Der Besuchs- und Begleitdienst der Malteser mit Hund hilft gegen Einsamkeit:Dackel Chillie macht gute Laune

Trier - „Chillie, Arbeit!“, sagt Petra Fröhlich zu ihrer Rauhaardackel-Dame und legt ihr ein rotes Halstuch um. Das Tuch und die Ansprache im Foyer der Residenz am Zuckerberg sind für die Hündin das Zeichen, dass nun ein Besuch bei einer Seniorin bevorsteht. Der Dackel und die Halterin haben in der Besuchshunde-Ausbildung gelernt, mit diesem Start-Ritual ihren Einsatz zu beginnen, erläutert Tanja Fritzen. Sie ist Koordinatorin für das Soziale Ehrenamt bei den Maltesern in Trier und hat den sogenannten „Besuchs- und Begleitdienst mit Hund“ für den Hilfsdienst aufgebaut. Petra Fröhlich und Chillie gehören zu den Teams der zweiten Staffel, die die Malteser in Kooperation mit der „Hunde-Uni“, einer Trierer Hundeschule, für diesen besonderen Dienst ausgebildet haben. Das Mensch-Hunde-Team besucht an diesem Nachmittag in der Residenz die Bewohnerin Anita Jonas. Die muntere ältere Dame freut sich sichtlich über die Besucher. Obwohl sie und die Hündin sich noch nicht kennen, kann von Scheu keine Rede sein. Beide sind kontaktfreudig, es gibt Leckerlis für die Zwergdackel-Hündin und Streicheleinheiten. Und Gespräche zwischen der Bewohnerin und Petra Fröhlich. Die Hundehalterin hat ein Memory-Spiel mitgebracht, darunter Karten mit Fotos von Chillie, über die sich eine Unterhaltung entspinnt – unter anderem über den Hund der Bewohnerin, den sie beim Umzug in die Senioreneinrichtung nicht mitnehmen konnte. Über Fotos aus ihrem Appartement, die Anita Jonas zeigt, geht es ebenfalls um den besten Freund des Menschen – aber auch um Abschnitte aus ihrem schon langen Leben. Jonas stammt aus Leipzig und ist nach vielen Umzügen in Trier angekommen. Den in ihre jetzige Bleibe sei ihr letzter Umzug gewesen, ist sich die geistig agile Seniorin sicher.
Petra Fröhlich und Chillie haben sich praktisch und theoretisch auf ihre Einsätze vorbereitet in der sogenannten „Ausbildung zum Sozialhund“. „Es geht in erster Linie um eine willkommene Ablenkung im Alltag, um Freude und Zeit für die Menschen“, erklärt die Koordinatorin Tanja Fritzen. Im Gegensatz zur Arbeit mit Therapiehunden verfolgten die Besuche mit Sozialhunden kein therapeutisches Ziel. „Wenn aber die Menschen die Tiere berühren und mit ihnen spielen, ist das für sie oft etwas Besonderes“, beobachtet Fritzen. „Verschlossene, isolierte Seniorinnen und Senioren fangen an zu reden, lächeln und nehmen wieder mehr am Leben teil“, berichtet sie aus Rückmeldungen, die sie von Pflegedienstleitungen bekommt. „Der Hund schafft eine besondere Atmosphäre“, ist sich Fritzen sicher, die selbst einen Vierbeiner zuhause hat. „Die Besuchten freuen sich und sind oft froh, dass sie erzählen können“, denn das sei ihnen manchmal das Wichtigste. Auch für demenziell Erkrankte sei der Kontakt oft eine große Bereicherung; der Hundebegleiter werde womöglich nicht wiedererkannt, das Tier hingegen schon.
In neun Einrichtungen im Einsatz

Mittlerweile sind die Mensch-Hunde-Teams, die seit der ersten Staffel im Jahr 2023 ausgebildet wurden, in neun Einrichtungen in Trier, Bitburg und Daun im Einsatz – darunter auch in einer Grundschule und einer Einrichtung für Menschen mit autistischer Beeinträchtigung. „Wir haben mittlerweile mehr Nachfragen aus Einrichtungen, als wir erfüllen können“, resümiert die Ehrenamts-Koordinatorin den Erfolg des Projekts, das sich nach kurzer Zeit zum größten Besuchsdienst-Angebot der Trierer Malteser entwickelt habe. Auch ohne aktive Werbung fänden sich bisher genügend Teams für das Angebot, das sich in Hundekreisen herumspreche. Das liege auch daran, dass Hundehalterinnen und -halter sich nicht zwischen ihrem „Hobby Hund“ und einem Ehrenamt entscheiden müssten – bei diesem Einsatz lasse sich beides verbinden. „Außerdem schweißt es die Mensch-Hunde-Teams zusammen. Halter lernen ihren Hund besser kennen und es entsteht ein besonderes Vertrauensverhältnis“, beobachtet Tanja Fritzen.
Das empfindet auch Petra Fröhlich, die mit Chillie seit vergangenem Herbst etwa alle zwei Wochen Besuche übernimmt. „Ich kann meine berufliche Kompetenz als neuropsychologische Psychotherapeutin mit dem privaten Interesse verbinden“, sagt sie. Zuvor habe sie aber „nochmal richtig lernen“ müssen, gesteht die Ehrenamtlerin. Neben praktischen Einheiten sei es in der theoretischen Prüfung zum Beispiel um Körpersprache des Hundes, hygienische und rechtliche Aspekte gegangen. Ein Einsatz, der sich aber lohne. „Schließlich freuen sich alle über die Begegnungen, und ein bisschen verändert man mit dem Ehrenamt ja auch etwas“. Den Besuchs- und Begleitdienst mit Hund hat die Trierer Caritas-Stiftung „Menschen in Not“ jüngst mit einem ihrer Förderpreise ausgezeichnet. Die Teams seien „Brückenbauer zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft“ und schenkten „Freude, Nähe und Trost“, hieß es bei Preisverleihung. Dies sei „von unschätzbarem Wert in einer Zeit, in der viele Menschen mit Isolation und Rückzug zu kämpfen“ hätten. Und auch Chillie und ihre Artgenossen haben ihre Freude an den Begegnungen.
Info
Das ehrenamtlich getragene Angebot des Malteser Hilfsdienstes e. V. Trier möchte wegen der gestiegenen Nachfrage auch in diesem Jahr Mensch-Hunde-Teams ausbilden. Wer daran teilnehmen möchte, kann sich bei Koordinatorin Tanja Fritzen melden unter Telefon (06 51) 1 46 48 27. Die Malteser finanzieren die Ausbildung, die mit der Bereitschaft verbunden sein muss, anschließend Besuchsdienste zu übernehmen. Weitere Infos gibt es unter www.malteser-bistum-trier.de/bbd-mit-hund.html im Internet.