Josefswallfahrt in Merzig:Der Heilige Josef: Mann der Tatkraft und des Gottvertrauens
Merzig – Wie können wir gut damit umgehen, wenn Pläne scheitern und das Leben einen anderen Weg einschlägt als erhofft? Und wie kann uns heute dabei der Heilige Josef ein Vorbild sein? Diese Fragen standen im Zentrum der Predigt des Trierer Generalvikars Dr. Ulrich Graf von Plettenberg am 19. März, dem Hochfest des Heiligen Josefs in der Merziger St. Josefs-Kirche. Rund 300 Pilgerinnen und Pilger besuchten den Festgottesdienst anlässlich der traditionellen Josefswallfahrt. Auch französische Wallfahrerinnen und Wallfahrer waren mit Père Christophe Dibo (Forbach) zum Gottesdienst gekommen. Daneben wirkten Pfarrer Patrik Schmidt und Johannes Kerwer, Pfarrer i.R. Bernd Schneider und Diakon Michael Betzhold am Hochamt mit.
"Josef lässt seine Pläne durchkreuzen"
„Der Heilige Josef ist ein Mann, der oft im Schatten, im Hintergrund steht, heute wollen wir den Pflegevater Jesu in den Vordergrund rücken und uns seiner Tugenden Bescheidenheit, Tatkraft und Gottvertrauen bewusst werden“, sagte von Plettenberg. Die Erfahrung, dass es anders komme als gedacht, habe auch Josef machen müssen, so der Generalvikar. Sein Plan war es, mit Maria eine Familie zu gründen. Doch als er von ihrer Schwangerschaft erfährt, wollte er sich – so schreibt es der Evangelist Matthäus – zurückziehen, um dem anderen Mann den Vortritt zulassen. Zum Umdenken brachte ihn ein Engel, der ihm im Traum berichtete, dass das Kind durch den Heiligen Geist empfangen sei. „Josef lässt seine Pläne durchkreuzen. Er musste lernen, dass nicht sein Wille und seine Pläne zählen, sondern Gottes“, sagt von Plettenberg. Dass es anders kommen kann als gedacht, erführen auch die Menschen im 21. Jahrhundert: Die Corona-Pandemie durchkreuzte Pläne, ebenso die Klimakatastrophe und als ihre Folge die verheerende Flut im Ahrtal. Die Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land zerstörten Leben und Hoffnungen so vieler. „Doch wir dürfen nicht nur über die Probleme reden, sondern müssen von uns aus ins Handeln kommen“, rief von Plettenberg alle Anwesenden auf. Der Mensch könne mit seinen Mitteln und Fähigkeiten manche Problemlagen bewältigen. „Aber was, wenn wir nicht weiterwissen? Auch das ist eine Wirklichkeit“, gab er zu bedenken, „wenn wir aber Gott als den erkennen, der über allem steht, der unsere enge Welt entgrenzt und ihr eine größere Weite verleiht, dürfen wir von ihm mehr erwarten, als wir selber können.“ Hier könne der Heilige Josef ein besonderes Vorbild sein: „Sein Leben, seine Sorgen gibt er in Gottes Hand und lässt dabei gleichzeitig nicht nach im eigenen Tun, in seiner Fürsorge für Maria und für das Kind. Auf diese Weise hat er uns und der ganzen Welt eine Zukunft gegeben.“
Fußwallfahrt zur Kreuzbergkapelle
Musikalisch gestaltet wurde das Festhochamt von den Kirchenchören Merzig, St. Josef und Herz-Jesu, Besseringen sowie Mitgliedern des Mendelssohn-Chores aus Saarlouis-Roden unter der Leitung von Organist Jürgen Diedrich. Neben dem Josefslied brachten sie Teile der Cäcilienmesse von Charles Gounod zu Gehör. Zur Stärkung nach der Messe und vor dem Fußkreuzweg verkauften die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2025 des benachbarten Gymnasiums Am Stefansberg Kuchen und Schnittchen im Pfarrsaal.
Viele Pilgerinnen und Pilger kamen zur Festandacht um 14 Uhr in die Pfarrkirche und machten sich ab 15 Uhr auf den Weg zur alten Josefskapelle. Ein Teil pilgerte gemeinsam mit Diakon Michael Betzhold den Kreuzweg von der Josefskapelle hoch zur Kreuzbergkapelle. Wer nicht mehr gut zu Fuß ist, konnte den Kreuzweg gemeinsam mit Pfarrer Patrik Schmidt in St. Josef beten. Zur Vorabendmesse waren rund 200 Pilgerinnen und Pilger gekommen.
Die Verehrung des Heiligen Josef hat in Merzig eine lange Tradition: 1677 wurde in Merzig die Josefskapelle errichtet. Merziger Bürger hatten sie zum Dank nach dem überstandenen Krieg und zum Dank nach überstandenen Plünderungen und Brandschatzungen im Saartal gestiftet. 166 Jahre später wurde die Kapelle eine Wallfahrtsstätte: Am 19. März 1843 betete der sogenannte „krumme Nekla“ in der Kapelle und wurde auf wundersame Weise von seinen Leiden geheilt. Seit 1844 kamen jedes Jahr tausende Pilgerinnen und Pilger zum Josefstag nach Merzig mit Ausnahme der Jahre 1940, 1944 und 2020.