz@bistum-trier.de.

(jf)