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Forum zur Umsetzung der Synode im ländlichen Raum :"Die Kirche bleibt im Dorf"

Mehr als 220 Menschen folgten der Einladung des Bistums nach Otzenhausen zu einem Forum zur Synodenumsetzung im ländlichen Raum.
Bischof Ackermann sprach zu den mehr als 220 Menschen in Otzenhausen über die Umsetzung der Synodenbeschlüsse.
Datum:
27. Aug. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Otzenhausen – „Wir wollen, dass die Kirche im Dorf bleibt, nicht nur für uns, die wir der Kirche verbunden sind, sondern als Dienst und Angebot für alle, die in unseren Gemeinden leben.“ Das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann am 25. August in Otzenhausen betont. Dorthin waren mehr als 220 Menschen der Einladung des Bistums zu einem Forum zur Umsetzung der Synode im ländlichen Raum mit dem Titel „Die Kirche bleibt im Dorf“ gefolgt.

Die Kirche bleibe jedoch nicht im althergebrachten Sinne, sondern unter den veränderten Bedingungen unserer Zeit im Dorf, sagte Ackermann. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass es dafür noch kein fertiges Bild gebe und die Verantwortlichen im Generalvikariat auch „noch keinen fertigen Plan in der Schublade“ hätten. „Wir brauchen den Austausch“, betonte der Bischof. „Wir haben unsere Ideen, wir brauchen aber auch die Ideen der Basis, von denen, die sich engagieren und wir müssen die Sorgen und Nöte hören.“ Dennoch stehe man nicht am Nullpunkt. Es gebe bereits viele Ansätze, „kleine Pflänzchen und ausgewachsene Initiativen und Projekte“. Dieser Austausch war bei dem Forum in dreizehn Workshops möglich, in denen die Forums-Teilnehmer sich nicht nur über verschiedene Aspekte der Synodenumsetzung informieren konnten, sondern ihre Ideen und Vorstellung von Kirche sein im ländlichen Raum einbringen konnten. So wurde etwa über mögliche Anlaufstellen in den Pfarreien der Zukunft gesprochen oder die Zusammenarbeit von Kirche und Kommune thematisiert; „Leuchtturmprojekte“ aus dem Dorfleben wurden vorgestellt oder der Frage nach Gebeten und gottesdienstlichen Feiern im ländlichen Raum nachgegangen; Erkunderinnen und Erkunder berichteten von ihren Erfahrungen.

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Das Bistum Trier habe mit Koblenz, Trier und Saarbrücken städtische Räume, aber daneben auch große ländliche Räume. Dem müsse man Rechnung tragen, wenn man den Gläubigen und den Menschen allgemein gerecht werden wolle, betonte Bischof Stephan. „Die Kirche befindet sich in einer spannenden und privilegierten Situation, die wir mitgestalten können“, sagte er. Obwohl die aktuelle Situation der Kirche viele krisenhafte Züge aufweise, sei doch die Frage, wie man diese interpretiere: „Stehen wir vor der Katastrophe und dem Aus, oder stehen wir in einer Situation der Kirche, die sich weiter entwickelt, aber unter Schmerzen?“ Er sei ein Anhänger der zweiten Option, sagte der Bischof. Dies sage er im Vertrauen auf Jesus Christus. „Der Auferstandene gibt nicht die Zusage, dass alles so bleibt wie es ist, dass Kirche so wie wir sie kennen bleibt bis zum Ende der Welt. Er gibt die Zusage: Ich bleibe bei meiner Kirche und es wird sie geben bis zur Vollendung der Welt.“ Diese Veränderungen seien selbstbestimmter, so Ackermann. „Ich bin überzeugt, dass wir nichts ausrichten und bewirken werden, wenn wir die großen Entwicklungen ignorieren, anstatt sie anzunehmen und positiv zu sehen als Zeichen der Zeit.“

Gleichzeitig hielt Bischof Stephan fest, dass sich die Veränderungsprozesse im Bistum nicht gleichzeitig und gleichförmig vollziehen. „Es gibt regionale und lokale Unterschiede, die zum Teil erheblich sind.“ Für ihn stellen die ländlichen Regionen dabei keineswegs Problemzonen dar. Städtische und ländliche Gebiete haben ihre je eigenen Stärken und Schwächen, so der Bischof. „Gerade im ländlichen Raum ist das kirchliche Leben ein wertvoller Aktivposten für unser Bistum, es ist wesentlicher Bestandteil der Dorfgemeinschaften. Das wollen wir mit der Umsetzung der Synode nicht behindern, sondern stärken, wo immer es geht!“ Die Strukturen, die in Form der Pfarrei der Zukunft geschaffen werden, sollen so gestaltet sein, dass sie auch dort funktionieren, wo die Ausgangsbedingungen schwierig sind.

