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Katholiken in Bad Neuenahr-Ahrweiler wählen nach Fusion neuen Pfarrgemeinderat:Aus vierzehn Gremien werden zwei

Die Katholiken der bisherigen Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler wählen am 29. und 30. Januar einen neuen Pfarrgemeinderat.
Die Kirche St. Laurentius in Ahrweiler ist nach der Flutkatastrophe derzeit leergeräumt. Foto: Rainer Ulrich
Datum:
1. Dez. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bad Neuenahr-Ahrweiler – Am 1. Januar 2022 ist die Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler Geschichte. Dann schließen sich offiziell die sieben bisher unabhängigen Pfarreien – St. Pius Ahrweiler, St. Laurentius Ahrweiler, St. Marien und St. Willibrord Bad Neuenahr, St. Mauritius Heimersheim, St. Martin Heppingen, St. Lambertus Kirchdaun und St. Barbara Ramersbach – zu einer neuen Pfarrei zusammen. Aus diesem Anlass sind alle Katholikinnen und Katholiken der bisherigen Pfarreiengemeinschaft aufgerufen, am 29. und 30. Januar einen neuen Pfarrgemeinderat zu wählen. Der neue Pfarrgemeinderat wählt im Anschluss einen neuen Verwaltungsrat. Die beiden Gremien lösen damit die bisher 14 Räte (sieben Pfarrgemeinderäte und sieben Verwaltungsräte) der einzelnen Pfarreien ab.Die Vorbereitungen zu der Wahl haben begonnen, doch die Folgen der Flutkatastrophe sind auch hier spürbar. „Die Kandidatensuche ist angelaufen. Normalerweise stellen wir dazu Briefkästen in die Kirchen, in denen Kandidatenvorschläge eingeworfen werden können“, sagt der Wahlbeauftragte Rainer Ulrich, der Mitglied im Pfarrgemeinderat St. Laurentius und stellvertretender Vorsitzender des Pfarreienrates ist. Doch seien die Kirchengebäude von St. Pius, St. Laurentius und die Rosenkranzkirche infolge der Flut nicht nutzbar. Es müssten daher andere Orte gefunden werden, die dennoch für viele Menschen gut erreichbar seien. Die Menschen angesichts der immer noch herrschenden Notlage über die Wahl und die Pfarreien-Fusion anzusprechen, sei

Wahlbeauftragter Rainer Ulrich von der Kirchengemeinde St. Laurentius Ahrweiler. Foto: Privat

schwierig: „Die Leute sind zu 60 bis 70 Prozent nicht mehr in der Stadt anzutreffen, da es hier nach wie vor nicht überall Licht, Heizung oder warmes Wasser gibt, sondern sie sind im Umland untergekommen“, sagt der 59-Jährige, dessen Haus in Ahrweiler selbst noch unbewohnbar ist. Daher habe man auch vom Wunsch, die Wahlen per allgemeiner Briefwahl durchzuführen, Abstand nehmen müssen: „Wir wissen ja gar nicht, wohin wir die Wahlunterlagen zustellen sollen“, sagt Ulrich, der sich seit 40 Jahren für die Pfarrei engagiert. Ein weiteres Problem werde die Suche nach barrierefreien Wahllokalen sein. „Wir hoffen, dass wir vielleicht die Räume, die bei der Landratswahl am 23. Januar als Wahllokal genutzt werden, auch für unsere Wahl nutzen können“, sagt Ulrich, der hauptberuflich im IT-Referat des Bundesrechnungshofs arbeitet. Hier will er das Gespräch mit Kommune und Kreis suchen. In jeder der sieben dann ehemaligen Pfarreien soll es ein Wahllokal geben.

Ursprünglich sei die Fusion erst für 2023 geplant gewesen. Doch die große Zerstörung der Kirchenimmobilien durch die Flut habe ein Umdenken bewirkt, sagt Ulrich: „Allein in der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler beträgt der Schaden rund 2,2 Millionen Euro. Hier müssen Prioritäten gesetzt werden, die als eine neue Pfarrei besser bewältigt werden können als bisher mit sieben Pfarreien.“ Eine Einschätzung, die auch Daniela Scheidt vom Vorstand des Pfarrgemeinderates St. Lambertus in Kirchdaun teilt: „Was soll das eine Jahr Warten noch bringen? Lasst uns jetzt wählen, statt ein Jahr zu trödeln.“ Alle Gremien hätten dies im Oktober auch befürwortet. „Ich glaube, viele haben noch gar nicht realisiert, dass die Fusion bereits 2022 stattfindet“, sagt Rainer Ulrich, „das ist ja auch verständlich, da sie mit ganz anderen Problemen beschäftigt sind.“ Daher versuche man nun über persönliche Ansprache, Aufrufen in den Gottesdiensten und in den Medien auf die Pfarrgemeinderatswahl aufmerksam zu machen. Bis Jahresende läuft die Kandidatensuche, anschließend muss der Wahlausschuss die Liste absegnen und veröffentlichen.

Pfarrgemeinderätin Daniela Scheidt vor der Kirche St. Lambertus in Kirchdaun. Foto: Privat

Der neue Pfarrgemeinderat soll 14 Mitglieder haben – aus jeder bisherigen Pfarrei zwei. „Diese paritätische Verteilung unabhängig von der Größe der Pfarrei hat sich im bisherigen Pfarreienrat bewährt“, sagt Daniela Scheidt. Sie ist zuversichtlich, dass in jedem Pfarrbezirk die nötige Mindestanzahl von Kandidaten gefunden werden kann. „Es braucht mindestens zwei Leute, aber schön wäre es, wenn sich überall mehr Kandidaten finden würden, damit es eine echte Wahl ist“, sagt die Tierarzthelferin. Die Kandidatinnen und Kandidaten müssten offen für ein neues Denken sein: „Es müssen Leute sein, die das große Ganze sehen und nicht nur für die Kirche in ihrem Dorf denken“, sagt Scheidt.

Der bisherige Pfarrgemeinderat von St. Lambertus bleibe vor Ort als sogenanntes „Lokales Team“ aktiv und bringe sich etwa bei der Organisation von Gemeindefesten ein. Das „Lokale Team“ sei – ohne vorherige Wahl – offen für alle, die sich für das kirchliche Leben vor Ort engagieren wollen, betont Scheidt. „Es ist wichtig, dass es vor Ort Ansprechpartner gibt, etwa wenn man eine Messe bestellen will. Das soll durch die Fusion nicht wegbrechen“, betont die 48-Jährige. (uk)