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Podiumsdiskussion mit persönlichen Berichten zu „Glaube Ja, Kirche Nein“ in Prüm :Den Glauben ohne die Kirche leben? 

Zu dem Podiumsgespräch mit fünf persönlichen Statements und anschließendem Publikumsgespräch waren rund 100 Besucherinnen und Besucher in die ehemalige Kapelle des Prümer Konvikts gekommen. 
Auf dem Podium saßen Hildegard Cremer, Klaus Keil, Moderator Peter Rütten, Elke Cajé, Dr. Burkhard Zwerenz und Pfarrer Patrick Ringhausen (von links).
Datum:
23. Okt. 2023
Von:
red/Stefan Endres

Prüm – Viele verlassen die katholische Kirche, leben aber weiterhin ihren Glauben. Andere bleiben und engagieren sich, zweifeln aber unterschiedlich stark an der Institution. Vor diesem Hintergrund hat die Pfarreiengemeinschaft Prüm zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Brennpunkt: Glaube Ja, Kirche Nein“ eingeladen. Zu dem Podiumsgespräch am 22. Oktober mit fünf persönlichen Statements und anschließendem Publikumsgespräch waren rund 100 Besucherinnen und Besucher in die ehemalige Kapelle des Prümer Konvikts gekommen. 

Stellvertretend für die organisierende Arbeitsgemeinschaft dankte Pfarrer Patrick Ringhausen in seiner Begrüßung den Teilnehmenden auf dem Podium für ihre „Bereitschaft und Offenheit“, über ihren Glauben und ihr Verhältnis zur Kirche zu sprechen. Dass dies nicht selbstverständlich sei, zeige sich darin, dass sich trotz der vielen Kirchenaustritte – im vergangenen Jahr seien es im Pastoralen Raum Prüm fast 400 gewesen – niemand gefunden habe, der öffentlich darüber sprechen wolle. So gaben neben Pfarrer Ringhausen vier weitere Personen auf dem Podium sehr persönliche Statements zum eigenen Glauben und zu einer Kirche, in der sie zwar alle verbleiben, ihr aber sehr unterschiedlich verbunden sind.  

Kritisch – und wenn nötig ungehorsam 

Pfarrer Patrick Ringhausen hatte mit der Arbeitsgemeinschaft „Brennpunkt Kirche“ den Abend organisiert.

Die in der Gemeinde und in kirchlichen Gremien engagierte Hildegard Cremer aus Schönecken schilderte ihre immer konkreter werdenden Enttäuschungen über die Kirche, in der sie aber trotz allem „zuhause“ sei und wohl auch bleibe. Sie wolle selbst mit Angeboten zum kirchlichen Leben beitragen, aber „weiter kritisch und wenn nötig ungehorsam bleiben“ gegenüber der Amtskirche. Nachdem sich der Unternehmer Klaus Keil aus Weinsheim als junger Mensch von der Kirche distanziert hatte, wollte er, wie er berichtet, doch wieder „dazugehören“. Er habe gemerkt, „wie die Glaubensgemeinschaft ihm oft viel Kraft gegeben“ habe. Trotz ihres Veränderungsbedarfs gehöre die Institution zum Glauben dazu. „Wir müssen sie am Leben halten, sie vermittelt den Glauben und gibt Orientierung in Krisenzeiten“, sagte Keil.  

Elke Cajé aus Wallersheim zweifelt wenig an der Kirche und überhaupt nicht an ihrer Lehre. Die in ihrer Pfarrei engagierte Bankkauffrau verteidigte die Richtigkeit zentraler Sätze der Glaubenslehre, warnte vor deren Aufweichung und einer Anpassung an den Zeitgeist. „Ich glaube fest an die Macht des Gebets“, sagte sie auch mit Blick auf Berufungen für kirchliche Dienste. Völlig konträr dazu positionierte sich der Prümer Arzt Dr. Burkhard Zwerenz, der sich von einer „willkürlichen Kirche mit hierarchischen Strukturen“ abgewendet habe. „Mit dem Glaubensbekenntnis komme ich deshalb nicht klar, mit dem ‚Vater-Unser‘ aber lebe ich täglich“, bekannte der Mediziner, der trotz aller Kritik auch von guten Erfahrungen mit kirchlicher Jugendarbeit berichtete. 

„Beeindruckende und wertvolle Zeugnisse“ 

Zu der Podiumsdiskussion waren etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörer in die ehemalige Kapelle des Konvikts gekommen. Viele beteiligten sich mit eigenen Beiträgen.

Zahlreiche Zuhörende beteiligten sich anschließend an einem offenen Austausch, den der Psychologe und Theologe Peter Rütten aus Wittlich moderierte. Viele gaben dabei Einblicke in ihre persönlichen Lebens- und Glaubenswege, die oft mit einem Wandel in der Beziehung zur Kirche einhergingen. Sie berichteten von großen Enttäuschungen durch die Amtskirche, von schlechten, aber auch sehr guten Erlebnissen in der Gemeinschaft, von guten und schlechten Erfahrungen mit Seelsorgenden sowie von Schlüsselmomenten im Glauben. Pfarrer Ringhausen sprach von „beeindruckenden und wertvollen Zeugnissen“ der Beteiligten angesichts einer „verheerenden Situation der Kirche in Deutschland“, die ihm viel Sorge bereite. Deshalb sei ein Austausch so wichtig, der vor allem auf die Menschen und die Situation vor Ort blicke. Und da gebe es „unheimlich viel Potential“ und viel mehr als die Entscheidungen zu „Ja oder Nein“, Gehen oder Bleiben. „Der Glaube hat viel mehr zu bieten als eine umstrittene Amtskirche“, sagte der Kooperator. Alle waren abschließend zu Begegnung und weiteren Gespräche im Foyer des ehemaligen Konvikts eingeladen.