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Der gebürtige Konzer Jens Bauer wird von Bischof Ackermann zum Priester geweiht :„Dieser Beruf gibt mir sehr viel zurück“ 

Jens Bauer aus Konz wird von Bischof Dr. Stephan Ackermann am 18. Mai zum Priester geweiht.
Jens Bauer
Datum:
16. Mai 2024
Von:
Simone Bastreri

Trier/Wadern – Für Jens Bauer schließt sich am 18. Mai ein Kreis, wie er sagt: „Vor vielen Jahren war ich einer der letzten Firmlinge des damaligen Noch-Weihbischofs Stephan Ackermann – jetzt wird er mich als Bischof zum Priester weihen.“ Dann schmunzelt er: „Ist immerhin mal einer von seinen Firmlingen hängen geblieben am Priesterberuf.“ Dass das nicht auf den ersten Blick absehbar war, zeigt Bauers Lebenslauf: Der gebürtige Konzer besuchte die Geschwister-Scholl-Schule in Saarburg, wechselte dann an die Fachoberschule für Sozialwesen in Merzig und absolvierte ab 2010 zunächst eine Ausbildung zum Gärtner. Dann hängte er noch einmal zwei Jahre Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Deutschen Post dran, wo er auch einige Zeit arbeitete. Er sei froh, diese andere Berufswelt kennengelernt zu haben, aber irgendwann reifte der Wunsch, Priester zu werden. „Aufgewachsen bin ich ‚klassisch katholisch‘ wie viele andere, man kam zur Kommunion, aber meine Eltern waren jetzt nicht so die regelmäßigen Kirchgänger; das hat sich so verlaufen“, erinnert sich Bauer. Sein Interesse am Glauben sei erst durch die Firmung nochmal geweckt worden: „Damals habe ich mich viel mit Glaubensdingen beschäftigt, habe im wahrsten Sinne des Wortes Feuer gefangen. Ich schaute dann nach Anlaufpunkten, wo ich mit anderen jungen Leuten ins Gespräch kommen konnte, die ähnliche Fragen und Themen haben. So habe ich bei Klöstern angeklopft, und in den Ferien oft an Ferienfreizeiten und Exerzitien für junge Leute teilgenommen. „Es waren tolle, prägende Erfahrungen, die mir bewusst gemacht haben, dass ich Priester werden möchte. Viele der Patres der Herz-Jesu Priester in Freiburg zum Beispiel waren charismatische Leute, die mich überzeugt haben.“ Eine seiner Wanderexerzitien führte ihn auch in das Benediktinerkloster Sankt Bonifaz mitten in München. Das Stadtkloster nah an den Menschen mit einer für Benediktiner außergewöhnlichen Obdachloseneinrichtung gefiel ihm gut; einen Monat testete er das Leben in der Gemeinschaft. „Die Entfernung von zu Hause war mir dann aber doch ein bisschen zu weit – denn als Benediktiner bleibt man normalerweise an einem Ort.“  

Bauer absolvierte ab 2017 das Sprachen- und Orientierungsjahr Felixianum des Bistums Trier und konnte während eines Praktikums in der Pfarrei Heilig-Kreuz feststellen, dass ihm die Arbeit vor Ort in der Seelsorge Spaß machen würde. Die Entscheidung, Priester zu werden, war damit endgültig gefallen und Bauer trat ins Studienseminar Sankt Lambert in Lantershofen ein. Dort können Männer auf dem dritten Bildungsweg – also ohne Abitur – Theologie studieren und Priester werden. „Von den Berufen, Ländern und Altersstufen waren die Studierenden dort bunt gemischt“, berichtet er. Ein Ereignis während seiner Zeit dort wird er jedoch nie vergessen: Die Jahrhundertflut im Ahrtal. Das Studienseminar wurde damals zu einer Art Lage-Zentrum. „In der Nacht hörten wir Sirenen, man dachte, ok, das ist jetzt ein Hochwasser und mehr nicht. Aber am nächsten Morgen wachte ich auf und in meinem Zimmer stank es unheimlich penetrant nach Öl. Erst dachte ich, die Heizung sei kaputt, aber dann erfuhren wir, was passiert war“, berichtet er von den ersten Eindrücken. Schon bald herrschte Ausnahmezustand, das Studienseminar wurde zum Lagezentrum. Mit der Studiengemeinschaft fuhren sie ins Tal und packten mit an, es habe „ausgesehen wie im Krieg“. Später nahm das Studienhaus auch obdachlos gewordene Menschen auf und „zeigte sich damit von einer offenen, schönen Seite“, erinnert sich Bauer. Obwohl man viele Eindrücke verdränge, wisse er seitdem umso mehr, wie dankbar man für jeden Tag sein müsse. 

