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Wie der Caritasverband Westeifel e.V. den von der Flut Betroffenen hilft:Die Kümmerer

Wie der Caritasverband Westeifel e.V. den von der Flut Betroffenen hilft
Fluthilfekoordinator Dr. Alexander Knauf im Gespräch
Datum:
22. Sept. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bitburg – Sie waren sehr schnell am Start, die Mitarbeitenden des Caritasverbandes Westeifel. Am Freitag nach dem Flut-Donnerstag Mitte Juli kamen bereits die ersten Hilfegesuche aus der ganzen Region bei ihnen an, blickt Fluthilfe-Koordinator Dr. Alexander Knauf nach rund zwei Monaten zurück. „Wir haben an diesem Tag bereits Lebensmittel und Hygiene-Artikel verteilt, Sachspenden angenommen und verteilt – und auch das gesamte Wochenende über.“ 

„Die Menschen waren völlig hilflos und kamen mit ganz grundlegenden Fragen zu uns: Ich brauche Hilfe – das ist passiert – ich weiß nicht, wo ich übernachten soll“, ergänzt Mathilde Geimer aus dem Fluthilfe-Team. Übernachtungsmöglichkeiten zu finden war das Hauptproblem – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes konnten zwar das eigene große Netzwerk nutzen und starteten Anfragen bei Hotels und den Eigentümern von Ferienwohnungen. Letzten Endes liegt dieses Thema aber in der Verantwortung der einzelnen Kommunen, zu denen das Team ebenfalls unverzüglich Kontakt aufnahm. Im Anschluss erstellte dann beispielsweise die Verbandsgemeinde Südeifel eine Liste: „Wer hat welchen Wohnraum zur Verfügung? Wer benötigt Wohnraum?“ und organisierte die entsprechende Unterstützung.

Hilfe und Beratung durch mobile Teams

Parallel dazu wurden nach diesem ersten Wochenende nach der Flut die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialberatung ganz kurzfristig geschult, um in mobilen Teams Hilfe und Beratung anbieten zu können. „Wir haben Flyer und Infomappen erstellt und unser Team damit ausgestattet – wir waren dienstags bereits in Irrel unterwegs und haben die Leute besucht, um abzufragen, ob sie Hilfe brauchen und welche“, erzählt Geimer. „Wir vom Fluthilfe-Team haben dort so viel Verzweiflung erlebt – waren aber auch froh, Unterstützung anbieten zu können. Wir waren fassungslos angesichts des Ausmaßes der Zerstörung, zum Beispiel in Irrel, Prüm etc...“

„Ich persönlich war auch geschockt darüber, wie bestimmte Menschen und ihre Armut nach kurzer Zeit einfach nicht mehr gesehen wurden“, sagt Knauf. „Mal überspitzt gesagt: Sobald der Schlamm vor dem Haus weg war, wurden sie nicht mehr wahrgenommen. Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden.“ Viele Hilfsorganisationen – auch die Caritas – haben Soforthilfen ausgezahlt, sagt Knauf. „Da hat man dann von außen den Eindruck: Da läuft ja jetzt alles… Aber die Probleme fangen jetzt erst an.“ Er erzählt die Geschichte einer kleinen Familie, die keine Versicherung gegen die Schäden an ihrem Haus hat. Sie bekommen Gelder vom Bund – aber das löst ihre Probleme nicht: Das Haus schimmelt und es gibt einfach keine Bautrockner mehr, keine Handwerker, keine Heizung. „Das Geld ist hier gar nicht das Problem“, sagt Knauf. „Aber wie soll diese kleine Familie über den Winter kommen? Der Wohnungsmarkt ist leer!“ Der Caritasverband hat sein Netzwerk in Gang gesetzt: Ein Bankfachmann ist mit ihnen die Verträge durchgegangen und hat Kosten reduziert. Ein Bauingenieur hat das Haus angeschaut und sie beraten.

Mathilde Geimer arbeitet im Fluthilfe-Team mit.

Langfristige Lösungen und Konzepte sind notwendig

Für diese vielfältigen Problemstellungen braucht es einen langen Atem, langfristige Lösungen und Konzepte. Viele der Betroffenen brauchen jetzt auch verstärkt psychosoziale Begleitung – neben den lebenspraktischen Themen rücken zunehmend die Traumata und tiefgreifenden Ängste vor der Zukunft in den Fokus. Auch hier kann der Caritasverband professionell zur Seite stehen.

Alexander Knauf und das Fluthilfeteam des CV Westeifel e.V. bemühen sich außerdem aktiv darum, dass Themen wie der Handwerker-Mangel oder die Wohnungsnot gerade im Hinblick auf den kommenden Winter gesehen werden und sind in engem Austausch mit den Kommunen, die er hier auch in der Pflicht sieht, Lösungen zu schaffen. „Geld alleine löst die Probleme nicht“, betont er noch einmal. „Die Frage ist: Wie kommen die Leute warm und trocken durch den Winter? Das Wichtigste ist, dass die Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht alleine gelassen sind, dass sich jemand kümmert.“ Jemand, der vertraut ist mit den Regelungen, der entspannt und entlastet, der ein Netzwerk hat, auf das er zugreifen kann – eben die von der Caritas.

Informationen zur Fluthilfe gibt es unter anderem auf http://t1p.de/hochwasser-hilfe oder unter https://www.caritas-trier.de/flut-nothilfe-deutschland/flut-nothilfe-deutschland

(red/rif)