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Bischöfliche Visitation im Pastoralen Raum Adenau-Gerolstein ist abgeschlossen :Die Freude am Christsein stärken 

Nach vielen Gesprächen mit pfarrlichen Gremien, Pastoralteams und Einzelpersonen ist die Bischöfliche Visitation im Pastoralen Raum Adenau-Gerolstein nun abgeschlossen.
Bischof Ackermann segnet das neue Klettergerüst in Müsch.
Datum:
9. Feb. 2024
Von:
Judith Rupp

Adenau/Trier – „Das in den Vordergrund zu stellen, was die Freude am Christsein stärkt und Kraft im kirchlichen Leben gibt“: So beschreibt Pfarrer Rainer Justen, Dekan im Leitungsteam des Pastoralen Raums Adenau-Gerolstein, das Ziel der ersten bischöflichen Visitation seit Gründung des Pastoralen Raums im Januar 2022. Immer wieder hat Bischof Dr. Stephan Ackermann im Laufe des Jahres 2023 „Orte von Kirche“ zwischen Kyll und Ahr besucht, Gottesdienste gefeiert, Einzel- und Gruppengespräche geführt und Einrichtungen besucht.  

Dadurch habe der Pastorale Raum „ein Gesicht bekommen“, ergänzt Leitungsteam-Mitglied Philipp Hein: „Die Vielfalt ist sehr deutlich geworden.“ Im Vergleich zum früheren Format der bischöflichen Besuche, die meist kompakt mit sehr vielen Terminen in wenigen Wochen konzipiert waren, sei es so für den Bischof möglich gewesen, auch Entwicklungen wahrzunehmen. Justen hebt besonders die „Begegnungen auf Augenhöhe“ zwischen Bischof und Gläubigen hervor: „Die Menschen haben ihm von unserer Situation vor Ort erzählt, ihre konkreten Sorgen vorgetragen und darüber gesprochen, was sie bewegt am Kirche sein.“ 

Je nach Nähe oder Distanz zu kirchlichen Strukturen werde die 2022 neu geschaffene Ebene des Pastoralen Raums unterschiedlich wahrgenommen, sagt Hein. Bewährt habe sie sich bereits als Kooperationsebene, stärker als das in den früheren Dekanaten der Fall gewesen sei. Das liege an der höheren Verbindlichkeit, bestätigt Justen, und verweist etwa auf die gemeinsame Firmvorbereitung. Zudem habe sich eine Steuerungsgruppe bereits im Zugehen auf die neue Struktur sehr intensiv damit auseinandergesetzt, so dass sich mittlerweile eine gemeinsame Identität zeige, die sich mit dem Satz „Wir sind Eifel“ beschreiben lasse. Bei der Erarbeitung eines gemeinsamen institutionellen Schutzkonzepts zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt habe sich bereits die Stärke der neuen Ebene gezeigt. 

 

Diskussionen: offen, kontrovers, konstruktiv 

Der Arbeitskreis Prävention - zusammen mit Bischof Ackermann (rechts)

Neben klassischen Gesprächsformaten mit den pfarrlichen Gremien, Pastoralteams und Einzelpersonen und Gottesdiensten gab es etwa zielgruppenspezifische Gesprächsformate. „So war zum Beispiel der Austausch mit Menschen, die anderen die Hauskommunion bringen, menschlich und spirituell sehr dicht“, berichtet Justen. Überhaupt lasse das neue Format viel Kreativität bei den Veranstaltungen zu, auch der Rat des Pastoralen Raums habe Ideen einbringen können. Das habe dazu geführt, dass sehr offen, auch kontrovers, aber immer konstruktiv mit dem Bischof diskutiert wurde – „was alle Beteiligten als große Wertschätzung ihrer Arbeit, ob haupt- oder ehrenamtlich, empfunden haben“, sagt Hein. Und so sei die Visitation eine gute Mischung aus traditionsreichen Veranstaltungen wie zum Beispiel der Wallfahrt in Barweiler und neuen Formen wie etwa ein Gesprächsabend zur gegenwärtigen Situation der Kirche gewesen. Neben den fünf Gottesdiensten, in denen Bischof Ackermann jungen Leuten das Sakrament der Firmung gespendet hat, war auch die andauernde Bewältigung der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli 2021 ein wichtiges Thema in den Gesprächen, aber auch bei der Einsegnung eines Spielplatzes in Müsch und beim Gedenkgottesdienst in Mürlenbach (Kyll).  

