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Was geschieht mit der Synagoge-Skulptur vor dem Liebfrauen-Westportal?:Darüber müssen wir reden!

Bald steht eine Generalsanierung der Westfassade von Liebfrauen an. Bis dahin soll es eine Lösung geben, wie mit der Synagoge-Skulptur vor dem Westportal verfahren wird.
Pfarrer Dr. Markus Nicolay, Michael Berens, Judith Boswell und Heinz Valerius (vlnr.) vor dem Portal von Liebfrauen
Datum:
20. Okt. 2023
Von:
Inge Hülpes

Trier – „Die katholische Kirche kann zu dieser Darstellung heute nicht mehr Ja sagen”, stellt Pfarrer Dr. Markus Nicolay gleich zu Beginn des Ortstermins am 19. Oktober vor der Liebfrauenbasilika Trier klar. Gemeint ist eine Skulptur am Westportal der Pfarrkirche: die „Synagoge”, die eine Allegorie auf das Judentum darstellt. Gleich gegenüber findet sich die „Ecclesia”, die personifizierte christliche Kirche. Problematisch daran ist die Herabwürdigung des jüdischen Glaubens durch die Gegenüberstellung der triumphierenden Ecclesia und der geschwächten, blinden Synagoge.

„Darüber müssen wir reden!”, meint Nicolay und hat deshalb eine Arbeitsgemeinschaft (AG) unter eben diesem Namen ins Leben gerufen. Mit dabei sind Judith Boswell und Heinz Valerius (beide Mitglieder des Pfarrgemeinderates), Michael Berens vom Verwaltungsrat der Innenstadt-Pfarrei sowie der Kunsthistoriker Prof. Dr. Dr. Tacke, der die AG berät.  

Die „Synagoge” - eine Skultpur am Westportal der Pfarrkirche Liebfrauen in trier

Bald steht eine Generalsanierung der Westfassade an. Bis dahin soll es eine Lösung geben, wie mit dem Figurenpaar verfahren wird. Dafür hat die AG eine Vortragsreihe mit Raum für Diskussionen initiiert, die verschiedene (kunst-)historische und theologische Perspektiven zu Wort kommen lässt. „Wir möchten vor Sanierungsbeginn eine verantwortliche und qualifizierte Entscheidung treffen”, sagt Nicolay, der sich auch wünscht, dass die sieben geplanten Veranstaltungen einen Diskurs nicht nur innerhalb der Pfarrei, sondern auch in der städtischen Öffentlichkeit anregen. Bislang sei dieser Diskurs noch völlig ergebnisoffen, sagt Boswell, die sich vorab gemeinsam mit Berens auf der Tagung „Eingebaute Judenfeindschaft – Zum Umgang mit antisemitischen Motiven an und in Kirchen” der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum Thema informiert hat. Ob die Statuen demontiert werden oder dort stehen bleiben und mit Erklärtafeln versehen werden, oder gar eine weitere Möglichkeit in Betracht kommt, ist also noch unklar.

Weitere Informationen sowie das Programm der kostenlosen Vortragsreihe in der Dominformation gibt es auf https://liebfrauen-trier.de/darueber-muessen-wir-reden/