Zum Inhalt springen

Trierer Weihbischof auf Adveniat-Delegationsreise in Honduras:„Diese Projekte sind echte Hoffnungsschimmer“

Weihbischof Jörg Michael Peters besuchte im Rahmen einer Adveniat-Delegationsreise Hilfsprojekte in Honduras.
Schulprojekte und medizinische Versorgung in den Armenvierteln von Tegucigalpa (Foto: Jörg Michael Peters)
Datum:
15. Feb. 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Essen/Tegucigalpa – In der ersten Februarwoche hat der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters mit einer Delegation der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz Hilfsprojekte in Honduras besucht, die von dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gefördert werden. Infolge der Corona-Pandemie und der weltweiten Preissteigerungen ist die Zahl der Menschen, die dort in Armut leben, auf 70 Prozent gestiegen; die Hälfte der Bevölkerung lebt sogar in extremer Armut. „Es hat mich zutiefst bewegt, dass uns die Menschen in Honduras, trotz der prekären Lage, ihre Gastfreundschaft geschenkt haben”, so Peters. 

Ein Land im Ausnahmezustand

Stationen der Reise waren etwa der Besuch von Schulprojekten in den Armenvierteln der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa, ein Projekt zur Frauenförderung, eine Haftanstalt in San Pedro Sula und ein Abstecher in das Bergland, in dem es kaum Zugang zu medizinischer Versorgung gibt. „Diese Projekte sind echte Hoffnungsschimmer“, ist Peters überzeugt. Die Sicherheitslage in dem mittelamerikanischen Land ist derzeit sehr angespannt, jüngst hat Präsidentin Xiomara Castro den Ausnahmezustand verlängert, der im Dezember vergangenen Jahres verhängt wurde. Trotz der Bemühungen, die Gewalt einzudämmen, sind tödliche Bandenkriminalität, Entführungen und Korruption noch immer an der Tagesordnung.

Insbesondere die verarmte Landbevölkerung und die Indigenen litten unter einer korrupten Politik- und Wirtschaftselite, die mit globalen Konzernen die nationalen Gesetze und internationalen Regelungen aushebele, um den eigenen Profit zu maximieren, beschreibt der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Adveniat, Pater Martin Maier, die aktuelle Situation. „Wer Umwelt- und Menschenrechte in Honduras verteidigt und einfordert, wird kriminalisiert und nicht selten sogar ermordet“, so Maier. Die verbreitete Bandenkriminalität in den Städten und die Zerstörung durch Wetterextreme infolge des menschengemachten Klimawandels seien weitere Ursachen dafür, dass Hunderttausende jährlich ihr Land verlassen. „Wir haben auf der Delegationsreise aber auch viele Projektinitiativen und Projektpartner erlebt, die für die Würde und die Rechte der Armen, Verfolgten und Vergessenen kämpfen. Hier wird das Evangelium, die Frohe Botschaft Jesu, nicht nur gepredigt, sondern gelebte Wirklichkeit“, sagt Maier.

Medizinische Versorgung

In den direkten Begegnungen spüre man eine Bitterkeit, aber auch eine gewisse Klarheit, berichtet Weihbischof Peters: „Die Menschen sind bereit, im Rahmen des Gesetzes und im Rahmen ihrer Möglichkeiten für ihr Recht zu streiten und die Lebenssituation für sich und ihre Kinder zu verbessern.” Im Bergland, nur schwer erreichbar und vorwiegend von Indigenen bewohnt, hätten sich mithilfe von Adveniat zum Beispiel kleine Apothekenstützpunkte gebildet, um zumindest eine rudimentäre medizinische Versorgung zu leisten. Sie werden von den Menschen vor Ort betrieben, denn in der abgelegenen Region gibt es kaum Ärztinnen und Ärzte; Medikamente sind nur schwer zu bekommen.

Frauenförderung

In einem Projekt zur Frauenförderung traf der Weihbischof auf junge Mütter, oft noch im Teenager-Alter, die von Adveniat unterstützt werden. „Das sind starke Frauen, die sich engagieren. Es geht darum, sie sprachfähig zu machen, damit sie ihre Rechte einfordern können. Einige wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie sich für öffentliche Ämter zur Wahl stellen können”, so Peters. Eines der größten Probleme sei häusliche Gewalt und der vorherrschende Machismo, den viele Männer an den Tag legten. Bei dem Projekt würden deshalb bewusst auch Männer mit einbezogen, um einen gesellschaftlichen Sinneswandel zu bewirken. Denn in dem mittelamerikanischen Land sind Geschlechterstereotypen noch immer tief verwurzelt – ein Klima, das Gewalt gegen Frauen begünstigt. Weltweit verzeichnet Honduras eine der höchsten Femizid-Raten: 2021 wurde alle 29 Stunden eine Frau oder ein Mädchen aufgrund ihres Geschlechts umgebracht.

Weihbischof Peters mit der Delegation und Ehrenamtlichen der Gefängnisseelsorge (Foto: Gefängnispastoral San Pedro Sula)

Gefängnis-Seelsorge

In einer Haftanstalt am Containerhafen von San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt des Landes, engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche in der Gefängnis-Seelsorge. „Darunter sind viele ehemalige Inhaftierte – aber auch drei junge Richterinnen. Deren Engagement hat mich wirklich beeindruckt”, berichtet Peters. Mit einer modernen Haftanstalt wie in Deutschland sei das Gefängnis nicht zu vergleichen: In den rund 15 Quadratmeter kleinen Zellen seien bis zu 18 Menschen untergebracht. Die dortige Gefängnis-Pastoral habe einen wichtigen Stand; in den großen honduranischen Städten seien rund 35 Prozent der Einwohnerschaft katholisch, ebenso viele gehörten freikirchlichen Gemeinden an. „Einer der Inhaftierten begrüßte uns und gab Zeugnis seines Glaubens. Er sagte, dass er darauf vertraue, dass Gott den Häftlingen helfe, wieder auf den rechten Weg zu finden.” Adveniat hat dort den Bau eines Hauses mitfinanziert, in dem Haftentlassene Aufnahme finden können. Der Nutzen des Projekts liegt für den Weihbischof auf der Hand: „Das Wieder-Hineinfinden in die Gesellschaft – und auch in die eigene Familie – ist oft nicht leicht.“

Der Delegation gehörten zudem Inés Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck und der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Benz an.

Hintergrund Adveniat

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Das Hilfswerk finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Im vergangenen Jahr konnten 1.500 Projekte mit rund 29 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten gebraucht wird: an der Basis, direkt bei den Armen. Weitere Informationen gibt es auf www.adveniat.de.

(red/ih)