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Priester und Diakone im Bistum Trier befassen sich mit der MHG-Studie:Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen

Die Priester und Diakone im Bistum Trier befassten sich mit der MHG-Studie. Bischof Ackermann ist es ein Anliegen, dass die Ergebnisse in den Gremien und Räten bekannt gemacht und diskutiert werden.
Datum:
15. Feb. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Knapp zweihundert Priester und Diakone im Dienst des Bistums Trier haben sich am 14. Februar mit der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ befasst. Eingeladen dazu hatte der Priesterrat des Bistums. Bischof Ackermann hatte nach dem Erscheinen der nach den Arbeitsorten der Forscher Mannheim, Heidelberg und Gießen genannten MHG-Studie betont, es sei ihm ein Anliegen, dass die Ergebnisse in den Gremien und Räten des Bistums bekannt gemacht und diskutiert werden.

Referent war der Psychologe Dr. Andreas Kruse, Professor für Gerontologie (Altersforschung) an der Universität Heidelberg. Er hatte die Teilprojekte „Interviews mit Betroffenen sowie beschuldigten und nicht beschuldigten Klerikern“ und „Internetgestützte anonymisierte Befragung von Betroffenen“ der Studie geleitet. Kruse hob die Bedeutung der qualitativen Befragungen hervor: „Durch die Zahlen wissen wir längst nicht alles, was geschehen ist. Für uns ist es wichtig, durch die Biografien von der Persönlichkeitsentwicklung, von den Dynamiken im Lebenslauf und dadurch den Dingen zu erfahren, die zum Beispiel die priesterliche Existenz betreffen.“ Er gab den Teilnehmern Einblicke in die Persönlichkeitsstrukturen von beschuldigten Klerikern. Demgegenüber stellte er Biografien von Betroffenen und erläuterte, welch Traumatisierungen der Missbrauch auslöse und womit Opfer oft noch Jahrzehnte später zu kämpfen hätten.

Kruse wandte sich gegen monokausale Erklärungen für Missbrauch. Es greife zu kurz, wenn man sage, gäbe es den Zölibat nicht, gäbe es keinen Missbrauch. Allerdings bedürfe es bei Männern, die sich für den Zölibat entscheiden, einer umfassenden Auseinandersetzung mit Emotionalität, Erotik und Sexualität. Nur wer sich dazu mit guter psychologischer Begleitung auseinandergesetzt habe und für den Verzicht entscheide, könne Priester sein. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen sei allerdings in allen Berufen, in denen man vornehmlich mit Menschen arbeite, notwendig, betonte der Altersforscher. Kruse riet der Kirche als Institution, sich der schmerzlichen Diskussion des Themas sexueller Missbrauch offen zu stellen. Die Krise könne auch Chance sein, sich neu zu besinnen und zu neuer Kraft zu finden. Das ist für Kruse möglich, indem die Kirche zu der Spiritualität und Religiosität zurückkehre, die sie als Kirche begründet hat. Gleichzeitig gelte es, den Gemeinschaftsgedanken stark zu machen und gemeinsam die Schuld des Missbrauchsgeschehens zu tragen. Für die Präventionsarbeit sei es bedeutsam, dass die Kirche anerkenne, „dass die Betroffenen öffentlich wahrnehmbar Klage erheben wollen, damit den Menschen nach ihnen nicht das Gleiche passiert“. Er nannte das eine „mitverantwortliche Lebensführung von Menschen, die traumatisiert wurden“.

Bischof Ackermann wertete die hohe Teilnehmerzahl als Zeichen der notwendigen Bereitschaft, sich mit dem Thema zu befassen. Er berate derzeit mit Fachleuten, wie eine gute und unabhängige Aufarbeitung unter Einbeziehung der Betroffenen gestaltet werden könne.

(JR)