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Balduinstein: Festgottesdienst mit zwei Bischöfen zum 700. Jubiläum :Christen sind Menschen der Gegenwart und Zukunft

Die Bischöfe Dr. Stephan Ackermann und Dr. Georg Bätzing feierten gemeinsam den Festgottesdienst anlässlich des 700. Jubiläums der Gemeinde Balduinstein.
Die Bischöfe Ackermann und Bätzing erinnerten an Balduin. Er war 50 Jahre Erzbischof von Trier und baute vor 700 Jahren an der Lahn eine Burg. Ihm verdankt Balduinstein seinen Namen. (Foto: Bistum Limburg)
Datum:
3. Juni 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Balduinstein – Voller Stolz und Dankbarkeit blickt Balduinstein, eine kleine Gemeinde im unteren Lahntal zwischen Limburg und Bad Ems, auf ihre 700-jährige Geschichte zurück. Ein Jahr lang wird dieses besondere Jubiläum im Ort gefeiert. Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr war der Festgottesdienst am 2. Juni mit dem Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing und Bischof Dr. Stephan Ackermann. Balduin - von ihm leitet sich der Name des Ortes ab - war Erzbischof von Trier und wirkte an der Lahn, als es das Bistum Limburg noch nicht gab. Die Diözese wurde 1827 neu gegründet und umfasst ehemalige Gebiete der Bistümer Trier und Mainz.

Einsatz für Frieden und Sicherheit

Bischof Ackermann war es eine sichtliche Freude, im Gottesdienst an das Wirken eines großen Trierer Erzbischofs erinnern zu können. Dabei sei er mit einem „mulmigen Gefühl“ von Trier nach Balduinstein aufgebrochen. „Balduin war Erzbischof. Er war Kurfürst und Landesvater. Alles Titel, die sich mit meinem heutigen Verständnis eines Bischofs nicht zusammenbringen lassen“, sagte Ackermann. Dennoch sei es wichtig und richtig, an den großen Namensgeber von Balduinstein zu erinnern. Er habe den Glauben in der Region gestärkt und die Botschaft des Evangeliums, die Menschen verbindet, verkündet und weitergegeben. Dies gelte es zu feiern und voll Stolz wertzuschätzen.

An die Persönlichkeit Balduins, der 50 Jahre Erzbischof von Trier war und in Balduinstein eine Burg baute, knüpfte auch Bischof Bätzing in seiner Predigt an. „Heute würden wir sagen, Balduin war ein ausgeprägter Europäer. Er dachte und agierte in großen Bezügen, sowohl territorial wie auch zeitlich“, sagte Bätzing. Er habe dabei die Auseinandersetzung mit Rittern und Landadeligen nicht gescheut, wenn es um die Sicherung seines politischen Einflusses ging. Und er baute eine solide Infrastruktur auf, um die Kommunikation im Großraum zu gewährleisten, um Waren und Informationen auszutauschen und Frieden zu sichern. „Das eigentliche Ziel seiner Politik, so sagen es die Historiker, war nicht Beherrschung, sondern Befriedung oder auch Beherrschung durch Befriedung. Balduin war mithin ein ‚moderner’ Fürst in seiner Zeit“, so der Limburger Bischof. Es sei Balduin also um Frieden und Sicherheit und um das Recht für seine Untertanen gegangen. Er sei nicht nur ein geschickter Stratege gewesen, sondern auch ein tiefgläubiger Mensch und ein gewissenhafter Priester und Bischof, der seine Aufgaben voll erfüllte. Auch deshalb nehme Balduin in der langen Reihe der Trierer Bischöfe einen herausragenden Platz ein.

Ein neues Sehen lernen

Drei Akzente sind es, die nach den Worten von Bätzing, mit Blick auf das Wirken von Erzbischof Balduin heute Bedeutung haben sollten: Glaube brauche Strukturen, die wichtigen Inhalten dienen müssten. „Ich sehe den Zusammenhang von Glaube und Strukturen in den derzeitigen Bemühungen unserer Bistümer, beides so aufeinander auszurichten, dass wir uns als Kirche unter den konkreten Bedingungen dieser Zeit bewegen können und dass wir als Kirche dem Glauben an das Evangelium Christi sowie den Menschen dienen“, sagte der Bischof. Es dürfe in der Kirche aber nicht nur um Strukturen gehen. Vielmehr gelte es „neu zu lernen, wozu wir als Kirche da sind“. Es solle nicht gefragt werden, was wohl aus der Kirche werde. „Wir wollen ein neues Sehen lernen, um zu entdecken, wo etwas wächst, wen wir mit unserem persönlichen Zeugnis vom Evangelium sprechen und Menschen damit in Kontakt bringen, die vielleicht lange schon abgeschlossen haben mit dem ‚Kapitel Kirche’ oder bisher gar nicht mit uns in Berührung waren“, so Bätzing. Es gehe nicht darum, Menschen zu nötigen oder gar zu „kriegen“, damit die Institution Kirche aufrechterhalten werden könne. Es sei entscheidender zu fragen, was Menschen heute brauchen, um ihr konkretes Leben mit dem Glauben an Gott in Verbindung zu bringen. Hier könne die Kirche ein hilfreicher Kooperationspartner sein.

Kommunikation und Authentizität

Kirche brauche als zweiten Akzent mehr Kommunikation. Es müsse gelingen untereinander ins Gespräch zu kommen, und es brauche viel Verständigung mit Menschen außerhalb der Kirche. Angesichts der vielen Fragen und Herausforderungen für die Kirche, hänge ganz viel an einer Kommunikation, die sich nicht damit begnüge, in selbst bestätigenden Blasen zu bleiben. Und drittens brauche es heute eine gute Balance zwischen Innerlichkeit und äußerem Handeln, zwischen Glauben und Leben, Kontemplation und Aktion. „Offenbar ist Erzbischof Balduin dafür ein gelungenes Beispiel. Wir brauchen authentische Christinnen und Christen, denen man anmerkt, dass sie mit beiden Füßen im Leben stehen und doch ihre Wurzeln im Himmel haben, die anpacken und glauben“, so Bätzing. Das größte Hindernis auf dem Weg zueinander sei der Traum von der Vergangenheit. Überall, wo er Raum gewinne, lähme er viel stärker, als dass er Mut mache. „Die Zeit der Christinnen und Christen ist nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart und die Zukunft. Denn Christus kommt von vorne auf uns zu. In den Zeichen der Zeit spricht er uns an. Und diese Zeichen im Licht des Evangeliums zu deuten, das ist unsere Aufgabe“, sagte der Limburger Bischof.

(red)