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Augsburger Professor Langenhorst spricht über Gottesbezug in der Literatur:Die Rede über Gott

Beim Katholischen Forum in Koblenz befasste sich der Augsburger Professor Dr. Georg Langenhorst mit dem Gottesbezug in der Literatur.
Dr. Georg Langenhorst
Datum:
26. Juni 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Koblenz – Mit dem Gottesbezug in der Literatur hat sich Dr. Georg Langenhorst, Professor für Didaktik und katholischen Religionsunterricht an der Universität Augsburg, in einem Vortrag Ende Juni beim Katholischen Forum Koblenz befasst. Bis in die 1960er Jahre hinein sei der Gottesbezug in der Literatur keine Seltenheit gewesen. Wilhelm Hünermann, Gertrud von le Fort, Paul Claudel, Luise Rinser, Heinrich Böll: Alle diese Autoren bewegte das Thema Christentum und Gott, sei es im Konsens mit der Kirche wie bei dem heutzutage fast völlig vergessenen Hünermann, dessen Bücher in den 1950er Jahren Auflagen in Millionenhöhe erzielten, oder im Ringen und Hadern mit ihr, wie es unter anderem in Heinrichs Bölls „Ansichten eines Clowns“ zu spüren ist. Im Zuge der 68er Bewegung und der gesellschaftlichen Umbrüche sei das Gottesthema weitgehend aus der Literatur verschwunden, erläuterte Langehorst. In der zeitgenössischen Literatur hingegegen nehme „die Rede über Gott“ wieder einen größeren Raum ein. „Nachdem in den 1980er und 1990er Jahren ganz im Sinne einer negativen Theologie die Maxime galt, man schweigt von Gott, taucht bei neueren Autoren die Gottesfrage wieder auf“, betonte der Professor, der zu diesem Thema das Buch „Ich gönne mir das Wort Gott“ geschrieben hat. Beispiele für seine These lieferte er dabei aus allen Gattungen der Literatur. Aus dem Bereich der Prosa zitierte er den Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil, der in seinem autobiografischen Roman „Lo und Lu“ als Vater darüber nachsinnt, warum er glaubt. Ein anderes Beispiel sei der Autor Patrick Roth, der in seinem Werk immer wieder auf biblische Elemente zurückgreife. Dass die Kirche nicht mehr die Macht früherer Tage habe, schafft Langenhorsts Ansicht nach Freiräume. „Autoren haben heutzutage keine Angst mehr, von der Kirche vereinnahmt zu werden“, sagte er. Stärker noch als bei der Prosa findet Langenhorst in der zeitgenössischen Poesie den Bezug oder die Suche nach Gott. Diese Fülle in der Lyrik sei allerdings keineswegs verwunderlich, da die Poesie ja gerade ein sich verdichtendes Denken darstelle. Beispielhaft aus dem Bereich der deutschsprachigen Lyrik nannte Langenhorst Ernst Jandl und Michael Krüger. Gerade die Lyrik diene auch als Basis für einen interreligiösen Dialog. So zitierte Langenhorst den in München lebenden iranischen Schriftsteller SAID, der auf Deutsch 2007 das Buch „Psalmen“ herausbrachte und damit an die alttestamentarische Tradition anknüpfe. „Ausgehend von diesen Gegenströmungen, die eine enorme religiöse Substanz haben, muss man sagen, dass diese Gesellschaft nicht unreligiöser wird, sondern dass sie sich einfach verändert“, sagte Langenhorst. Das Katholische Forum Koblenz wurde 1987 gegründet als Plattform für Information und Austausch. Es bietet die Gelegenheit, sich mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Kirche und Politik und ihren Positionen auseinanderzusetzen. Träger sind das Bischöfliche Cusanus-Gymnasium Koblenz, das Dekanat Koblenz, die Katholische Erwachsenenbildung Koblenz und die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar. Informationen zu den nächsten Veranstaltungen sind unter www.keb-koblenz.de/aktuelles/katholisches-forum-koblenz/ zu finden. (red)