Zum Inhalt springen

Ein Porträt aus dem Jahr 2006 :Der Sämann Leo Schwarz

So wie Hans Casel, früherer Leiter der Bischöflichen Pressestelle, Weihbischof Schwarz in seinem Porträt von 2006 beschreibt, werden sich viele an ihn erinnern.
Die Bolivianer nannten Weihbischof Leo 'Padrecito', kleiner Pfarrer
Datum:
27. Nov. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

„Der hat ja genau denselben bedächtigen Gang wie die Bauern in seiner Hunsrücker Heimat“, wunderte sich der unangemeldete Besucher, als er den früheren Weggefährten Leo nach Jahren im blauen Overall durch den Garten stapfen sah. Leo Schwarz ist auch einer, der viel gesät hat. Aber sein Zuhause wurde nicht die heimatliche Scholle, sondern die weite Welt.

Mit 23 verlässt er erstmals Deutschland, um in Amerika mit Hilfe eines Stipendiums zu studieren. 1962 gehört er zu den ersten, die dem Ruf des späteren Kardinals Maurer folgen und als Trierer Bistumspriester in Bolivien arbeiten. Auf seinen Reisen mit Maulesel und Jeep im bolivianischen Hochland lernt er eine ganz andere Welt kennen: Armut und Elend, Herzlichkeit, schreiende Ungerechtigkeit. Es ist die Zeit politischer Umstürze und Revolutionen. In seinem Seelsorgebereich spielt sich das Ende von Che Guevara ab.

Heißes Herz - klare Ansage

Diese Welt lässt ihn nicht mehr los. Es ist die Welt von unten. Die Option für die Armen ist für Leo Schwarz keine ideologische Forderung, sie ist sein Leben. Mit heißem Herzen, Engagement bis zur totalen Erschöpfung und klarer, lauter Stimme tritt er für die ein, die keine Stimme haben. Und wenn es ganz schlimm kommt, kann er auch schweigen. Es gibt wohl wenige Menschen, die das Elend auf der Welt so gut kennen wie er.

Nach dem Einsatz in Bolivien folgen die Jahre als Geschäftsführer von Misereor. Ob in den Flüchtlingslagern in Asien, bei den Hungernöten in der Sahel-Zone, in den Slums in Südamerika, beim Rassenhass in Südafrika: Leo Schwarz ist da, wo es brennt. Er scheut sich nicht, unangenehme Wahrheiten zu sagen, zum Beispiel zum deutschen Waffenexport. Er verstößt gegen die „political correctness“, wenn er es für notwendig hält.

Not ist mehr als materielle Armut

Not ist für den Priester Leo Schwarz nicht nur materielle Armut. Als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Eiserne Vorhang fällt, beginnt er gegen alle Widerstände, für ein Hilfswerk der Kirchen in Osteuropa zu werben. Die Spannung zwischen der geistlichen Not der Menschen und dem religiösen Reichtum des Christentums hat ihn gepackt. Sie lässt ihn nicht mehr los, und er lässt die Aufgabe nicht mehr los. Am Ende steht Renovabis, das Hilfswerk der Katholiken für Mittel- und Osteuropa. Es ist sein Werk.

Ein einfacher Gesprächspartner ist er nicht. Präzise formuliert er sein Anliegen, bei langatmigen Palavern wird er schnell ungeduldig. Er will Ergebnisse. Es gab Konferenzen, auf denen die Redner das Problem noch langatmig erörterten, da hatte er mit wenigen Handy-Anrufen das Problem schon geklärt, nicht immer zum restlosen Vergnügen der Anwesenden. Leo Schwarz hat unbestreitbar außergewöhnliche Managerqualitäten. Er ist ein „Aktenfresser“, scheut keine unbequemen Entscheidungen, kann Menschen zusammenführen und für eine Idee begeistern, er kann delegieren.

In den Kleinen: das Große gesehen

Der Mann, der bei Hilfsaktionen Millionen sammelt und in allen Kontinenten zuhause ist, arbeitet seit 1982 als Weihbischof im Bistum Trier. Da ist alles kleiner und überschaubarer bei den Visitationen in den Gemeinden, dem Besuch beim Bürgermeister, beim Gespräch mit dem Pfarrgemeinderat. Auch hier selbstverständlich: volles Engagement, vollgestopfter Terminkalender. In den Pfarreien ist aber weniger der Manager gefragt, sondern der Bischof, der Priester. Hier kann man die andere Seite von Leo Schwarz kennenlernen. Wenn er nach einer Firmung von den Jungen und Mädchen spricht, denen er eben die Hand aufgelegt und das Sakrament des Heiligen Geistes gespendet hat. Er hat die Gesichter noch präsent, oft noch die Namen, mit den meisten hat er sich unterhalten. Man spürt förmlich: am liebsten würde er jeden einzelnen in den Arm nehmen, sie ermutigen, froh machen, sie die Liebe Gottes spüren lassen.

Die Kleinen haben es ihm angetan, weil er in ihnen das Große sieht.

(Hans Casel, Leiter der bischöfliche Pressestelle, in einem Porträt von Weihbischof Leo Schwarz - im Jahr 2006. So, wie Casel Weihbischof Leo beschreibt, behalten viele ihn in Erinnerung.)