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Kramp-Karrenbauer diskutiert über "Synodalen Weg":„Beschlüsse sind ein Zeichen des Selbstbewusstseins gegenüber Rom“

"Synodaler Weg - und jetzt?" - unter diesem Motto diskutierte die frühere saarländische Spitzen-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Mitglied des ZdK mit Mitgliedern der Pfarrei Hl. Franz von Assisi in Hanweiler.
Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem Podium mit Moderator Oliver Hilt.
Datum:
11. Mai 2023
Von:
Ute Kirch

Kleinblittersdorf-Hanweiler – Was bleibt vom Synodalen Weg, mit dem die katholische Kirche in Deutschland Antworten auf die Kirchenkrise suchen wollte und will? Wie werden die im März 2023 erzielten Ergebnisse vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bewertet? Darüber haben am Mittwochabend Mitglieder der Pfarrei Hl. Franz von Assisi Obere Saar (Kleinblittersdorf) mit der ehemaligen saarländischen Ministerpräsidentin und früheren Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) diskutiert. Kramp-Karrenbauer gehört dem ZdK an und leitet dort den Sachbereich Nachhaltigkeit und Internationales.

„Ich hätte mir gewünscht, dass der Synodale Weg mutiger und weiter gegangen wäre, aber er hat erste Schritte auch gegen Widerstände durchgesetzt“, sagte die 60-Jährige. Insbesondere im Umgang mit Frauen und der Frage nach Ämtern für Frauen hätte sie sich mehr gewünscht. Viele Laien teilten die Bewertung des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), wonach der Synodale Weg zwar „etwas bewegt“, aber „in seinem Kern doch gescheitert“ sei, sagte sie. „Für mich persönlich ist diese Einschätzung ein Ticken zu viel in der Enttäuschung.“ Es gebe auf der anderen Seite auch Laiengruppen, denen das Beschlossene zu weit gehe. „Insofern sind wir als Laien genauso hin- und hergerissen, wie es die Bischöfe auch sind.“ Man müsse bedenken, dass wenige Tage vor der Abstimmung im März ein Brief aus Rom gekommen sei, der den Bischöfen nahelegte, den Text in dem es unter anderem um die Frage der Beteiligung von Laien bei der Bischofswahl geht, gar nicht erst zu debattieren.

Weltkirche sein - und regionale Unterschiede zulassen

Pastor Matthias Scheer, Annegret Kramp-Karrenbauer und Moderator Oliver Hilt im Hanweiler Pfarrheim.

Dennoch seien Beschlüsse gefallen, die Veränderungen bringen können, etwa Segensfeiern für homosexuelle Paare oder auch heterosexuelle Wiederverheiratete, warf Moderator Oliver Hilt ein. „Die Beschlüsse, die getroffen wurden, waren schon ein stückweit ein Signal gegenüber Rom, ein Zeichen des eigenen Selbstbewusstseins, was die Fragen und die Situation hier bei uns in Deutschland anbelangt“, sagte die ehemalige Spitzen-Politikerin. „Die Frage, die sich mir für die Zukunft stellt, ist, wie wir ein Gleichgewicht halten, also als eine Weltkirche zusammenhalten und trotzdem Unterschiede zulassen können.“ Die Welt entwickle sich in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, dies müsse sich auch durch regionale Freiheiten und Unterschiede in der kirchlichen Praxis widerspiegeln dürfen.

Katholische Laienorganisationen in anderen Ländern beobachteten mit Interesse den Synodalen Weg in Deutschland. So hätten etwa italienische Laienorganisationen Kontakt zum ZdK aufgenommen, um zu schauen, wie dieses den Reformprozess vorantreibe und ob das auch für sie ein gangbarer Weg sein könnte. „Wir glauben nicht, dass wir in Deutschland etwas entwickeln, das dann generelle Sicht in Rom wird. Dafür brauchen wir Mitstreiter“, sagte Kramp-Karrenbauer.

"Mit etwas Veränderung allein ist es nicht getan"

Annegret Kramp-Karrenbauer diskutiert mit Gläubigen in Hanweiler über den Synodalen Weg.

Die Erwartungen vieler Katholikinnen und Katholiken an den Reformdialog seien in ihren Augen im Vorfeld nicht zu hoch gewesen. „Die Erwartungen waren berechtigt. Alle müssen erkennen, dass es nicht mit etwas Veränderung und ein wenig Kosmetik getan ist.“ Schließlich sei der Synodale Weg als Reaktion auf die Missbrauchsfälle in der Kirche entstanden. „Die Erzählung, es seien alles Einzelfälle war an ihr Ende gekommen. Für alle war greifbar, dass es mit Blick auf diese Verbrechen ein systemisches Problem in und für die Kirche gibt.“ Die Austrittszahlen sprächen eine deutliche Sprache: „Es findet eine stille Revolution statt.“

Doch sie habe bei vielen Kritikern des Synodalen Weges auch eine tiefsitzende Angst gespürt „Was ist der richtige Weg? Führen Änderungen dazu, dass wieder mehr Menschen zur Kirche kommen, oder geht die Bindung verloren, wenn die Änderungen zu stark sind und den Wesenskern verändern?“

Es sei in ihren Augen öffentlich der Eindruck entstanden, dass Rom den Synodalen Weg beendet habe. „Das ist nicht der Fall. Sondern der Weg geht weiter“, betonte Kramp-Karrenbauer. Für das ZdK sei wichtig, dass die Umsetzung der Beschlüsse weiter vorankommt. Dafür sei bei der letzten Synodalversammlung in Frankfurt die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses beschlossen worden. Dieser soll wiederum die Einsetzung eines Synodalen Rates vorbereiten. Dieser soll die Umsetzung der Beschlüsse begleiten. „Es ist nicht einmal etwas beschlossen und damit ist es gut, es muss permanent umgesetzt und weiterentwickelt werden.“