Bischof Ackermann kommentiert die römische Instruktion zu Pfarreienreformen:Diskrepanz zwischen Vision und Möglichkeit der Verwirklichung
Trier – Für Bischof Ackermann gibt es „eine Diskrepanz zwischen einer durchaus ansprechenden Vision von Pfarrei als Ort des gelebten Evangeliums und den Hinweisen zur konkreten Verwirklichung“ in der römischen Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ (20. Juli 2020). Das hat der Trierer Bischof im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (kna) und der Trierer Bistumszeitung „Paulinus“ am 24. Juli erklärt.
In dem Dokument stünden Aussagen unverbunden nebeneinander. Manches weise klar nach vorne, aber an anderen Stellen habe er sich „schon gefragt, was von unseren Realitäten und unseren Schwierigkeiten, die wir in Rom vorgetragen haben, verstanden wurde“, sagt Ackermann. Zwar sei von Kreativität für die Weiterentwicklung des pfarrlichen Lebens die Rede, aber tatsächlich bleibe dafür „wenig Spielraum“: „Vielmehr werden Möglichkeiten für Veränderungen stark eingeschränkt.“ Auch wenn von der „Verantwortung des Volkes Gottes“ die Rede sei, bleibe das „vage und wird in den Möglichkeiten eher reduziert“. Mit Blick auf die Aussage im Papier, die Kirche werde durch den Fortschritt des gesellschaftlichen Lebens bereichert, stellt der Bischof klar: „Da gehören für mich unsere demokratische Kultur und auch die Stellung der Frau dazu.“ Die Anliegen von Papst Franziskus, was die Bedeutung der Synodalität und die Bedeutung der Ortskirche angehe, erkenne er in der Instruktion nicht, sagt Ackermann: „Eher im Gegenteil, ich sehe die Eigenverantwortung der Diözese und des Bischofs eingeschränkt.“ Ihn irritiere auch, dass die Instruktion mit keinem Wort auf das Thema Missbrauch und Prävention eingehe und kein Problembewusstsein dafür gezeigt werde, „dass Pfarreien Orte von sexueller Gewalt waren und sein können“.
Der Umsetzung der Trierer Diözesansynode setze die Instruktion „spürbar enge Grenzen“. Er sei aber zuversichtlich, dass sich mit Rom für die konkreten Situationen auch flexible Lösungen finden lassen, so Ackermann. „Und wir werden sicher nicht hinter einen Standard von Beteiligung zurückgehen, der schon lange Praxis ist. Wir bleiben auf der Spur in dem Sinne, dass wir die Anliegen der Synode in eine Realisierung bringen, die kirchlich ist.“ Ackermann betont, er wolle im Dialog mit Rom bleiben. Das sage er auch mit Blick auf den synodalen Weg. „Ich sehe das Papier nicht als Endstation. Es fordert vielmehr zu noch intensiveren Gesprächen mit Rom auf. Und zwar nicht nur von Seiten des Bistums Trier, sondern gemeinsam mit anderen Bistümern in Deutschland, die vor denselben Herausforderungen stehen wie wir.“
Das gesamte Interview ist auf www.paulinus.de zu finden. Auch Generalvikar Dr. Ulrich von Plettenberg hatte sich zur Instruktion geäußert (https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/kritisch-und-konstruktiv-an-kompromiss-mitarbeiten/) und sich mit einem Video an die Gläubigen gewandt.
(JR)