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Martin Grochowski arbeitet im Seehotel Maria Laach:Barmherziger Bruder und Kellner

Erst auf den zweiten Blick bemerken Gäste des Seehotels in Maria Laach, dass ihr Kellner ein Ordensbruder ist.
Martin Grochowski von den Barmherzigen Brüdern arbeitet im Seehotel Maria Laach.
Datum:
3. Juli 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Glees/Koblenz – Es ist Dienstag, kurz nach zehn Uhr. Die Gäste bedienen sich am reichhaltigen Frühstücksbuffet und setzen sich auf die Terrasse mit Blick auf den Laacher See. Im Hintergrund wirbelt schon Martin Grochowski durch den Raum und räumt die Tische ab, um im Anschluss für das Mittagessen einzudecken – ein ganz normaler Ablauf, wenn man Fachkraft im Gastgewerbe ist. Doch das Namensschild regt manche Gäste zum Rätseln an: Bruder Martin ist dort zu lesen. Er ist Ordensangehöriger der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf und geht gleichzeitig einem Beruf nach.

„Es gibt immer wieder Besucher, die mich fragen, was ich hier mache. Aber wir benötigen auch Geld zum Leben, wie jede andere Familie“, erklärt der 39-Jährige. „Jeder, der fit ist, arbeitet. Die meisten sind im Bereich Pflege oder Therapie angestellt, da wir ein Pflegeorden sind“. Er sei nicht der erste, der in der Gastronomie arbeitet, aber der einzige Ordensangehörige, der im Seehotel angestellt ist.

„Das Seehotel Maria Laach ist ein Wirtschaftsbetrieb der Abtei Maria Laach. Wir fühlen uns natürlich mit der Abtei sehr verbunden“, erklärt Hoteldirektor Steffen Melzow. So werden ausschließlich Werke von Künstlern aus der Abtei im Hotel ausgestellt wie Gemälde von Maler Bruder Lukas, Skulpturen von Bildhauer Bruder Joseph oder Keramik von Bruder Stephan. „Die tägliche Arbeit läuft aber völlig unabhängig von der Abtei“, berichtet Melzow.

Bevor Bruder Martin seine Ausbildung im Hildegard-Forum der Kreuzschwestern in Bingen absolvierte, machte er Praktika in einem medizinischen Labor, einer Apotheke und einer Röntgen-Abteilung. Er begann eine Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten. „Aber das sollte nicht mein Weg sein.“  Richtig Spaß hatte er an der Arbeit in der Küche und in der Cafeteria des Krankenhauses „Marienhof“ in Koblenz. „Das Bedienen von Gästen bereitet mir viel Freude.“

In der Berufsschule war er der Älteste. „Für meine Mitschüler war meine Ordenszugehörigkeit schon ein Thema.“ Es habe positive wie auch negative Reaktionen gegeben. In seiner derzeitigen Anstellung wird er von seinen Kolleginnen und Kollegen und Gästen auch schon mal um Rat im theologischen oder seelsorgerischen Bereich gefragt. „Ich habe hier schon viele gute Menschen getroffen, und es besteht ein großes Vertrauen von beiden Seiten.“

Seit gut einem Jahr arbeitet er an fünf Tagen im Restaurantbereich des Vier-Sterne-Seehotels – auch an Sonn- und Feiertagen. „Trotz meines Berufes finde ich noch genügend Zeit für die Gemeinschaft und das Gebet.“ Es sei alles eine Frage der Organisation. Bruder Martin geht auch schon mal vor der Arbeit in den Gottesdienst der Benediktinermönche in der Abtei Maria Laach. „Beten tue ich in der Pause, bei einem Spaziergang um den See oder in einer ruhigen Ecke.“ Und mit der Digitalisierung ist das Beten des Stundengebets ganz einfach: „Ich habe alles im Handy abgespeichert“, lacht Bruder Martin, der der Kongregation seit 2011 angehört und im Peter-Friedhofen-Haus in der Koblenzer Altstadt lebt.

„Arbeiten ist ein Teil meines Lebens, den ich gerne mache“, daran habe auch das gute Team einen großen Anteil,  meint Bruder Martin, der in Schlesien (Polen) geboren wurde und seit mehr als 15 Jahren in Deutschland lebt. „Ich habe ein Haus mit Seele und Geist gesucht und gefunden. Ich denke, dabei hat mir auch der Heilige Geist etwas geholfen.“

„Ich vergesse nie, dass ich Bruder bin, ob mit Hemd und Fliege wie im Hotel oder im Habit, unsrer Ordenstracht“, sagt er und räumt die letzten Teller vom Frühstücksbuffet und stellt das Mittagessen bereit. Alle Tische erstrahlen wieder und Bruder Martin notiert sich die nächsten Getränkebestellungen der Gäste.

(jf)