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Frauenmissionswerk engagiert sich für Schutzräume für Frauen:"Das Frauenhaus ist ein Zukunftshaus"

Es gibt zu wenige Schutzräume für Frauen, die von massiver Gewalt durch ihren Partner bedroht sind - darauf weist das Päpstliche Missionswerk der Frauen hin.
Margret Dieckmann-Nardmann
Datum:
21. Juni 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Gerade einmal 351 Frauenhäuser gibt es in Deutschland. Darauf hat die Leiterin des „Frauenhauses Koblenz“, Alexandra Neisius, beim „Tag der Begegnung“ des Päpstlichen Missionswerkes der Frauen (PMF, Frauenmissionswerk) in Koblenz hingewiesen. Darüber hinaus fehlt es an Schutz- und Notfallwohnungen – auch in Koblenz selbst. Und das angesichts der Tatsache, dass im Durchschnitt jeden Tag ein Mann in Deutschland versucht, seine Partnerin zu töten.

Neisius und die früher im Koblenzer Frauenhaus ehrenamtlich engagierte Dr. Verena Hammes informierten über die Arbeit und Situation der Frauenhäuser. Das weltweit für Frauen und Mädchen engagierte Frauenmissionswerk hatte sich zum Ziel gesetzt, beim diesjährigen Begegnungstag über das Thema häusliche Gewalt aufzuklären und das gesamtgesellschaftliche Problem von Gewalt gegen Frauen in Deutschland zu enttabuisieren. „Wenn sich heute eine Frau entscheidet, ihren gewalttätigen Ehemann oder Partner zu verlassen und mit ihren Kindern im Frauenhaus Schutz zu suchen, müssen wir ihr in 99 Prozent der Fälle leider absagen“, berichtet Neisius. Sieben Plätze für Frauen mit Kindern gibt es im „Frauenhaus Koblenz“, dazu einen Raum für besondere Notfälle. Fast immer sind alle Plätze belegt. Auf das Problem weist die bundesweite Frauenhauskoordinierung die Bundesregierung bereits seit einigen Jahren hin.

Es mangelt nicht nur an Raum für von Gewalt betroffene und bisweilen mit dem Tod bedrohte Frauen. Auch die finanzielle Ausstattung der Frauenhäuser ist problematisch, erklärt Neisius. Gerade einmal 20 Prozent der benötigten Mittel kommen aus den öffentlichen Kassen von Stadt und Land. Der Rest wird im „Frauenhaus Koblenz“ vom gleichnamigen Förderverein und durch Spenden finanziert. Je nach Situation fehlt es den Frauen mitunter an allem, viele haben kein eigenes Geld. Manchmal werden Kinder direkt aus der Kita oder Schule abgeholt und mit der Mutter ins Frauenhaus gebracht. In solchen Fällen muss vom Bleistift und Schulheft bis zur Kleidung alles neu angeschafft werden.

Die fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen – alle haben nur Teilzeitstellen – und die Ehrenamtlichen unterstützen die Frauen auch bei Behördengängen. Ziel ist es, dass die Frauen möglichst bald wieder ein selbstbestimmtes und sicheres Leben führen können. Dazu gehört auch, ihnen bei der Suche nach einer eigenen Wohnung und einer Aus- oder Weiterbildung beziehungsweise einer Arbeitsstelle zu helfen. „Das Frauenhaus ist ein Zukunftshaus“, betont Neisius.

Deutlich wurde beim „Tag der Begegnung“ auch, dass es nicht reicht, nur die Frauen in den Blick zu nehmen. Auch für die Männer, die gewalttätig werden, müsste es mehr Hilfsangebote geben. Und vor allem muss die Arbeit früher einsetzen – nämlich in der Erziehung von Jungen und Mädchen, waren sich die Referentinnen und die Teilnehmerinnen einig.

 „Es gilt, Gewalt gegen Frauen zu verhindern durch eine Veränderung der Struktur, die das Gewaltpotenzial hervorruft. Das muss eine Aufgabe der Politik, Gesellschaft und Kirche sowie der Organisationen sein“, erklärt die Präsidentin, Margret Dieckmann-Nardmann. Gemeinsam mit anderen Frauenverbänden und Unterstützern solle bis zum internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November ein entsprechendes Projekt initiiert werden.

(red)