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Bischof Ackermann spricht auf Neujahrsempfang der Wirtschaft in Koblenz:„Die Ethik muss Vorrang haben“

Bischof Ackermanns klarer Appell an Wirtschaft, Politik und Verwaltung beim Neujahrsempfang der IHK Koblenz: Ethische Werte sollten Grundlage wichtiger Entscheidungen sein.
Datum:
22. Jan. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Koblenz – Die Ethik sollte bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen Vorrang vor technokratischen Lösungen haben - Das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Neujahrsempfang der Wirtschaft in Koblenz gesagt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte am 21. Januar Unternehmer und Vertreter aus Politik und Verwaltung zum Austausch und Dialog in die Rhein-Mosel-Halle geladen. Als Gastredner nahm Bischof Ackermann Bezug auf die Enzyklika von Papst Franziskus „Laudato Si“ und referierte über die ethischen Herausforderungen an Wirtschaft und Gesellschaft. Manfred Sattler, Präsident der IHK, ging in seiner Begrüßung auf das aktuelle Thema Flüchtlinge ein. Die Wirtschaft habe ebenso wie die Politik die Verantwortung, zur Integration der Menschen beizutragen, die nach Deutschland kommen. Ein Arbeitsplatz fördere den Spracherwerb und Flüchtlinge erlebten im Kollegenkreis Gemeinschaft und das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun. Auch Gastredner Ackermann spannte in seinem Vortrag den Bogen vom „Vorrang der Ethik“ in Politik und Wirtschaft zum Thema Flüchtlinge. Gerade sei auf dem Weltwirtschaftsforum der Weltrisikobericht vorgestellt worden. Er benenne als größte Risikofaktoren weltweit das Versagen der Klimapolitik, die weltweiten Flüchtlingsströme, Cyberkriminalität, strukturell bedingte Arbeitslosigkeit und eine wachsende soziale Instabilität, z.B. durch das Auseinanderdriften von Arm und Reich. Hinter all diesen Risikolagen stehe menschliches Verhalten, so Ackermann. Gerade durch die soziale Instabilität beschleiche viele Menschen ein Gefühl der Ohnmacht und ein Misstrauen gegen die so genannten Eliten wie Regierungen, Wirtschaftsführer usw. Hier gelte es, den Menschen Vertrauen zurückzugeben, durch den verstärkten Dialog zwischen gesellschaftlichen Akteuren entlang ethischer Leitlinien. Auch der Papst spreche in seiner Enzyklika von einem „Vorrang der Ethik“ vor reiner Technokratie. Oft würden Lösungen für soziale oder ökologische Probleme in immer besseren technischen oder bürokratischen Methoden gesucht. Diesem globalen Wettbewerb und dieser Dynamik müsse man sich aber nicht willenlos ausliefern, sondern die Ethik als Entscheidungsgrundlage voranstellen. Auch das Flüchtlingsthema könne nicht nur unter einem Kosten-Nutzenfaktor gesehen werden - der Mensch müsse im Vordergrund stehen. „Wir sollten uns fragen: Wer wollen wir sein, als Deutsche, als Europäer?“, so Ackermann. Er könne in diesem Zusammenhang die zunehmen personalisiert geführte Debatte um die Bundeskanzlerin nicht nachvollziehen. „Es sollte nicht noch mehr polarisiert werden, denn auch das führt zu einer Destabilisierung unserer Gesellschaft.“ Zwar solle Kritik offen benannt werden, gerade auch nach den Übergriffen in Köln, aber es müsse sachlich diskutiert werden. „Es braucht eben nicht nur eine Willkommens- sondern auch eine Integrationskultur.“ Hier seien alle Bürger gefragt, ob aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung. „Was jeder einzelne tut, hat moralische Konsequenzen – das sollten wir bedenken. Wir sind nicht nur Rädchen in einem großen System, gegen dessen Dynamiken wir uns nicht wehren können.“ Ackermann appellierte in diesem Sinne dafür „auf die eigenen Gedanken zu achten, denn sie sind oft Beginn der Tat“. In den sozialen Netzwerken zeige sich derzeit, wie sehr Gedanken und Worte die Atmosphäre vergiften könnten. Er forderte eine Rückbesinnung auf die gemeinsam geteilten ethischen Werte unserer Gesellschaft, die häufig auf dem christlichen Glauben basierten und ihre Rechtfertigung auch auf diesem gründeten.