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Botschaft Jesu als Ressource für den Lebensweg erfahrbar machen :Bischof Ackermann übergibt 51 Religionslehrerinnen und -lehrern die Missio canonica

Es könne nicht immer nur um Zweckmäßigkeit und Nutzen gehen, betonte der Bischof in seiner Predigt.
Gruppenfoto zusammen mit dem Bischof
Datum:
24. Apr. 2023
Von:
Christine Cüppers

Trier – Eine Urkunde als offizielles Zeichen der bischöflichen Lehrerlaubnis für den Katholischen Religionsunterricht und einen kleinen Engel als Wegbegleiter haben 51 Frauen und Männer am 22. April mit nach Hause genommen. Dazu erhielten sie beim Gottesdienst während der Heilig-Rock-Tage im Trierer Dom stärkende Worte und den Segen von Bischof Dr. Stephan Ackermann, der ihnen die Missio canonica überreichte.

Es könne nicht immer nur um Zweckmäßigkeit und Nutzen gehen, betonte der Bischof in seiner Predigt vor den neuen Religionslehrerinnen und -lehrern, die erstmals nach Jahren der Corona-Einschränkungen wieder mit Gästen die festliche Missio-Verleihung feiern konnten. An den Anfang seiner Ausführungen stellte der Bischof eine Geschichte von einer Führungspersönlichkeit, die im Rückblick auf seine Schulzeit resümierte, dass das Schulorchester ihm am meisten für sein späteres Leben mitgegeben habe. Zuhören und Geduld habe er gelernt, den Umgang mit Lampenfieber und das öffentliche Auftreten, Sorgfalt und die Fähigkeit, sich mitreißen zu lassen und andere mitzureißen sowie viele weitere Tugenden, die er an seine späteren Schüler habe weitergeben können.

„Nebenher hat dieser Mann als Schüler Qualifikationen erworben, die ihm im Berufsleben sehr geholfen haben; Fähigkeiten, deren Nutzen sich nicht direkt berechnen lassen“, erklärte der Bischof und führte aus, dass nicht nur im Orchester solche Erfahrungen zu machen seien. Obwohl die „Hymne an den Nutzen des scheinbar Nutzlosen“ nicht gerade dem Mainstream der heutigen Bildungslandschaft entspreche, solle doch gerade der Religionsunterricht die erweiterte Dimension im Blick haben. Über die Aufgaben an das „ordentliche Lehrfach“ hinaus gehe es um die Vermittlung dessen, was es zu einem guten Leben brauche. „Religion und Glauben sind kein bloßer Lehrstoff und keine tote Materie“, erklärte Bischof Ackermann und rückte die Lesungstexte des Tages in den Blick. Jesus habe sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um neu zu spüren, worauf es ankommt. Und die Apostel hätten aus Sorge, ihren eigentlichen Dienst an der Verkündigung des Evangeliums zu vernachlässigen, Mitarbeiter für die Versorgung der Gemeinden gesucht.  

Bischof Dr. Stephan Ackermann bei der Predigt im Gottesdienst

Heute komme es besonders darauf an, glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen zu finden, die sich in den Dienst des Evangeliums stellen. „Ein Dienst, der nicht einfach ist“, sagte Ackermann und betonte in Bezug auf den jüngst bekannt gewordenen Fall sexuellen Missbrauchs durch einen Bistumspriester, wie „verheerend es ist, wenn Grundlagen des Vertrauens zerstört werden“. Neben Maßnahmen der Prävention und der Bereitschaft, aus gemachten Fehlern zu lernen, brauche es Prozesse der Aufarbeitung. Auch die neuen Religionslehrerinnen und -lehrer würden ihren Beitrag dazu leisten, die Kirche „zu einem sicheren Ort zu machen, an dem Kinder und Jugendliche erfahren und erleben können, dass die Botschaft Jesu nicht Hindernis, sondern wichtige Ressource für den Lebensweg ist“.

Diese Aufgabe ist Anna Ant sehr wichtig. Die Beschäftigung mit Kirche und Religion sieht die Lehrerin an der Integrierten Gesamtschule Morbach für sich persönlich, aber auch „als Teil unserer Kultur“ als wesentlich an. „Wer nicht mitmacht, sich nicht mit den Themen auseinandersetzt und nichts tut, kann sich auch nicht beschweren“, sagt die 31-Jährige, die sich in ihrer Heimatgemeinde vielfältig engagiert. Vor allem im Unterricht in der Oberstufe bemerke sie eine gewisse Spaltung unter den Schülern: „Eine Seite ist interessiert, um dann gegen Religion Kirche argumentieren zu können. Die andere möchte die Zusammenhänge verstehen und Zustände einordnen können.“ Für sie als Lehrerin sei es umso wichtiger, authentisch zu sein, durchaus Zweifel einzugestehen und nicht alles abzunicken.

„Den Schülerinnen und Schülern Ideen von möglichen Antworten und Perspektiven mitzugeben, wie sie mit Fragen zu Religion und Glauben umgehen können“ – darin sieht Benedikt Klotz, Lehrer am Gymnasium Neuwied, eine Aufgabe als Religionslehrer. Für ihn ist die Vermittlung christlicher Werte ein besonderer Wert des Religionsunterrichts, wenn es nämlich über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. „Themen wie Liebe und Partnerschaft, Gut und Böse aus christlicher Perspektive zu betrachten sowie die Möglichkeit, sich über kritischen Fragen auszutauschen, ist den Schülerinnen und Schülern sehr wichtig“.

Weniger um kritische Auseinandersetzung mit Religion und Kirche als um die Bedeutung christlicher Werte und des Gemeinschaftsgefühls geht es in Religionsstunden von Beate Sons an der St. Martinus-Förderschule in Reinsfeld und denen ihrer Tochter Cosima Jost, Lehrerin an der Anne-Frank-Förderschule Saarlouis. Mutter und Tochter haben gemeinsam die bischöfliche Lehrerlaubnis entgegengenommen. „Weil ich geschieden und wiederverheiratet war, konnte ich die Missio bisher nicht bekommen“, erzählt Sons, die seit 30 Jahren mit Prüfung und Zustimmung durch die ADD Religion unterrichtet. „Es hat mir aber immer irgendwie gefehlt“, gesteht sie und freut sich umso mehr, dass ihre Tochter sie zur erneuten Nachfrage animiert habe. „Da Mama immer in der Kirche engagiert war, bin ich da mit hineingewachsen“, berichtet Tochter Cosima. Gerade Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen bewusst und erfahrbar zu machen, wie die Gemeinschaft der Glaubenden trägt und Halt gibt, sei sehr wertvoll. „Außerdem kann ich in meiner Rolle zeigen, dass nicht alles schrecklich ist in der Kirche“, betont die Lehrerin, die sich außerdem auf ihre Aufgabe als Kuratin der Pfadfinderschaft in der DPSG Köllerbach freut.