Mehr als 220 Menschen aus dem gesamten Bistum kamen mit ihren Fragen, Wünschen und Sorgen zu dem Forum nach Otzenhausen.

Der Bischof von Trier nutzte das Forum auch, um Missverständnisse über die Synodenumsetzung zu zerstreuen. So halte sich beispielsweise das Gerücht, dass zum Start der Pfarreien der Zukunft das gesamte Personal aus der Fläche abgezogen und zentralisiert werde. „Das ist nicht der Fall!“, betonte Ackermann. „Von einem Rückzug vom Land kann nicht die Rede sein.“ Kurz- und mittelfristig werde es personell keine Veränderungen geben. „Was sich ändert, ist zum einen der organisatorische Rahmen; es geht um langfristig lebensfähige Einheiten mit verringertem Verwaltungsaufwand – und es geht auch darum, das Leben und die Verantwortung vor Ort zu stärken, und zwar dezentral!“ Gleichzeitig wies der Bischof darauf hin, dass man nicht nur Bestehendes absichern wolle - Selbsterhalt sei zu wenig. „Kirche ist nicht nur Selbstzweck, wir haben einen Auftrag für die Welt.“ Im Evangelium steht: „Wir wachsen, wir gewinnen in dem Maß, in dem wir von uns selbst absehen.“

Gastreferent Professor Dr. Gerhard Henkel, der die Pläne des Bistums mit Kommunalreformen verglich, machte auf die Gefahren aufmerksam, die ein Rückzug der Kirche aus dem ländlichen Raum bedeuten könnte. Um dem entgegenzusteuern, forderte er mehr pastorales Personal in der Fläche und, so wie es auch die Synode im Bistum vorsieht, mehr Mitbestimmung und Einbeziehung der Menschen in den Dörfern sowie Entlastung der Priester von der Verwaltung.

Am Ende des Tages gaben Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg und die Direktorin des Zentralbereichs Pastoral und Gesellschaft im Generalvikariat, Mechthild Schabo, ihre Eindrücke vom Forum wieder. Mechthild Schabo sagte, sie habe die Teilnehmenden als aktiv fragend, interessiert und „hungrig nach Informationen“ erlebt. Viele der Teilnehmenden seien besorgt, dass die Umsetzung der Synodenbeschlüsse ehrenamtliches Engagement und Strukturen, die vor Ort noch funktionierten, erschwerten oder gar kaputt machten. „Auch in Zukunft wird es Gremien geben“, sagte Schabo, aber die Verantwortlichen wollten auch den Blick auf diejenigen richten, die ein Ehrenamt ausüben, das nicht im Rahmen eines Gremiums stattfinde. „Es gibt viele, die sich aus Überzeugung engagieren. Aber das ist kein Selbstläufer. Viele wollen und brauchen Unterstützung. Da müssen wir besser werden und uns darum kümmern!“ Sie betonte, wie wichtig die Begleitung von Ehrenamtlichen durch Hauptamtliche sei. Generalvikar von Plettenberg bestätigte dies und wies auf Initiativen und Projekte hin, die es bereits jetzt gebe. Diese sollen künftig noch besser gestärkt werden, denn „es brauche für solche Dinge oft einen langen Atem und Geduld“. „Wir wollen Partizipation und Teilhabe“, sagte Schabo. Gleichzeitig wolle man Entscheidungen vor Ort belassen. Es sei aber ebenso wichtig, daran zu denken, dass „wir als Christen eine Sendung haben, uns nicht nur um uns selbst zu kümmern“, betonte die Direktorin. „Das hat die Synode uns aufgetragen.“

Ein zweites Forum zur Synodenumsetzung im ländlichen Raum findet am 15. September in Bitburg statt.

Die wichtigsten Statements des Forums zum Nachlesen gibt es hier.

Außerdem finden Sie die komplette Rede von Bischof Stephan Ackermann auf unserem facebook-Kanal.

(dh)

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