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Protestanten und Katholiken in Saarlouis feiern Gottesdienst für die Einheit der Christen:„Die Liebe Gottes wäscht unsere Schuld rein“

Unter dem Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht“ haben evangelische und katholische Christen am Mittwoch, 18. Januar, in Saarlouis für die Einheit der Christen weltweit gebetet.
Seit über 20 Jahren bereitet der Ökumenische Arbeitskreis Saarlouis den Gottesdienst im Rahmen der Gebetswoche vor: Pfarrer Jörg Beckers, Waltraud Andruet, Pfarrer Hartmut Richter und Pastoralreferent Reinhold Hedrich (von links). Foto: Ute Kirch
Datum:
19. Jan. 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken/Saarlouis – Unter dem Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht“ (Jes 1,17) haben evangelische und katholische Christen am Mittwoch, 18. Januar, in Saarlouis einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert und für die Einheit der Christen weltweit gebetet. Der Gottesdienst in der evangelischen Kirche wurde vom Ökumenischen Arbeitskreis Saarlouis vorbereitet. Er fand im Rahmen der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen statt.

Jedes Jahr werden die Texte für die Gebetswoche für die Einheit der Christen von einer anderen Region der Welt vorbereitet – in diesem Jahr von einem international und interkulturell gemischten Team von Christinnen und Christen aus dem US-Bundesstaat Minnesota. Dabei spielten Elemente indigener und christlicher Tradition eine wichtige Rolle. Mit dem Motto möchte das Team zudem auf die Spaltung der Gesellschaft und der Kirchen aufgrund unterschiedlicher ethnischer Herkunft aufmerksam machen.

Roter Faden des Gottesdienstes waren die Symbole Stein und Wasser, die sowohl in der indigenen als auch der christlichen Tradition große Bedeutung haben. „Für die indigenen Völker steht das Wasser für das Leben, der Stein für die Heiligkeit des Bodens. Für Christen symbolisiert das Wasser die Taufe, der Stein ist das Fundament der Kirche Jesu“, erläuterte Waltraud Andruet. Doch könnten Steine auch Ausdruck von Leid und schwerer Schuld sein. Mitglieder des Ökumenischen Arbeitskreises legten Pflastersteine auf den Altar, die symbolisch für die Massenhinrichtung am Volk der Dakota (Sioux) im Jahr 1862 in Minnesota stehen sowie für die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 durch einen Polizisten aus Minneapolis. „Damals wurde nicht das Gute getan und das Recht gesucht. Daher hat sich die Arbeitsgruppe das Motto aus dem Buch des Propheten Jesaja gewählt“, sagte Pfarrer Hartmut Richter. Es sei falsch zu denken, Rassismus sei nur ein Problem in Amerika, ergänzte Pfarrer Jörg Beckers: „Es gibt ihn auch bei uns.“ Er legte einen Stein für Samuel Yeboah nieder, der 1991 infolge eines Brandanschlags auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis-Fraulautern starb. „Damals gab es nicht wirklich Interesse, die Tat aufzuklären. Der Stein steht für unsere Schuld und das, was wir verdrängen“, sagte Beckers.

In seiner Predigt umriss Pfarrer Richter die Geschichte der Besiedlung Minnesotas durch Europäer, die mit einer Landnahme der Siedler und Unterdrückung und Verelendung der indigenen Bevölkerung einherging. „Die Kultur und Spiritualität der Indigenen wurden als minderwertig betrachtet. Sie sollten sich anpassen, Christen, Amerikaner, Bauern und Viehzüchter werden. Sie bekamen Land, das nicht bewirtschaftbar war.“ Doch gebe es in den Augen Gottes nur gleichwertvolle Menschen. „Diese Aussage darf jedoch nicht Behauptung bleiben, sondern muss immer wieder neu gelebt werden“, sagte Richter. Auch in unserer Geschichte gebe es Schuld, derer man sich bewusst sein müsse. Doch den Steinen der Schuld stellte er symbolisch das Taufgeschirr entgegen: „Es gibt in der Geschichte eine positive Veränderung. Das Wasser als Zeichen der Taufe bindet uns ein in Gottes Geschichte.“ Symbolisch legte der Arbeitskreis die Pflastersteine auf ein blaues Tuch, das wie Wasser vom Altar ins Kirchenschiff floss. „Die Liebe Gottes in der Taufe umspült unsere Schuld und wäscht sie rein. Wasser als Element der Erneuerung kann auch Beziehungen erneuern“, ergänzte Beckers.

Auch in Saarlouis gelte es, neue Beziehungen zu suchen, auch zu anderen christlichen Gemeinden wie der freien evangelischen Gemeinde, den assyrischen Christen oder der neuapostolischen Kirche. Die Gebetswoche könne Anstoß dazu sein. Die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes kommt Straßenkindern in der Demokratischen Republik Kongo zugute, dort hat die evangelische Gemeinde eine Partnerschaft.

Die Gebetswoche wird seit 1908 gefeiert. Seit 1968 wird sie gemeinsam von dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) verantwortet. Der ÖRK und die katholische Kirche arbeiten bei der Vorbereitung der Gebetswoche zusammen. Ziel der Gebetswoche ist es, Kirchen, Konfessionen und Kulturen über alle Grenzen hinweg zu verbinden. Die Woche findet weltweit vom 18. bis 25. Januar statt. Seit fast zwei Jahrzehnten organisiert der Ökumenische Arbeitskreis Saarlouis einen gemeinsamen Gottesdienst. Den Gottesdienst am Mittwochabend gestalteten die evangelischen Pfarrer Jörg Beckers und Hartmut Richter, dem katholischen Pastoralreferenten Reinhold Hedrich sowie Waltraud Andruet.

www.gebetswoche.de

(uk)