Auf die Frage, ob häufige Wochenenddienste und die abends leere Wohnung, die der Priesterberuf mitbringt, ihn nicht abgeschreckt hätten, antwortet Bauer: „Ich habe meine Familie. Die zwei Kinder meiner Schwester sind quasi nebenan groß geworden, von daher habe ich eine enge Bindung und das ist sehr wertvoll. Aber ich kann auch prima allein leben. Mir tut es gut, abends abzuschalten, wenn ich den ganzen Tag viele Menschen getroffen und mit ihnen Gespräche geführt habe. Da muss jeder für sich eine gute Balance finden.“ Auch für Freundschaften nehme er sich Zeit – die „müsse man eben investieren.“ Das Priesterteam in Wadern, wo er seit 2022 eingesetzt ist, treffe sich einmal die Woche zum gemeinsamen Gebet und Gespräch, oder auch mal zum Essen. Dadurch sei ein guter Austausch gegeben. 

Im November 2023 wurde Bauer zum Diakon geweiht. Im Gegensatz zum vorherigen Pastoralpraktikum darf er seither Sakramente spenden und viel selbstständiger arbeiten und unterwegs sein. „Die Leute können das sehr wertschätzen, sind dankbar. Was mich reizt: Menschen zu begleiten, ein Stück mit ihnen zu gehen, in unterschiedlichen Lebenssituationen, ob bei Trauerfällen oder bei schönen Momenten wie Hochzeiten oder Taufen. In Kontakt mit Familien zu kommen, die sich Gedanken machen und ihr Kind aus guten Gründen bewusst zur Taufe anmelden, das berührt mich und gibt mir viel zurück. Und auch, die Menschen ein Stück auf der Gottsuche zu begleiten, etwa im Gottesdienst. Man hat ja eine ganz tolle Botschaft zu verkünden.“ 

Spannungen, die Kirche insgesamt erlebe, gebe es auch in den Pfarreien. „Man spürt die Umbrüche; es werden auch Kritik und Enttäuschung an mich herangetragen – die einen wünschen sich eine strengere konservative Linie, den anderen ist Kirche nicht progressiv genug.“ Bauers Ausgleich zur täglichen Arbeit: Lesen und die Natur. „Am liebsten geschichtliche oder theologische Bücher“, sagt er. „Und ich bin gerne draußen, fahre Fahrrad oder gehe wandern. Da kann man unheimlich gut abschalten und auf neue Ideen kommen.“ Da es im Hochwald so viel bergauf und bergab geht, schwingt sich Bauer inzwischen auf ein E-Bike, das ihm weitere Strecken ermögliche, erzählt er. Ein Jahr wird er den Wadernern noch erhalten bleiben, während er als Kaplan arbeitet. Dann geht es für drei Jahre auf eine Stelle an einem anderen, ihm noch unbekannten Ort. Bauer wird zusammen mit zwei anderen jungen Männern am 18. Mai um 10 Uhr im Dom geweiht. Seine erste Messe, die Primiz, findet am Samstag, 25. Mai, in der Pfarrkirche Allerheiligen in Wadern statt.