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Pfarrei Bernkastel macht Umfrage auf Weihnachtsmarkt:Da bin ich ganz Mensch

"Über Weihnachten reden, ohne direkt was vermitteln zu wollen“ - auf dem Weihnachtsmarkt machte die Pfarrei Bernkastel dazu eine Umfrage.
Annette Bollig zeichnet auf eine Stellwand
Datum:
20. Dez. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bernkastel-Kues – „In welcher Situation fühlen Sie sich ganz Mensch?“ Mit dieser Frage geht Kaplan Marcel Rieck auf die Menschen zu, die sich durch die schmale Gasse neben der St. Michaels-Kirche über den Weihnachtsmarkt in Bernkastel schieben. Hinter ihm hat sich eine Gruppe Kinder um seine Kollegin Annette Bollig geschart, die die Antworten der Passanten direkt als Grafiken auf eine Stellwand male: Gerade ein paar LEGO-Steine.

Bollig war auch letztes Jahr bei der ersten Aktion dabei. Es gehe darum, als Kirche dorthin zu gehen, wo auch die Menschen vor Weihnachten seien: auf den Weihnachtsmarkt. „Wir wollten über Weihnachten reden, ohne direkt was vermitteln zu wollen, sondern selber zu hören, was das den Menschen bedeutet“, erklärt Bollig. Die diesjährige Frage ist inspiriert durch die Menschwerdung Gottes zum Jesuskind.

„Ich bin immer Mensch!“ lautete auch gleich die erste Antwort, die ein Passant auf die Frage gibt, in welcher Situation er ganz Mensch sei. Viele Antworten drehen sich um die Arbeit, Hobbies und die Familie. Besonders gerne malt Annette Bollig Aussagen wie „wenn ich auf dem Berggipfel stehe“ „wenn mich meine Kinder umarmen und küssen“ oder „die Vorlesestunde mit meinem Sohn“. Die Antwort eines englischsprachigen Besuchers über seinen „morning coffee“ lässt sie erneut lachen: „Eigentlich ganz alltäglich: Erst wenn ich morgens meinen Kaffee hatte, dann werde ich wieder zum Mensch. Das war richtig überzeugend!“

Dass es sich um eine kirchliche Aktion handelt, kann an diesem Nachmittag nur erahnt oder erfragt werden. „Eine gute Sache“, findet ein älteres Ehepaar, Werner und Magdalena, das das Plakat lange betrachtet hat und dann erfährt, dass die Kirche hinter der Aktion steckt. Die Kirche müsse sich schließlich ein bisschen öffnen und auf die Menschen zugehen. Magdalena wünscht sich solche Aktionen öfter.

Kaplan Rieck spricht mit Kindern

Interessiert betrachten die Leute im Vorbeigehen die Stellwand, die sich mehr und mehr mit Farbe füllt. „Viele sind weitergegangen, aber mit einigen kam es auch zu längeren Gesprächen, manchmal fast schon zu Diskussionen, die sich ernsthaft mit der Frage auseinander gesetzt haben“, berichtet Marcel Rieck, Kaplan der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues. Er ist spontan eingesprungen und empfindet die Begegnungen als bereichernd und interessant. Beispielsweise mit einem Mann, der anfangs abweisend ist, dann aber doch stehen bleibt und das Gespräch sucht. Seine Antwort für das Plakat hebt sich von den anderen ab: „Ich fühle mich nicht mehr als Mensch in der heutigen Gesellschaft, man lebt aneinander vorbei.“

Besonders ansprechend findet Rieck die Aussagen „In Love“ – In der Liebe -, weil es so weit gefasst ist, und „Wenn ich für mich alleine bin… da bin ich ganz Mensch“. „Das ist manchmal heutzutage auch ein Geschenk und gibt mir zu denken, wann ich das erleben kann in der Hektik des Alltags“, sagt der Kaplan. Am Heiligabend will er die Ergebnisse der Umfrage auf jeden Fall in der Christmette in St. Michael, Bernkastel, thematisieren. Das fertige Plakat wird dort dann auch ausgestellt werden.

(dk)