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Betroffene der Flutkatastrophe von 2021 über Hilfsangebote der Caritas  :Die Kontrolle Stück für Stück zurückgewinnen 

Die Flutkatastrophe hat viele Gebäude zerstört.
Datum:
15. Juli 2023
Von:
Simone Bastreri

Bitburg – Genau zwei Jahre ist die Flutkatastrophe 2021 her, die auch viele Regionen des Bistums Trier verheerend getroffen hat. Noch immer belasten die Folgen die Menschen in den betroffenen Orten – eine Vielzahl von ihnen ist auch jetzt noch auf Hilfe angewiesen. Die Caritas versucht, diese Hilfe bereitzustellen. Sie hilft beim Antragstellen, bietet Angebote für von der Flut betroffene Kinder und hat stets ein offenes Ohr für Betroffene. Im Bistum Trier gingen bis Juni 2023 17 Millionen Euro von Caritas International und 2,2 Millionen Euro durch den Spendenaufruf des Caritasdiözesanverbands und des Bistums Triers ein, mit denen Betroffene unterstützt wurden und werden. In zum Jahrestag der Flut veröffentlichten Erlebnisberichten des Caritasverbands Westeifel berichten einige Klient*innen von ihren Erfahrungen.  

„Die Hilfe der Caritas hat mir wieder Hoffnung gegeben”  

130 Jahre ist es alt, gelegen am tiefsten Punkt in Irrel, nur dreißig Meter Luftlinie von der Prüm entfernt, das Haus der Familie Fuchs. Als die Flut kommt, steht das Wasser 3,50 Meter hoch in der Straße. Das Erdgeschoss wird komplett überflutet. Mit knapp dreißig Zentimetern Wasserstand werden Möbel, Geräte, Papiere und Erinnerungsstücke zerstört. „Das vorherige Leben war komplett weg, es war nichts mehr da“, erinnert sich Manuel Fuchs. Auch nach zwei Jahren ist das Zuhause des 51-jährigen Handwerkers noch immer unbewohnbar. „30 Jahre Zeit, Liebe und Geld“ hat er in sein „kleines altes Schätzchen“ investiert und kurz vor der Hochwasserkatastrophe umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Sein Elternhaus ist für Fuchs unersetzbar – hier liegt die „Wurzel seines Lebens“, seine Kindheit mit sieben Geschwistern, hier fanden beide Elternteile ihre letzte Ruhe und hier wollte auch er sein weiteres Leben verbringen. Manuel Fuchs beschreibt die Flut als „den schlimmsten Albtraum, den ein Mensch sich vorstellen kann”. Der Schaden am Gebäude belaufe sich auf knapp eine halbe Million Euro. Die Caritas unterstützt ihn bei der teils komplizierten Antragsstellung zum Wiederaufbau seines Hauses: „Andere Betroffene sollen sich bitte an die Caritas wenden. Deren Hilfe hat mir wieder Hoffnung gegeben.” 

„Man bekommt die Kontrolle über sein Leben Stück für Stück zurück.” 

Ähnlich erging es Familie Assmann aus Weinsheim. Durch die Flut 2021 wird ihre Heizungsanlage zerstört, sodass bis Ende November 2022 improvisiert werden muss. „Wir haben den Kindern abends Wärmflaschen ins Bett gelegt, damit es warm ist”, erinnert sich Daniel Assmann. Glücklicherweise ist nun alles wiederhergerichtet. Wärme, Ruhe und Entspannung sind wieder ins Zuhause der Familie eingekehrt. Dem ging jedoch eine lange Zeit voller Anstrengung, bedrückender Erfahrungen und Emotionen voraus. Lange war die Familie sich unsicher, ob sie bei der ISB (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz) einen Antrag auf Hilfe stellen sollte. Würde ihre Hilfsbedürftigkeit in Frage gestellt werden? Trotz großer Unsicherheit und schlechtem Gewissen erkennt Familie Assmann schließlich, dass es notwendig ist, die Wiederaufbauhilfe anzufordern. Innerhalb weniger Wochen wurde der Antrag bei der ISB genehmigt. Die Caritas-Mitarbeiterin verfügte, so Assmann, über „Mitgefühl und ein Auge für die belastende Situation. Hier gab es keine Vorwürfe, keinen Grundverdacht des Erschleichens von Leistungen, wie wir es an anderen Stellen erlebt haben.“ Der Unterstützung durch die Caritas folgte eine große Erleichterung: „Man bleibt nicht auf den Kosten sitzen, ohne Rücklagen. Man bekommt die Kontrolle über sein Leben noch einmal Stück für Stück zurück.“ 

„Kinder brauchen Ventile, um ihre Erlebnisse verarbeiten zu können.”  

Nicht nur beim Wiederaufbau wird Hilfe benötigt, sondern auch bei den psychischen Auswirkungen der Flutkatastrophe. Die Mutter einer Familie berichtet, die materiellen Schäden wie der Verlust von Möbeln, Geräten und persönlichen Erinnerungsstücken sei zwar schmerzhaft, aber zweitrangig gegenüber den mentalen Problemen. Gerade erst umgezogen, habe die Familie eine Horror-Nacht erlebt, die bei der Mutter zu Panikattacken führte. Die Omnipräsenz der Feuerwehr, die Unsicherheit über das richtige Handeln und die Unwissenheit über den Verbleib des ältesten Sohnes führten zu einem unerträglichen Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Ihr Sohn verarbeite die Erlebnisse noch heute. Als sie erkannt habe, dass ihr Sohn nachts schlecht schlafe, ein Nachtlicht brauchte und eine ständige innere Nervosität an den Tag legte, habe sie ihn in einem Kinder-Yoga-Kurs angemeldet – ein Angebot der Caritas für flutbetroffene Kinder. Einerseits könne er dort „Dampf ablassen, andererseits wieder mehr bei sich selbst sein“.

Die Arbeit der Caritas  

Die Caritas bietet weiterhin vielseitige Angebote, um Flutbetroffene zu unterstützen. Der Projektzeitraum der Fluthilfe ist bis Dezember 2026 vorgesehen.  

Die Erlebnisberichte der Klient*innen des Caritas Westeifelverband e.V. gibt es in voller Länge unter www.caritas-westeifel.de und genauere Informationen über Spendengelder und deren Einsatz unter Fluhilfe-Spenden auf der Bistumsseite dasein