Kirche im Nationalpark bildet spirituelle Wegbegleiter aus:„Der Wald ist meine Kathedrale“
Muhl – Durchatmen, das tiefe Grün auf sich wirken lassen, das Lichtspiel zwischen den Blättern erleben und das kühle Wasser einer Quelle über die Hände rinnen lassen: Die Sinneseindrücke im Wald haben für viele Menschen auch etwas Spirituelles. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald haben sich seit Oktober 2018 zehn Männer und Frauen zu „spirituellen Wegbegleitern“ weitergebildet – ein ökumenisches Projekt der „Kirche im Nationalpark“. Neun von ihnen wollen sich nun ehrenamtlich weiter engagieren und geführte spirituelle Wanderungen zu verschiedenen Themen anbieten.
„Der Wald ist meine Kathedrale“, sagt Kursteilnehmerin Jutta Hofbauer. Der 65-Jährigen gefiel der ganzheitliche Ansatz der Weiterbildung: „Man kann hier alles zusammenbringen – die Erfahrung, sich körperlich zu betätigen, und gleichzeitig etwas Spirituelles zu erleben“. Hofbauers Motivation für die Kursteilnahme fußt auch auf ihrem Beruf als Heilpraktikerin und ihrem eigenen Glauben: „Ich verfolge auch in meiner Arbeit den Ansatz, den gesamten Menschen in seinem Umfeld zu sehen. Vielen Leuten fehlt heute der direkte Bezug zur Natur. Im hektischen Alltag ist dafür oft keine Zeit, und doch spüren sie eine gewisse Sehnsucht danach. Ich finde es toll, wenn dieses Bedürfnis durch spirituelle Wanderungen gestillt werden kann.“ Hofbauer hatte schon vorher Interesse an dem Konzept begleiteter Wanderungen, aber an diesem Kurs gefiel ihr, dass sie in ein Team eingebunden war und sich mit anderen über Fragen und Ideen austauschen konnte. Mindestens 18 Jahre alt sollten die Teilnehmer sein, einer christlichen Konfession angehören und ein bisschen körperliche Fitness mitbringen – so die Vorgaben der Organisatoren vom Projektteam Kirche im Nationalpark. In fünf Modulen beschäftigte sich die Gruppe mit rechtlichen und organisatorischen Fragen, mit den Themen Spiritualität und Schöpfung aus biblischer Sicht, oder auch mit der Leitung von Gruppen und dem Datenschutz. Das Praxismodul, eine erste selbst durchgeführte spirituelle Wanderung, konzipierte Hofbauer zum Thema „Kraftquelle Wald“. Sie bezog dabei alle Sinne ein: Vertieftes Atmen, ein „Augensonnenbad“, ein Kanon-Gesang und eine Quellwaschung.
Pastoralreferentin Angela Schmidt hat gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen, der Gemeindereferentin Agnes Kutscher und der evangelischen Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag die Kurselemente erarbeitet. Sie verdeutlicht, dass die spirituellen Wanderungen, die künftig stattfinden werden, mit den Grundsätzen des christlichen Glaubens vereinbar sind und beispielsweise nichts mit „Esoterik“ zu tun haben: „Auch bieten wir hier keine naturkundlichen Rangerführungen an – die kann man beim Nationalpark selbst buchen. Es geht hier wirklich um ein spirituelles Erlebnis.“ Am Ende des Kurses haben die Frauen und Männer ihr Zertifikat als spirituelle Wegbegleiter im Bürgerhaus in Muhl erhalten. Wie neun andere Gruppenteilnehmer will sich auch Hofbauer künftig als spirituelle Wegbegleiterin engagieren. Ideen hat sie auch schon für ihre nächsten Wanderungen, die in ihrem Garten in Brücken am Rand des Nationalparks starten und enden sollen: „Das aramäische Vaterunser im Wald erleben“, Thema Rhythmus, und das Thema Verbundenheit mit allem Lebendigen.“ Informationen über die geplanten Wanderungen gibt es auf www.nationalparkkirche.de und bei Angela Schmidt, Tel.: 06503-922889-12.
(sb)