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Nikolaus-Schulung im Grünen Haus:Ausbildung zum Aushilfsheiligen

Um für die Besuche bei Familien gut gerüstet zu sein, wurden im Grünen Haus in Völklingen ehrenamtliche Nikoläuse geschult.
Markus Meiser, Luca Eckle, Lucas Dincher, Jakob Sturm, Ksenija Stafeev, Desiree Fery und Elijah Duchène bei der Nikolaus-Schulung im Grünen Haus in Völklingen.
Datum:
1. Dez. 2023
Von:
Ute Kirch

Völklingen – Umhang, Mitra und Hirtenstab – fertig ist der Nikolaus? Wer Kinderaugen zum Leuchten bringen möchte, braucht mehr als das passende Kostüm. Was genau einen guten Nikolaus auszeichnet, das haben am Donnerstagabend Freiwillige im Grünen Haus in Völklingen, einem Schülerzentrum in Trägerschaft des Bistums Trier, in einer Schulung gelernt.

Zum wiederholten Mal dabei ist der 18-jährige Jakob Sturm. „Es ist schön, wenn man durch den Besuch Kindern eine so große Freude machen kann“, sagt er. Am Abend des 5. und 6. Dezembers werden er und ein weiterer Nikolaus mit ihren Fahrern kreuz und quer im Warndt unterwegs sein: Aus Ludweiler, Heidstock, der Innenstadt und dem Stadtteil Röchlinghöhe haben Familien den Besuch des Heiligen gebucht.

Gemeinsam prüft die Runde zunächst ihre Textsicherheit bei „Lasst uns froh und munter sein“ – ein Lied, unabdingbar für den Hausbesuch. Da es ohne Kostüm aber eben auch nicht geht, gibt es für die interessierten Nikolaus-Darsteller zunächst einen Crashkurs in „Bischofskleidung“: Von dem an das Taufgewand erinnernden weißen Untergewand (Albe) über die rote Kasel (es sind aussortierte alte Messgewänder) bis zu den bischöflichen Insignien Mitra (Kopfbedeckung) und Hirtenstab. „Der Hirtenstab wird in der linken Hand getragen, die Schnecke des Stabs zeigt nach vorne. Damit hat der Bischof die rechte Hand zum Segnen frei. Daran erkennt man den Profi“, sagt der Leiter des Grünen Hauses Markus Meiser. Das Tragen des weißen Rauschebarts sei freiwillig.

Da während der Corona-Pandemie Hausbesuche nicht möglich waren, haben sich das Grüne Haus und die Kirche der Jugend eli.ja in Saarbrücken ein Alternativ-Programm ausgedacht: Die Familien sind eingeladen, zu festen Zeiten am 5. und 6. Dezember in den Kirchen eli.ja in Saarbrücken und St. Eligius in Völklingen den Nikolaus zu besuchen. Auf einem Stationenweg durch die Kirche können Kinder und Eltern mit Hilfe der Freiwilligen die Geschichten und die Symbolik des Nikolauses kennenlernen, bevor sie ihn am Ende persönlich treffen. In diesem Jahr werden an der Bastelstation kleine Schiffchen gebastelt, dazu wird die Geschichte des Kornwunders erzählt: Als Nikolaus Bischof von Myra war, so berichtet es die Legende, herrschte eine Hungersnot. Nikolaus bat die Seemänner der Kornschiffe aus Ägypten, die auf dem Weg nach Byzanz waren, etwas abzugeben und versprach, dass am Ende der Fahrt kein Gramm fehlen werde. „Die Idee dahinter ist. Wer teilt, verliert nichts, sondern schafft Gutes“, sagt Meiser.

Zum ersten Mal dabei sind Luca Eckle und Elijah Duchène, die im Grünen Haus einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren, die in diesem Jahr bei dem Stationengang in der Kirche St. Eligius mitmachen werden, aber bei Bedarf als Nikoläuse einspringen können. Seine Premiere als Nikolaus hat Lucas Dincher. Zwei Mal war der 19-Jährige bereits als Freiwilliger beim Stationengang mit dabei. „Es macht mir Spaß, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen über das Leben und das Handeln des heiligen Nikolauses“, sagt der 19-Jährige, „ich will zeigen, dass Nikolaus ein guter Mann ist, der Kindern keinen Schrecken einjagt. Es soll für Kinder und Familien eine schöne Zeit in unserer Kirche sein.“

Auch muslimische Familien freuen sich über den Nikolaus-Besuch

Vorab haben die Eltern die Möglichkeit, dem Nikolaus für sein Goldenes Buch ein paar Notizen zu ihren Kindern zukommen zulassen. „Der Nikolaus ist ein Freund der Kinder, wir sind nicht die Vollstrecker der Erziehungsmethoden der Eltern“, stellt Meiser klar. Die Botschaft des Nikolauses solle daher immer wohlwollend sein. Sätze, die zu strafend klingen, sollen die Freiwilligen positiver formulieren. „Es fällt Dir nicht immer leicht, das Zimmer aufzuräumen, aber ich sehe dich auf einem guten Weg.“

Wichtig ist zudem das Auftreten bei den Hausbesuchen: „Ihr kommt in das Wohnzimmer als eine Gestalt, die Schrecken und Faszination zugleich auslöst. Freundlichkeit ist das Gebot der Stunde“, betont Meiser. Daher sollte sich ein Nikolaus, wenn möglich hinsetzen, um seine Körpergröße zu verringern. „Lobt die Mühe für einen schön gedeckten Tisch, wenn die Kinder keine Geschichte über den heiligen Nikolaus kennen, ist es wichtig, dass ihr eine erzählen könnt.“

Nikolaus sei mit dem heiligen Martin einer der beliebtesten Heiligen. Auch Familien, die sonst „mit Religion nicht mehr viel am Hut haben“, wünschten sich einen Besuch des Nikolauses. Im interkulturellen Völklingen haben sogar muslimische Familien den Nikolausbesuch bei ihnen gebucht, sagt Desiree Fery, pädagogische Mitarbeiterin im Grünen Haus.

Die Nikolausaktion wird bereits seit mehreren Jahren gemeinsam von der Kirche der Jugend eli.ja in Saarbrücken und dem Grünen Haus in Völklingen durchgeführt. Gegen eine freiwillige Spende können Familien einen Besuch des Nikolauses buchen. Die Spenden kommen in diesem Jahr der Organisation „Ein Herz für Rentner e.V.“ zugute.