Nicht nur rein pfarrliche oder innerkirchliche Themen 

In Kleingruppen und im Plenum tauschten sich die Teilnehmenden mit Bischof Ackermann (2.v.re.) aus.

Ein positives Resümee zieht auch Bischof Ackermann. Seiner Wahrnehmung nach hätten die Menschen im Pastoralen Raum bereits „in sehr guter Weise zusammengefunden“, vor allem dank des Leitungsteams, zu dem neben Justen und Hein auch Carmen Perling gehört. „So fand ich es beeindruckend zu sehen, dass die Mitglieder im Rat des Pastoralen Raums sich nicht nur mit pfarrlichen oder rein innerkirchlichen Fragen beschäftigen, sondern sich auch - wie beispielsweise bei einem Studientag - mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen.“ Der Raum zwischen den beiden Flussläufen von Kyll und Ahr, so Bischof Ackermann, sei sozialräumlich durchaus heterogen. Immer wieder seien auch Verwaltungsthemen auf der Agenda gewesen, etwa die Notwendigkeit eines tragfähigen, von den pastoralen Notwendigkeiten und Möglichkeiten geprägtes Immobilienkonzepts: „Es hat mich sehr gefreut, dass es bei diesem Thema schon heute eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Kommunen gibt“, so Ackermann. Trotzdem treibe die Menschen natürlich die Sorge um, was mit den kirchlichen Gebäuden geschieht, die nicht weiter genutzt oder unterhalten werden könnten. 

Tag der Begegnung

„Bei dieser Visitation habe ich viele engagierte, gesprächsbereite, der Kirche eng verbundene Menschen erlebt, die auch das offene Wort nicht scheuen“, sagt der Bischof. Natürlich seien auch in diesem ländlich geprägten Raum „die Abbrüche des kirchlichen Lebens deutlich sichtbar geworden“, gerade auch wenn er seine Erfahrungen jetzt mit einer Visitation in der Eifel kurz nach seinem Amtsantritt als Bischof 2009 vergleiche. „Bei aller Kritik, die immer wieder auch gegenüber Bistum und Kirche insgesamt geäußert wird, habe ich bei den Engagierten eine hohe Identifikation mit der Kirche gespürt: Wenn Kritik geäußert wird, dann in aller Regel aus einer Leidenschaft für die Kirche und den Glauben.“ Dennoch sei an vielen Stellen auch eine Ratlosigkeit wahrnehmbar, wie mit der aktuellen Situation umzugehen sei, die teilweise mit einer „Entwöhnung“ vom Glauben einhergehe.   

„Die Gespräche der Visitation habe mir deutlich gemacht, wie sehr Denken, Traditionen und Jahreskreis eines ländlich und zugleich stark katholisch geprägten Nahraums immer noch wirksam sind, aber eben nicht mehr zukunftsträchtig, und dadurch Trauer und Ratlosigkeit hervorrufen“, resümiert Bischof Ackermann. Daher gelte es, neue Impulse zu setzen. Dies könne aus seiner Sicht etwa die Stärkung des diakonischen Engagements oder die Vernetzung über den binnenkirchlichen Raum hinaus sein.  

Seit dem 1. Januar 2022 kooperieren im Pastoralen Raum Adenau-Gerolstein die Pfarreiengemeinschaften Adenauer Land, Hillesheim, Niederehe und Obere Kyll sowie die fusionierte Pfarrei Gerolsteiner Land. Rund 26.000 Katholik*innen leben im Pastoralen Raum Adenau-Gerolstein, an dessen Spitze ein Leitungsteam mit Dekan Rainer Justen, Philipp Hein und Carmen Perling steht. Weitere Informationen sind unter www.pr-adenau-gerolstein.de zu finden.