Finissage in der Bad Kreuznacher Heilig-Kreuz-Kirche:Baustellen kunstvoll begegnen
Bad Kreuznach – „Ist nicht das ganze Leben eine Baustelle?“ Um diese Frage hat sich eine facettenreiche Kunstausstellung mit mehr als 1.000 Besucherinnen und Besuchern in der Heilig-Kreuz-Kirche in Bad Kreuznach beschäftigt, die am 15. Oktober zu Ende gegangen ist. Wobei das Kirchengebäude an sich aufgrund einer Dachsanierung zunächst Baustelle bleibt. Energie und Aufbruchsstimmung, die durch die Zusammenarbeit zwischen den mehr als 60 Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Kunstschaffenden entstanden sind, sollen allerdings weitergetragen werden.
„Kirche mit Kunst: außen bauen – innen schauen“ hieß es vier Wochen lang in der neugotischen Kirche in der Nähe des Bahnhofes von Bad Kreuznach. Die katholische Kirchengemeinde kooperierte dabei mit der christlichen Künstlergemeinschaft „DAS RAD“. „Ich möchte mich bei Ihnen für Ihren Mut bedanken. Es war eine großartige Idee, die Bauarbeiten nicht nur geduldig zu überstehen, sondern die Bauzeit als Sinnbild für die Begegnung mit Kunst zu nutzen“, so Siegmar Rehorn von „DAS RAD“ im Zuge der Finissage. „Begegnung“ war auch eine Intention der organisierenden Gruppe „Offenes Heilig Kreuz“. „Es gab viele Begegnungen unterschiedlicher Zielgruppen“, sagte Kaplan Patric Schützeichel, der auch Teil des Leitungsteams des Projektes „Offenes Heilig Kreuz“ war. Zahlreiche Schulklassen besuchten die Ausstellung und 500 Menschen nahmen an den unterschiedlichen Veranstaltungen und Angeboten innerhalb der vergangenen vier Wochen teil. So unterschiedlich die Kunstformen wie Skulpturen, interaktive Installationen, Bilder und Glasfiguren sowie Spiegelobjekte auch sind – alle Objekte einte der Bezug zum Leitthema „Kirche mit Kunst: außen bauen – innen schauen“. Daneben gab es ein kulturelles Begleitprogramm mit Pantomime, Songpoesie, Musikkabarett, klassische Musik, Papierschöpfen-Workshops und eine spirituelle Impuls-Wanderung. Auch die Gottesdienste griffen thematische Aspekte der Kunstobjekte auf und verknüpften diese mit Glaubensfragen. Ziel war es, viele interessierte Menschen durch verschiedene Aktionen anzusprechen –und zwar über die Grenzen der katholischen Pfarrgemeinde hinaus.
Gemeinsam glaubend und suchend unterwegs
„Wir sind ein Wagnis eingegangen: Wie sieht die Kunst aus? Wie wird sie sich hier machen? Werden die Veranstaltungen angenommen?“, fasste Schützeichel die anfänglichen Überlegungen der Projektgruppe zusammen. Der Ausstellung war eine etwa einjährige Vorbereitungszeit vorausgegangen. Das elfköpfige Team wie die Leitung bestehend aus Patric Schützeichel, Theresa Theis und Matthias Degen, war zum Abschluss jedoch sichtlich zufrieden: „Menschen haben sich inspirieren lassen und sich ausgetauscht – das ist so wichtig“, sagte Theresa Theis. Das zeigte auch ein Blick in das ausliegende Gästebuch: Menschen über Bad Kreuznach hinaus besuchten die Kirche und somit auch die Ausstellung. Sie kamen zum Beispiel aus Eisenach, Saarbrücken oder Xanten. Geschätzt wurde die Vielseitigkeit und gelobt die kreative Idee, das Baugeschehen als Aufhänger zu nutzen.
„Kirche und Gläubig-sein in dieser Zeit steht in großen Veränderungsprozessen, begleitet von vielen Abschieden. Es wäre doch umso wichtiger, nach dem zu suchen, was sich nach Zukunft anfühlt“, betonte Schützeichel. Diese Ausstellung sei ein kleiner Hinweis darauf, wie Zukunft sein könnte. „Gemeinsam glaubend und suchend unterwegs zu sein“, dieses Gefühl gelte es mitzunehmen.